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Ernst Weber 1948 - 2011

APA-FOTO: Agentur Diener/Schmied

Wien  - Eine Woche nach dem Ableben der Judokämpferin Claudia Heill trauert Österreichs Sportfamilie wieder um ein Mitglied. Ernst Weber, aktueller Fußball-Teamchef des Frauen-Nationalteams und von ÖFB-Nachwuchsauswahlen, ist tot. Der fußballbesessene Niederösterreicher kam am Mittwoch unter tragischen Umständen im Alter von 62 Jahren ums Leben. Weber hinterlässt seine Frau Gabi und einen Sohn.

"Wir sind alle fassungslos und erschüttert. Ernst Weber war nicht nur ein fachlich profunder Trainer unseres Verbandes, sondern darüber hinaus auch durch seinen vorbildhaften Charakter und seine stets offene und freundliche Art gerade menschlich ein Vorbild für uns alle. Im Namen der gesamten österreichischen Fußballfamilie ist es mir ein Anliegen, seinen Angehörigen unser aller aufrichtiges Beileid aussprechen", sagte ÖFB-Präsident Leo Windtner in einer ersten Reaktion.

Zu Ehren des Verstorbenen, der von 1996 bis 1999 U21-Teamchef war, wird der ÖFB bei der UEFA beantragen, dass das nächste EM-Quali-Spiel am 3. Juni in Wien gegen Deutschland mit einer Schweigeminuten startet und die Mannschaft von Teamchef Dietmar Constantini mit Trauerflor antritt.

Der Tod des sympathischen Trainers traf alle wie aus heiterem Himmel, weil gar nichts darauf hingedeutet hatte. Einer seiner vielen Freunde, ein Sportjournalist, hat noch am späten Dienstagabend wie fast täglich mit Weber telefoniert. In dem Gespräch ärgerte sich der Niederösterreicher über die kasachische Schiedsrichterin, die wenige Stunden zuvor beim 0:4 seiner U19-Mädchen in der EM-Qualifikation in Anger (Steiermark) gegen Spanien im Einsatz gewesen war, und plauderte über die Gala, die der FC Schalke in der Champions League in Mailand gegen Inter geboten hatte.

Mutmaßlicher Freitod

Niemand konnte sich den Tod des Sportsmannes im ersten Moment erklären. Das Aus in der EM-Qualifikation mit den U19-Mädchen kann es nicht gewesen sein. Vielleicht war eine neue ärztliche Diagnose der Auslöser für den mutmaßlichen Freitod gewesen. Das sind aber reine Spekulationen.

Fakt ist, dass Weber sowohl früher als aktiver Kicker als auch später als Trainer so manche Niederlage weggesteckt hat. Selbst ein fortgeschrittener Lymphdrüsenkrebs, der 2002 mit 46 Chemotherapien besiegt wurde, vermochte ihm nichts anzuhaben. Im Gegenteil, dieser Rückschlag machte ihn stark, was er seinen Freunden danach immer wieder bei Jux-Kickerl zeigte.

Im Österreichischen Fußball-Bund (ÖFB) wurde er zum Workaholic, war fast stets in Sachen Fußball im In- und Ausland unterwegs. Schon im Frühjahr 1999, also vor seiner Krankheit, machte er als Erster auf ein rot-weiß-rotes Problem aufmerksam. Damals tummelten sich in der Bundesliga 84 und in der Ersten Division 46 Legionäre, die dem eigenen Nachwuchs den Weg verbauten. "Ich habe nichts gegen Ausländer. Ich will in ein paar Jahren aber nicht hören, dass niemand auf die Problematik aufmerksam gemacht hat. Der Weg in die Zukunft ist ein beängstigender", sagte Weber damals anlässlich der Präsentation seiner Untersuchung.

Der Coach war auf dem Rasen als Spieler nie ein großer, aber ein ehrlicher Fußballer, spielte für den SC Brunn, VfB Mödling, Guntramsdorf und Großengersdorf. Um einiges erfolgreicher lief dafür seine Trainerlaufbahn ab. Er wurde mit dem Kremser SC gegen den von Ernst Happel betreuten FC Tirol 1988 ÖFB-Cuspieger, mit Admira Wacker 1989 Vizemeister und Sieger des Wiener Stadthallen-Turniers. Auf ÖFB-Ebene führte Weber die U17-Auswahl 2003 auf den dritten EM-Platz.

Für Christian Fuchs, der damals in Portugal neben Franz Schiemer und Co. auf dem Podest stand, war dieser dritte Rang der erste große Erfolg. "Ernst Weber war ein wichtiger Trainer für mich. Er hat mich zum ersten Mal in ein Nationalteam einberufen. Ernst Weber hat viel vom Fußball verstanden, aber vor allem menschlich war er einzigartig. Er wird mir fehlen, wir haben uns immer sehr gut verstanden", sagte der tiefbetroffene ÖFB-Teamkapitän. (APA)