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Die Rohstoffpreise bereiten weiterhin Sorgen – Zeitungspapier wird teurer.

Wien - Die Produktionsmenge von Papier, Karton und Pappe stieg 2010 um 9 Prozent auf rund 5 Mio. Tonnen und lag damit wieder in etwa auf dem Niveau von 2008. Sorgen bereiten der Branche die steigenden Preise für Altpapier und Zellstoff. Diese hätten bereits für Preiserhöhungen unter anderem bei Zeitungspapier gesorgt, sagte Wolfgang Pfarl, Präsident des Branchenverbands Austropapier, bei der Jahresbilanzpressekonferenz am Mittwoch. Der Branchenumsatz stieg um 17 Prozent auf 3,8 Mrd. Euro, womit er knapp unter dem Wert von 2008 blieb.

Obwohl einige Tageszeitungen in Österreich die hohen Papierpreise bereits als Argument für Erhöhungen der Verkaufspreise genutzt haben, wurde 2010 um 35 Prozent mehr Zeitungspapier produziert als im Vorjahr. Dort war die Nachfrage in der Rezession allerdings auch besonders stark zurückgegangen. Ein kräftiges Plus von 14 Prozent gab es auch bei Faltschachtelkarton. Für heuer gibt sich Pfarl nur vorsichtig optimistisch und rechnet mit "keinen nennenswerten zusätzlichen Nachfrageimpulsen."

Zwar sei das Produktionsplus "eine gewisse Erleichterung", doch es werde es schwer sein, die Verluste aus den Vorjahren wieder wettzumachen, sagte Pfarl. Da die Konkurrenz in Asien die Krise weit weniger gespürt hat, habe sich der weltweite Wettbewerb deutlich verschärft, sagte Pfarl.

Die verstärkte Rohstoffnachfrage, allen voran aus China, habe die Preise für Altpapier und Zellstoff regelrecht explodieren lassen, sagte der Unternehmer Alfred Heinzel. Ein Grund für die Steigerung der Holzpreise sei auch der ineffiziente Einsatz von Biomasse. "Das ist ein volkswirtschaftlicher Missbrauch", findet Pfarl.

Wie es mit den Papierpreisen weitergeht, hängt laut Pfarl auch dieses Jahr vorrangig von den Rohstoffpreisen ab. Während er bei den Zellstoffpreisen "ein gewisses Plateau" sieht, sei die Entwicklung bei Altpapier weniger klar. "Wir können zum Beispiel noch gar nicht sagen, inwieweit sich die kritische Lage in Japan auf die Nachfrage auswirkt." Um die Situation zu entspannen, wünscht sich Pfarl für die Industrie, in Zukunft vermehrt auf Altpapier aus Osteuropa zugreifen zu können. "Da wird schlicht zu wenig gesammelt", sagte er.

Streit mit Rail Cargo

Sorgen bereitet der Branche auch ein Streit mit der ÖBB-Güterverkehrstochter, der Rail Cargo Austria (RCA). Diese habe ihre Tarife schlagartig um 30 Prozent erhöht. "Da kann von Betriebswirtschaft keine Rede mehr sein", meinte Pfarl. Sollte es nicht gelingen, einen Kompromiss mit Bahnchef Christian Kern zu finden, sehe man sich gezwungen, den Transport entweder auf die Straße zu verlagern oder auf Privatbahnen umzusteigen. Der Chef des Branchenverbandes ist jedoch zuversichtlich, dass man durch die aktuell stattfindenden Verhandlungen "zu einer vernünftigen Partnerschaft mit der RCA" zurückkehren könne.

Kritik gab es auch an der von Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (V) vorgelegten Novelle zum Ökostromgesetz. Gefordert wird vor allem eine Kostendeckelung für die energieintensive Industrie. Außerdem spricht sich der Papier-Branchenverband dafür aus, die Energiepolitik auf europäischer Ebene anzugehen und keine Wettbewerbsverzerrungen durch national stark unterschiedliche Förderbedingungen zu schaffen.

Durch den Emissionshandel sieht der Austropapier-Geschäftsführer Oliver Dworak ab 2013 eine zusätzliche Belastung von 40 bis 60 Mio. Euro auf seine Papierindustrieunternehmen zukommen.

Austropapier repräsentiert gemeinsam mit dem Fachverband der Papierindustrie 27 Unternehmen, die insgesamt über 8.000 Mitarbeiter beschäftigen. (APA)