Rom - Generali-Verwaltungsratpräsident Cesare Geronzi, der vor einem Jahr vom Franzosen Antoine Bernheim das Ruder der europaweit drittgrößten Versicherungsgesellschaft übernommen hat, ist am Mittwoch zurückgetreten. Dies geht aus Kreisen um den Generali-Aufsichtsrat hervor. Geronzi reichte seinen Rücktritt ein, nachdem eine Gruppe von Generali-Aufsichtsratsmitgliedern einen Misstrauensantrag gegen den Präsidenten vorgelegt hatten. In den vergangenen Wochen war Geronzi wegen seiner Strategie zunehmend ins Visier der Hauptaktionäre geraten.

Bei Generali bröckelt der Aufsichtsrat. Anfang dieser Woche hatte ein namhaftes Mitglied, die spanische Bankerin Ana Patricia Botin, die das Geldhaus Santander im Aufsichtsrat vertritt, den Versicherungslöwen verlassen. Zu viele Verpflichtungen innerhalb der Santander-Gruppe würden sie zwingen, von Generali auszusteigen, erklärte die Erbin der spanischen Unternehmerfamilie ihren Schritt. Vor einem Monat war bereits der Präsident des italienischen Brillenkonzerns Luxottica, Leonardo Del Vecchio, aus Generalis Aufsichtsrat ausgetreten. "Ich habe festgestellt, dass ich die strategischen Richtlinien Generalis nicht beeinflussen kann", hieß es im Demissionsschreiben Del Vecchios, der den weltweit größten Brillenhersteller gegründet hat und einen zweiprozentigen Anteil an Generali hält. 

Interims-Führung

 

Die Führung des Versicherers übernimmt interimistisch vom Vizepräsidenten Francesco Gaetano Caltagirone übernommen werden. Dies verlautete am Mittwoch aus Kreisen um den Generali-Aufsichtsrat, der am Mittwoch in Mailand tagte. Geronzi reichte seinen Rücktritt ein, nachdem fast alle Aufsichtsratsmitglieder, darunter Geschäftsführer Alberto Nagel und Generaldirektor Francesco Saverio Vinci, einen Misstrauensantrag gegen ihn eingereicht hatten.

Der Antrag wurde von den meisten Board-Mitgliedern unterzeichnet, darunter auch von Vizepräsidenten Vincent Bollore, der schon in den vergangenen Tagen Geronzis Führung scharf kritisiert hatte. Den Misstrauensantrag unterzeichneten auch die beiden Aufsichtsratsmitglieder der Mailänder Investmentbank Mediobanca, die mit einem 14-prozentigen Anteil Generalis stärkster Aktionär ist.

Im Visier der Aufsichtsratsmitglieder ist unter anderem die Osteuropa-Strategie des Unternehmens geraten, in erster Linie das Joint Venture mit der tschechischen Versicherungsgesellschaft PPF. Vizepräsident Bollore hatte sich zuletzt über mangelnde Transparenz beim Triester Löwen beklagt und Aufklärung über eine Verkaufsoption verlangt, die der tschechische Magnat Petr Kellner ausüben kann, wenn er sich aus dem osteuropäischen Joint Venture Generali PPF verabschiedet. Die Option würde Generali finanziell schwer belasten.

Die Mailänder Börse reagierte positiv auf Geronzis Rücktritt. Die Generali-Aktie an der Mailänder Börse meldete einen Plus von 4,7 Prozent auf die Demission des Präsidenten. (APA)