Kühtai - Musik in den Bergen hat für gewöhnlich ein massives Qualitätsproblem. Die Vorstellung vom Gebirge wird gerne in musikalische Gefäße gepackt, die den Namen nicht verdienen, weil sie ausschließlich Volksverdummung und Geschmacklosigkeit fördern. Skifahrer wissen ein traurig Lied anzustimmen, wenn in stickigen Berghütten Gutelaunemüll in Form von Alkohol und Rhythmen gereicht wird. Pikanterweise wurde aus der Natur längst eine Industrie, mit der die Produzenten ausgezeichnet verdienen.

Das Festival Klangschnee sorgt von Donnerstag bis Sonntag für einen löblichen Versuch der Imageaufbesserung. "Mein Baby", sagt Christian Graf Stolberg zu Stolberg, Hausherr im feudalen Jagdschloss Kühtai, und lächelt selig von der Sonnenterrasse seines Hotels. "In die Veranda kommt ein Steinway-Flügel", erzählt er stolz. "Nach dem Konzert wird in den Stuben gegessen. Ich glaube, das wird sehr schön", sagt der Graf, Ururenkel von Kaiser Franz Joseph.

Gemeinsam mit Kunstmäzenatin Annemarie Schindler bringt Stolberg Musiker von internationalem Ruf ins Jagdschloss, seit Jahren ein Spitzenhotel in historischen Gemäuern, 40 Minuten von Innsbruck. Kaiser Maximilian ließ es um 1500 bauen. Freitag spielt der russische Pianist Denis Kozhukhin Haydn, Brahms und Liszt. Samstag geben die Österreicher Christoph und Florian Berner an Steinway und Violoncello ein Konzert. Auf dem Programm stehen Beethoven, Schostakowitsch und Brahms. Sonntag lädt Sopranistin Sofia Gordeladze zur Matinée mit Rachmaninow, Gounod und Verdi.

Klangschnee ist darüber hinaus mit ziemlicher Sicherheit das gesündeste Musikfest der Welt. 2020 Meter über dem Meer wird aufgespielt, wer will, kann tagsüber Ski fahren. Zu buchen ist die Veranstaltung als Package, auch inklusive Skipässe oder pro Abend. (Doris Priesching/DER STANDARD, Printausgabe, 6. 4. 2011)