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Vor dem Evakuierungszentrum im Big Palette Fukushima Kongressgebäude in Koriyama

Foto: REUTERS/Carlos Barria

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Tepco-Vizepräsident Takashi Fujimoto kündigte bei einem Pressetermin erste Entschädigungszahlungen an.

Foto: EPA/FRANCK ROBICHON

Der Kampf gegen ein Leck an der Atomanlage Fukushima kommt voran, die Menge an ausströmendem verstrahltem Wasser habe sich verringert, berichteten japanische Medien am Dienstag unter Berufung auf den Energiekonzern Tepco. Nach mehreren gescheiterten Versuchen half nun offenbar ein Abdichtmittel auf Basis von Flüssigglas, das die Arbeiter in den betreffenden Kanalschacht gegossen hatten.

Gleichzeitig wurden Messergebnisse vom Samstag bekannt, wonach die Jod-Konzentration im Meer vor Reaktorblock 2 um das 7,5-Millionenfache über den zulässigen Grenzwerten liegt. Das bisher unkontrolliert ins Meer strömende, hoch radioaktiv verseuchte Wasser stammt vermutlich aus Block 2, in dem die Brennstäbe teilweise geschmolzen waren. Die Regierung kündigte schärfere Kontrollen bei Meeresfrüchten an. Um das Wasser endgültig zu stoppen, sollten noch einmal 1.500 Liter des Abdichtmittels in den Schacht gekippt werden, meldete der Fernsehsender NHK.

Tepco zahlt erste Entschädigungen

Die Menschen aus der Gegend um das zerstörte AKW Fukushima sollen erste Entschädigungszahlungen bekommen. Das Geld könnte zum Monatsende fließen - wie viel, ist aber noch unklar. Über die Höhe will sich der Betreiber Tepco mit der Regierung beraten, wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am Dienstag unter Berufung auf den Konzern berichtete.

Weil sich die Atomkrise noch lange hinziehen dürfte, handelt es sich um vorläufige Entschädigungen. Die Zahlungen seien von der Regierung angeordnet worden, sagte Wirtschafts- und Industrieminister Banri Kaieda.

Rund 80.000 Anrainer der Atomruine mussten sich auf Weisung des Staates in Sicherheit bringen. Außerdem leiden viele Landwirte darunter, dass sie wegen radioaktiver Verstrahlung ihr Gemüse und Obst nicht mehr verkaufen können. Tepco werde zunächst unter anderem für die Arztkosten und Einkommensausfälle aufkommen, hieß es.

Tepco hat bereits damit begonnen, neun betroffenen Gemeinden jeweils 20 Millionen Yen (170.000 Euro) zu zahlen. Die Gemeinde Namie in der Unglücksprovinz weigerte sich jedoch, das Geld anzunehmen. Sie verlangt, dass Tepco sich zuerst direkt bei den Bürgern entschuldigt und ihnen Entschädigungen anbietet.

Warnung vor japanischem Flussfieber

Das Nationale Institut für Infektionskrankheiten warnte am Dienstag vor einer Ausbreitung des japanischen Flussfiebers. Die sogenannte "Tsutsugamushi"-Krankheit, kann von einer gefährlichen Milbenart ausgelöst werden. Durch Erdrutsche nach dem Erdbeben vom 11. März könnten demnach Schlammmassen mit der Milbe in Gebiete gelangt sein, in denen es zuvor nie einen Ausbruch der Krankheit gegeben hatte. Wie die japanische Nachrichtenagentur Jiji Press unter Berufung auf das Institut weiter berichtete, war die Krankheit bei einem zwischen 60 und 70 Jahre alten Mann in der Unglücksprovinz Fukushima bereits am 22. März diagnostiziert worden.

Weiterhin Probleme mit verstrahltem Wasser

Unterdessen hat Tepco am Dienstag weiterhin radioaktiv verseuchtes Wasser ins Meer gepumpt. Der Betreiber will damit Platz schaffen, um in Tanks noch stärker verstrahltes Wasser speichern zu können. Wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo berichtete, strömten bis Dienstagmittag (Ortszeit) rund 3.430 Tonnen leicht belastetes Wasser in den Pazifik. Insgesamt sollen 11.500 Tonnen abgelassen werden. 

Die Helfer stehen vor einem Dilemma: Sie leiten Wasser zum Kühlen der Reaktoren in die Kraftwerksgebäude, wissen dann aber nicht, wohin damit. Die Behörden gehen davon aus, dass sich inzwischen 60.000 Tonnen radioaktiv verseuchtes Wasser im Keller der Reaktorgebäude sowie in unterirdischen Kanälen angesammelt hat. Das Wasser behindert das weitere Vorgehen der Arbeiter.

Regierungssprecher Yukio Edano verteidigte erneut die Aktion, die am Montag begonnen hatte, als alternativlos. Sie sei nötig, damit nicht stärker strahlendes Wasser ins Meer gelange. Die Regierung werde die Lage in Fukushima sehr genau beobachten.

Tankfloß gestartet

Zum Auffangen von radioaktiv verseuchtem Wasser wurde außerdem ein riesiges Tankfloß in Bewegung gesetzt. Das sogenannte Megafloat legte am Dienstagnachmittag (Ortszeit) in der Stadt Shimizu in der Provinz Shizuoka ab und wird zunächst in eine Werft in der Tokioter Nachbarstadt Yokohama gezogen. Dort soll es für den Einsatz im AKW umgebaut werden, wie die Nachrichtenagentur Jiji Press berichtete. Das stählerne Tankfloß werde voraussichtlich nach dem 16. April in Fukushima eintreffen, hieß es. Es ist 136 Meter lang, 46 Meter breit und kann zehn Millionen Liter an Flüssigkeit aufnehmen. Hilfe versprechen sich die Arbeiter auch von Spezialschiffen der US-Marine sowie von behelfsmäßigen Tanks. Außerdem ist die Rede von einem Zaun, der im Meer vor Fukushima verhindern soll, dass sich vergiftetes Wasser unkontrolliert im Pazifik ausbreitet. (red/APA)