Wien/Graz - Zur Erforschung des Klimas längst vergangener Zeiten gibt es mittlerweile zahlreiche wissenschaftliche Methoden, von der Analyse von Spurenelementen in Eisbohrkernen bis hin zu Tropfsteinen. Wissenschafter um Werner Piller von der Universität Graz dringen mit einem komplexen Methodenmix in eine Auflösung von Dekaden vor - und das für einen Zeitraum vor zehn Millionen Jahren. Die Erforschung des sogenannten Pannonischen Sees wird bei der noch bis Freitag in Wien stattfindenden Generalversammlung der Europäischen Geowissenschaftlichen Union (EGU) in Wien präsentiert.

Vor rund zehn Millionen Jahren erstreckte sich der Pannonische See über eine riesige Fläche, von Rumänien bis zu den Alpen. "Der Ostrand der Alpen war die Westküste dieses Sees", erklärte Piller. Über Bohrungen an verschiedenen - heute trockenen - Stellen dringen die Grazer Forscher in den Bereich des fossilen Seebodens vor. Analysiert werden sowohl die Mineralienzusammensetzung als auch die Tierarten und die gefundenen Pollen. Über die gefundenen Muschelkrebse (Ostracoda) und Einzeller (z.B. Dinoflagellaten) lassen sich zum Beispiel Rückschlüsse über die jeweilige Nährstoffsituation des Gewässers ziehen. Die vorhandenen Pollen sagen eine Menge über die Landvegetation aus.

Untersuchung

Die Bohrkerne werden Zentimeter für Zentimeter und teilweise sogar im Millimeterbereich untersucht. So ergibt sich die vergleichsweise geringe Auflösung von bis zu zehn Jahren. Damit zeichnet sich ein Bild von sehr kurzfristigen Klimaveränderungen und Wetterphänomenen. Die Analysen ergeben einerseits verschiedene Muster bei Temperatur und Niederschlagsmengen, andererseits werden nach den bekannten Zyklen die Muster der Sonnenaktivität errechnet und mit den Klima-Mustern in Übereinstimmung gebracht. "Die Zusammenhänge sind zu sehen, wenngleich es noch einiger Arbeit bedarf, die verschiedensten Zyklen der Sonnenaktivität mit den Daten in Übereinstimmung zu bringen", erklärte Piller.

Was die Schwankungen angeht, war das Klima vor zehn Millionen Jahren dem heutigen nicht so unähnlich. Insgesamt war es aber deutlich wärmer, im Übergang vom subtropischen zum warm gemäßigten Klima. Die Jahresmittelwerte schwankten zwischen 17 und 21 Grad, die Niederschlagsmengen betrugen 1.100 bis 1.500 Millimeter pro Jahr (heute: rund 900 Millimeter). Die Arbeiten laufen in Kooperation mit dem Naturhistorischen Museum Wien (NHM) und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). (APA/red)