Wien - Im Unterrichtsministerium wird an der Einführung von Türkisch als zweite lebende Fremdsprache gearbeitet, in der man an höheren Schulen auch zur Matura antreten können soll. Dabei gehe es um eine Gleichstellung von Türkisch mit Sprachen wie Französisch, Russisch, Polnisch oder auch Bosnisch/Serbisch/Kroatisch, für die es dieses Angebot schon jetzt gebe, bestätigt ein Sprecher von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) einen Bericht der Tageszeitung "Presse" vom Montag.

Im Ministerium werde derzeit eine Änderung der Lehrpläne vorbereitet, danach stehe auch der Einführung eines an der Uni Graz bereits ausgearbeiteten Lehramtsstudiums für Türkisch "nichts mehr im Wege". Das geplante Angebot bedeute allerdings nicht, dass türkischsprachige Schüler künftig in allen Fächern in ihrer Muttersprache maturieren können.

"Eine Frage von Jahren"

Im Unterrichtsministerium will man die Pläne für Türkisch als bis zur Matura führende zweite lebende Fremdsprache zunächst "mit dem Koalitionspartner akkordieren und politisch diskutieren". Eine Einführung werde es nur im Einvernehmen mit der ÖVP geben, heißt es aus dem Büro von Unterrichtsministerin Claudia Schmied. Sollte das Fach kommen, sei dies noch "eine Frage von Jahren", relativiert man den Vorstoß von Montag Nachmittag.

Für ÖVP derzeit kein Thema

Aus Sicht der ÖVP steht die Einführung von Türkisch als zweite lebende Fremdsprache unterdessen nicht auf der Agenda. Diese Frage sei derzeit nicht aktuell, so VP-Bildungssprecher Werner Amon im ORF-"Mittagsjournal".

Die FPÖ warnte unterdessen davor, dass durch Türkisch als Maturafach "Parallelgesellschaften geradezu gefördert" würden. Es sei "mit Sicherheit der falsche Ansatz", wenn in Österreich lebenden Menschen, die Türkisch nicht mehr lesen und schreiben könnten, die Sprache wieder beizubringen.

Grüne: Lehramtstudium Türkisch überfällig

Der grüne Bildungssprecher Harald Walser zeigt sich erfreut über den Vorschlag von Unterrichtsministerien Schmied. Diese Maßnahme sei überfällig, da in Österreich 263.000 Menschen mit türkischem Migrationshintergrund leben, so Walser in einer Aussendung. Man dürfe den Türkischunterricht nicht islamischen Fundamentalisten und nationalistischen Organisationen überlassen, daher sei ein Lehramtstudium Türkisch eine wichtige Voraussetzung.

Ende des Jahres hatte bereits der türkische Botschafter Kadri Ecvet Tezcan gefordert, Türkisch als Maturasprache zu ermöglichen und Türkisch an österreichischen Schulen zu forcieren. Er wollte dafür Lehrer aus der Türkei nach Österreich holen.

Das BZÖ hat sich am Montag "ganz klar" gegen Türkisch in einzelnen Schulen als zweite lebende Fremdsprache mitsamt Matura-Möglichkeiten ausgesprochen. "Kinder mit Migrationshintergrund müssen einmal die deutsche Sprache erlernen, bevor sie in die Schule gehen", erklärte Bildungssprecherin Ursula Haubner in einer Aussendung. Die Beherrschung der Sprache sei schließlich die Voraussetzung für eine gelungene Integration, so die Abgeordnete. (APA/red)