Wien - Das überwiegend im Besitz von Institutionen der katholischen Kirche stehende Bankhaus Schelhammer & Schattera hat 2010 ein gegenüber dem Vorjahr weitgehend stabiles Ergebnis erzielt. Zwar drückte das niedrige Zinsniveau den Gewinn von 6,2 Mio. auf 5,2 Mio. Euro, doch aufgrund besserer Wertpapiererträge sowie einem geringerem Abwertungsbedarf blieb das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) mit rund 7 Mio. Euro annähernd gleich, teilte Generaldirektor Helmut Jonas am Montag auf einer Pressekonferenz mit.

Erfreulich entwickelten sich aus Sicht der Bank die Kundeneinlagen, trotz der aufgrund von Leitzinssenkungen "nicht sehr attraktiven Verzinsung." Ende 2010 hatten Kunden 542,3 (2009: 523,3) Mio. Euro bei der Kirchenbank liegen, das sind rund 70 Prozent der gesamten Bilanzsumme (771,6 Mio. Euro). "Unsere Devise lautet: Keine Experimente mit dem Geld der Kunden", sagte Vorstandsdirektor Günter Bergauer. Ab heuer biete man den Kunden ein "Ethiksparbuch", bei dem das Geld "garantiert nachhaltig" angelegt werde, so Jonas. Die Verzinsung bei 12-monatiger Laufzeit beträgt 1,5 Prozent. Auch beim Kreditvolumen konnte man 2010 "ein schönes Wachstum" erzielen. Trotz restriktiver Risikopolitik steigerte sich dieses auf 233,7 (212,2) Mio. Euro.

Die Aktionäre des Instituts - zu 85 Prozent kirchliche Institutionen, zu 15 Prozent Privatinvestoren - können sich, sofern die Hauptversammlung am 31. Mai zustimmt, über eine Dividende von 85 Euro pro Aktie freuen. Insgesamt würden dieses Jahr 3,57 Mio. Euro ausgeschüttet. Mehr als 2 Mio. Euro des Jahresüberschusses würden zur Stärkung des Eigenkapitals genutzt, sagte Jonas. Dieses betrage rund 97 Mio. Euro, womit die Bank über dreimal so viel Eigenkapital wie vorgeschrieben verfüge. "Wir erfüllen jetzt schon die Kriterien für Basel III mehr als bequem", so der Generaldirektor.

Gutes Klima für ethische Investments

Die Marktsituation für ethische Investments sieht man bei Wiens ältester Privatbank sehr gut. Einerseits gebe es mehr Angebot, weil sich die Unternehmen besser verhielten, anderseits seien auch die Kunden kritischer geworden. Die Anlagekriterien für die Investmenttochter des Hauses sowie für Sparbücher werden von einem Ethikbeirat bestimmt. Ein wichtiges Ausschlusskriterium für Engagements bei Unternehmen und Staaten sei schon immer der Einsatz von Atomkraft gewesen, so Jonas. Weitere Ausschlusskriterien für Staaten umfassen etwa gravierende Arbeitsrechtsverletzungen, Nichtratifizierung des Kyotoprotokolls und Todesstrafe. Unternehmen schaffen es unter anderem mit Rüstungsaktivitäten, Drogen, Pornografie, Tabak und Glücksspiel auf die schwarze Liste der Bank.

Das unter diesen Gesichtspunkten widersprüchliche Engagement bei den Casinos Austria - Schelhammer & Schattera ist dort mit 5,3 Prozent beteiligt - erklärte Jonas damit, dass Glücksspiel dort "sehr ordentlich" betrieben werde und kein Geld mit Spielsüchtigen verdient werde. Der Anteil sei schon vor vielen Jahren zustande gekommen. "Klar kann es sein, dass unsere Aktionäre irgendwann sagen, dass wir verkaufen sollen." Im Moment sei das aber nicht aktuell. Darüber hinaus sei die Aktionärsstruktur der Casinos durchaus seriös.(APA)