Wie anders sollten wir in die Geschichte einsteigen, als an diesem sonnigen Nachmittag in Tököl, an dem ich gerade am Boden liege und mir die 450er KTM ständig in den Rücken schupft – der Motor läuft noch, und das Hinterrad bekommt immer wieder ein wenig Grip.

Foto: Gluschitsch

Zwar hab ich den Start des Nachmittagsrennens in der Amateurklasse am zweiten Tag des Trainingslagers mit Hanson Schruf ganz gut erwischt und gleich ein paar Plätze gut gemacht. Bis ich nach meinem Sturz im Offroad aber wieder auf der Kanten sitze und auf den Table zuzittere, ist das ganze Feld durch den Anleger durchgefahren.

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Im Rennen der Profiklasse hat Staatsmeister Hanson Schruf noch mehr Pech. Zwar fährt er ein sauberes Rennen – dieses aber nicht zu Ende. Er bleibt ebenfalls im Offroad hängen. Aber nicht stürzend, sondern weil ihm der Sprit ausgeht. "Ich habe vor dem Rennen noch kurz in den Tank geschaut und gesehen, dass er halb voll ist. Das dürfte aber nur ein Schatten gewesen sein, weil im Tank war letztlich so gut wie nichts mehr."

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Der Trainer nimmt es gelassen, kann er doch schon am zweiten Tag auf ein erfolgreiches Trainingslager in Tököl zurückblicken. Die Stimmen der Teilnehmer sind unisono begeistert. Die Racer feilen an Taktik und Technik, um in der nächsten Saison bei diversen Rennen besser abzuschneiden.

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Hannes Mayer ist mit sich selbst noch nicht ganz zufrieden: "Mir fehlt es an der nötigen Kondition, um noch bessere Zeiten zu fahren. Ich bin nun monatelang nicht am Eisen gesessen, und das merke ich jetzt. Aber dafür bin ich ja beim Training; um wieder reinzukommen." Unter den Trainingsteilnehmern sind auch Fahrer, die in der Saison direkt gegen Hanson antreten werden.

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Aus der Sicht der Anfänger ist ohnedies schier unglaublich, was die Racer da am Asphalt und im Offroad aufführen. Hanson straft in jeder Kurve die Physik Lügen.

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Er fährt jede Kurve viel zu schnell an, rutscht so quer hinein, dass ein Sturz wahrscheinlicher ist als ein Sieg, und bevor er mit einem Highsider absteigt, wheelt er ab dem Kurvenscheitel schon auf den nächsten Bremspunkt zu.

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Nach den Trainingseinheiten am Vormittag nutzt der Staatsmeister sein Trainingscamp am Nachmittag, um sich beim freien Fahren und bei den Rennen selbst auf die Staatsmeisterschaft vorzubereiten.

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"Das Gelände hier ist ideal zum Trainieren. Der Asphalt hat einen enormen Grip, und wir haben hier zwei Offroad-Teile, die wir einbauen können." Gleichzeitig testet er neue Slicks in Tököl, weil die raue Piste dafür geradezu perfekt ist.

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Und die blutigen Anfänger? Es gibt gleich eine ganze Gruppe von Teilnehmern, die zum ersten Mal auf der Supermoto sitzen oder nur ganz wenig Erfahrung haben. Die machen natürlich die größten Fortschritte.

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Vom zaghaften Umlegen des Bikes in den Kurven schafften sie es in nur drei Tagen, Kurven mit rauchenden Reifen anzudriften, mit den Slicks im Offroad zu fahren und dann auch den Table mit einem ordentlichen Luftstand durchzuspringen.

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Vier Damen sind auch beim Training in Ungarn dabei, und verteilen sich auf die drei Übungs-Gruppen. Die Reißerische und Sabine Pulz, European Baja Quad Champion 2009 und 2010, mischen sich unter die Anfänger.

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Ulli, Hansons Freundin, brennt ganz beachtliche Rundenzeiten beim Amateur-Rennen in den Asphalt, und die 17-jährige Yasmin Poppenreiter matcht sich mit den anderen Profis. Und das nicht nur hier beim Training. Sie wurde Dritte in der Klasse S3 der österreichischen Meisterschaft, gewann bereits zweimal die Ladyklasse des Grenzland-Cup.

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Köki, der ungarische Trainer, der Hanson Schruf zur Seite steht, hat eine Reihe von Übungen zusammengestellt, welche die Profis ins Schwitzen bringen und die Anfänger langsam aber sicher an ihr erstes Rennen heranführen.

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In diesem ersten Rennen liege ich im Anleger und schau, wie das Feld an mir vorbeizieht. So auch die Reißerische. Sie wird sich nicht bequemen, mich zu fragen, ob es mir gut geht.

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Später wird klar, dass sie nicht einmal gemerkt hat, dass ich, ihr liebsorgender Gatte es war, der vor ihr im Dreck lag. "Du weißt, wie das im Rennen ist. Es zählt nur, was vor einem ist."

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Informationen:

Homepage Hanson Schruf

Weitere Supermoto-Trainings denkt Hanson Schruf bereits an. Jedenfalls wird es nächstes Jahr vor der Rennsaison wieder ein Trainingscamp geben - aufgrund der großen Nachfrage prüft er aber gerade einen Zusatztermin im Sommer oder Herbst.

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