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Die Abholzung des Regenwaldes ist Brasiliens größter Beitrag zum Treibhauseffekt. Nun werden die Banken, die sie finanzieren, zur Rechenschaft gezogen.

Foto: AP/Chalu

Die brasilianische Staatsanwaltschaft will zwei der größten Banken des Landes anzeigen. Sie hätten Kredite an Unternehmen vergeben, die die Abholzung des Regenwalds vorantreiben und Sklavenarbeiter halten.

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Zwei der größten Banken Brasiliens stehen wegen der Vergabe schmutziger Kredite am Pranger. Mehrere Staatsanwälte aus dem Bundesstaat Pará werfen der Banco do Brasil und der Banco da Amazonia vor, Unternehmen Kredite gewährt zu haben, die gegen die Verfassung, diverse Gesetze und völkerrechtliche Verträge verstoßen.

Die Begründung: Die Kreditnehmer setzten unter anderem Sklavenarbeiter ein und holzten den Regenwald ab. Erschwerend komme dazu, dass für diese Kredite Steuergelder verwendet worden seien, so die Staatsanwaltschaft. Die Verstöße seien in großem Ausmaß und systematisch erfolgt. Versagt habe auch die Agrarbehörde Incra, die ihrer Aufsichtspflicht nicht nachgekommen sei.

Umweltschützer hoffen auf "rasches Handeln"

Die Banco do Brasil, die größte lateinamerikanische Bank, hat die Gesetzesübertretungen bestritten, erklärte in einem Kommuniqué aber, die Vorwürfe im Einzelnen prüfen zu wollen. Die Banco da Amazonia hat zunächst nicht Stellung genommen zu der Klage, die vom Gericht noch zugelassen werden muss.

Die Umweltschützer haben das bisher einmalige und überraschende Vorgehen der brasilianischen Justiz begrüßt. "Der Zusammenhang zwischen Agrarkrediten und Abholzung ist seit langem bekannt", erklärte der Amazonasexperte von Greenpeace Brasilien, Paulo Adario. "Nun hoffen wir, dass die Gerichte rasch handeln."

Die brasilianische Regierung hat 2008 festgelegt, dass Bankkredite nur an landwirtschaftliche Betriebe vergeben werden dürfen, wenn gegen diese aufgrund von Regenwaldabholzung kein Embargo verhängt wurde und wenn diese über entsprechende Umweltlizenzen verfügten, sofern sie in Regenwaldgebieten tätig sind.

Umweltsünder-Kredite

Insgesamt haben die Banken gemäß den Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft zwischen 1995 und 2009 mehr als 90 Milliarden Reais (umgerechnet sind das rund 40 Mrd. Euro) für die Landwirtschaft im Amazonas-Gebiet vergeben. Spitzenreiter sei die Banco do Brasil mit 47 Milliarden Reais, es folgt die Banco da Amazonia mit 13 Milliarden. 92 Kredite über insgesamt 16 Millionen Dollar seien von den beiden an bekannte Umweltsünder und Ausbeuter vergeben worden.

Beide Banken gehören außerdem zu jenem Konsortium, das den Bau der Megastaudämme im Amazonas finanziert, gegen die Umweltschützer, Menschenrechtler und Indigenas mobil gemacht haben.

Die Staatsanwaltschaft fordert nun neben einer Wiedergutmachung strikte interne Prüfungen, um das wahre Ausmaß des Schadens festzustellen und Wiederholungen zu vermeiden. Die Abholzung des Regenwaldes ist Brasiliens größter Beitrag zum Treibhauseffekt, deshalb hat sich die Regierung verpflichtet, dem Einhalt zu gebieten. Nach offiziellen Angaben ist die Abholzung wegen der neuen Gesetze und stärkerer Überwachung bis dato um mehr als ein Drittel zurückgegangen. (Sandra Weiss aus Puebla, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4.4.2011)