Bei der Teuerung scheiden sich die Geister. Eine Grenze - in der Eurozone und den USA gelten zwei Prozent Inflation als Ende der Fahnenstange - wird von vielen Ökonomen als Konjunkturkiller verteufelt. Doch die aktuelle Situation zeigt, wie gefährlich die Geldentwertung tatsächlich ist. Wegen der Überhitzung in boomenden Schwellenländern müssen Regierungen und Notenbanken auf die Bremse steigen. Das wird sich in absehbarer Zeit negativ auf die Ausfuhren der gerade der Krise entkommenen Industriestaaten auswirken.

Im Westen selbst lastet der Anstieg bei Energie- und Rohstoffpreisen schon längst auf den Geldbörsen der Haushalte. Da der Staat mit Steuererhöhungen die Preise zusätzlich anheizt, werden die Österreicher heuer neuerlich weniger in der Geldbörse haben. Dazu kommen noch die Gebührensteigerungen der Kommunen, die ihre Finanzprobleme auf die Bürger überwälzen. (Wie schön, dass der Wirtschaftsminister den Spritpreis-Gipfel erklommen und dort Meldepflichten der Tankstellen verkündet hat. Das wird die Autofahrer bestimmt besänftigen.)

Die Wirtschaftsforscher vertrauen nun auf eine "maßvolle" Tarifpolitik, mit der eine Lohn-Preis-Spirale verhindert werden soll. Das mag ökonomisch sinnvoll sein, heißt für die Bürger im Klartext aber: Die Teuerung muss von ihnen geschluckt werden, während sich der Staat dank sprudelnder Steuereinnahmen ins Fäustchen lacht. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2./3.4.2011)