Das Modell zeigt die Entwicklung eines gewellten Rings, nachdem die ursprünglich gleichmäßige Form durch einen Kometen aus der Ruhe gebracht wurde.

Foto: Science/AAAS

Washington/Wien - Die Ringsysteme der Planeten Jupiter und Saturn sind bei genauer Betrachtung ganz und gar nicht flach, sondern von zahlreichen regelmäßigen Wellen durchzogen. Beim sichtbaren Saturnring etwa sind die Wellenberge immerhin zwischen zwei und 20 Meter hoch, und ihre Entfernung beträgt zwischen 30 und 80 Kilometer.

Im Grunde sieht das wie eine stark vergrößerte Schallplatte mit ihren Rillen aus - zumal die Wellen in Form von Spiralen angeordnet sind, die sich durch die Ringe ziehen. Wie aber sind diese seltsamen Wellen entstanden? Die US-Astronomen Mark Showalter vom Seti-Institut sowie mehrere Kollegen von der Uni Cornell unter der Leitung von Matthew Hedman simulierten am Computer verschiedene Entstehungsszenarien. Und am besten passten die Computerberechnungen, wenn eine Begegnung mit einem Kometen angenommen wurde.

Dessen Einschlag bringt laut den Berechnungen der Astronomen zunächst die gesamte Scheibe aus der Balance. Ähnlich wie ein Kreisel, der durch einen Schlag zum Eiern gebracht wird, setzt sich diese Störung fort. Und durch das Trudeln des Ringkreisels entstehen mehr und mehr Wellen.

Verantwortlich für die Rillen in den Ringen des Jupiter dürfte die 1994 erfolgte Begegnung mit dem Kometen Shoemaker-Levy 9 gewesen sein - oder vielmehr: mit dem Staubregen aus seinem Schweif, schreiben die Astronomen in einem der beiden in der Wissenschaftszeitschrift "Science" (31. 3., online) veröffentlichten Artikel.

Im anderen behaupten sie, dass der für die Saturnringwellen verantwortliche Einschlag 1983 passiert sein dürfte. Die Forscher schätzen, dass dieser Komet einen Durchmesser von ungefähr einem Kilometer gehabt haben muss - und bereits im Gravitationsfeld der äußeren Planeten zerbrochen sein dürfte. Der Crash blieb damals unentdeckt, weil sich der Saturn damals aus Erdperspektive hinter der Sonne befand. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 2./3. 4. 2011)