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Wien - 2011 hätte ein gutes Jahr werden können. Die Wirtschaft springt wieder kräftig an, und auch die Löhne und Gehälter wachsen mit nominell 2,5 Prozent ansehnlich. Doch die Bevölkerung hat davon nichts. Höhere Inflation und Einsparungen der Regierung fressen das Einkommensplus nicht nur auf, netto bleibt den Österreichern sogar ein Minus von 0,6 Prozent.

Den größeren Teil der Einbußen verursacht dabei die Inflation, die nach den am Freitag veröffentlichten Prognosen von Wirtschaftsforschungsinstitut und Institut für Höhere Studien heuer auf 2,7 bis 2,8 Prozent schnellen wird. Schon davon ist ein nicht ganz unbedeutender Teil hausgemacht, treiben doch die Steuererhöhungen (Treibstoffe, Tabak), die Teuerung um 0,4 Prozentpunkte nach oben. Nach Steuern vergrößern sich die Einkommenseinbußen, weil Einsparungen von Transferzahlungen und die kalte Progression zu einem weiteren Abzug von 0,3 Prozentpunkten führen und unter dem Strich - nach 2010 neuerlich - besagtes Minus von 0,6 Prozent in den Geldbörsen bleibt. Im kommenden Jahr sollte die Lage zwar drehen, das Plus bei den Netto-Einkommen dürfte aber mit 0,2 Prozent äußerst dürftig ausfallen.

Wifo-Chef Karl Aiginger und IHS-Leiter Bernhard Felderer rechnen nicht damit, dass eine Lohn-Preis-Spirale in Gang gesetzt werde, zumal die österreichischen Tarifpartner für eine Politik mit Maß und Ziel bekannt seien. Allerdings fänden Zweitrundeneffekte bereits statt, indem sich nicht nur Energieträger, sondern auch Produkte mit Ölkomponenten verteuerten, betonte Felderer. Das werde zu Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank führen, was wiederum Konsumenten und Unternehmen in Form höherer Kreditkosten belastet. Auch der Staat werde die Maßnahmen in Form eines teureren Schuldendienstes zu spüren bekommen.

Höhepunkt im Konjunkturzyklus überwunden

Die Inflation dürfte auch dafür sorgen, dass der Höhepunkt im Konjunkturzyklus heuer überschritten wird. Beide Institute erwarten 2012 bereits wieder eine Abflachung des Wachstums. Felderer bezeichnete die Überhitzung in manchen Schwellenländern und die daraus resultierenden Bremsmanöver als Ursache für die Verlangsamung des Wachstums. Auch Aiginger ist der Ansicht, dass die Inflation sowie der Sparkurs in vielen Industriestaaten auf die Konjunktur drücken werden.

In Österreich erweist sich einmal mehr der Export, der laut Prognosen heuer und 2012 um rund acht Prozent zunehmen soll, als wichtigster Treiber des Aufschwungs. Im Gegensatz zu den Ausfuhren verbleiben die Investitionen weiter deutlich unter dem Vorkrisenniveau, wobei vor allem der Bau schwächelt. Stabil, aber wegen der Einkommensrückgänge verhalten bleibt der private Konsum, wobei die Verbraucher für ihre Ausgaben zusehends auf ihren Notgroschen zurückgreifen und die Sparquote reduzieren. Positiv wirkt sich die Konjunkturbelebung auf dem Arbeitsmarkt aus. Allerdings steht der steigenden Beschäftigung ein wachsendes Arbeitskräfteangebot gegenüber, weshalb die Zahl der Jobsuchenden nur leicht abnimmt.

Einmal mehr mahnten die Ökonomen umfassende Reformen ein, um das Budget zu entlasten und Spielraum für Zukunftsinvestitionen zu schaffen. Der staatliche Haushalt wird freilich von über den Erwartungen liegenden Steuereinnahmen profitieren, wie das Wifo festhält. Wegen der Anrechnung der ÖBB-Zuschüsse auf das Defizit wird das Minus erst 2013 unter drei Prozent fallen. (as, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2./3.4.2011)