Wie aus den von der Fed veröffentlichten Dokumenten hervorgeht, erhielten US-Großbanken wie Wachovia und Morgan Stanley im Herbst 2008 kurzfristige Kredite in Höhe von sechs beziehungsweise 1,25 Milliarden Dollar.

Foto: derStandard.at/rom

Washington - Die US-Notenbank Fed hat die Namen derjenigen Banken bekanntgegeben, die während der Finanzkrise Notkredite erhalten haben. Damit machte die Fed zum ersten Mal in ihrer fast 100-jährigen Geschichte Informationen über ihr ältestes Kreditmittel öffentlich.

Die Liste der Banken offenbart Unerwartetes, viele ausländische Banken borgten sich Geld bei der Fed. Darunter auch die heimische Erste Group, noch dazu an prominenter Stelle. Denn gemeinsam mit der Bank of Scotland war die Erste Spitzenreiter bei der Ausleihe direkt nach Ausbruch der Finanzkrise. Das berichtet die Washington Post. Berichten der New York Times zufolge borgte sich die Erste Group am 15. September 2008, dem Tag der Lehman-Pleite, vier Milliarden Dollar. Es handle sich dabei keineswegs um Beträge in unüblicher Höhe, merkt Erste-Group-Sprecher Michael Mauritz auf derStandard.at-Anfrage an: "Die Zinssätze waren damals für uns und unsere Kunden mit einem Prozentpunkt unter der marktüblichen Höhe sehr lukrativ", so Mauritz.

Die veröffentlichten Dokumente, immerhin 29.000 Seiten, zeigten, dass die Fed in Zeiten des Untergangs der Finanzmärkte zur letzten Zuflucht als Kreditgeber avancierte, schreibt indes die Washington Post. und nennt auch die New Yorker Filialen der belgischen Dexia oder der irischen Depfa als "Großempfänger". Die Institute erhielten am 27. Oktober 2008 - knapp am Höhepunkt der Krise - 28,5 bzw. 24,5 Milliarden Dollar.

Informationen

Der Schritt der Veröffentlichung der Bankennamen war möglich geworden, nachdem der Oberste Gerichtshof einen Antrag von mehreren Großbanken abgelehnt hatte, diese Informationen geheimzuhalten. Auf der Höhe der Finanzkrise im Jahr 2008 vergab die Fed Kredite in Höhe von 110 Milliarden Dollar im Rahmen des sogenannten Discount Window.

Wie aus den von der Fed veröffentlichten Dokumenten weiters hervorgeht, erhielten US-Großbanken wie Wachovia und Morgan Stanley im Herbst 2008 kurzfristige Kredite in Höhe von sechs beziehungsweise 1,25 Mrd. Dollar. Kreditnehmer war demnach auch die britische Großbank Barclays, die sich eine Milliarden Dollar (704 Mio. Euro) lieh.

Nutznießer des Discount-Window-Plans seien jedoch auch kleinere Bankinstitute gewesen, heißt es. Nach einem im vergangenen Jahr erlassenen Gesetz zur Regulierung der Finanzmärkte muss die Fed im Jahr 2012 Informationen über alle Banken offenlegen, die im Rahmen des Discount-Window-Plans Notkredite erhalten.

Jedoch sollen die Informationen nach der Kreditvergabe jeweils rund zwei Jahre lang geheimgehalten werden dürfen. Im Rahmen anderer finanzieller Nothilfeprogramme vergab die Fed an Banken und Unternehmen Kredite in Höhe von mehr als 3 Bill. Dollar. (APA/rom/rb)