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Jordanische UNO-Soldaten im März in Abidjan

Foto: Rebecca Blackwell/AP/dapd

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Französische Soldaten patrouillieren auf den Straßen von Abidjan. Tausende Ausländer haben bei der ehemaligen Kolonialmacht Schutz gesucht.

Foto: Reuters/Gnago

Abidjan - Die Wirtschaftsmetropole Abidjan in Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste) verwandelte sich in ein Schlachtfeld: Den ganzen Tag über tobten am Freitag heftige Kämpfe zwischen den Truppen des international anerkannten Wahlsiegers Alassane Ouattara und der Armee des abgewählten Präsidenten Laurent Gbagbo. Dabei wurde auch eine schwedische Uno-Mitarbeiterin getötet, wie Stockholm am Freitag mitteilte.

Die schwersten Auseinandersetzungen gab es laut Augenzeugen in der Nähe des Staatsfernsehens, das seine Sendungen einstellte, nachdem Ouattaras Kämpfer es in der Nacht unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Im Verlauf des Tages hieß es, Gbagbos Leute hätten den Sender wieder zurückerobert. Schwere Kämpfe gab es auch vor Gbagbos Residenz in der Stadt.

Wo sich der bisherige Präsident am Freitag befand, blieb eine offene Frage. Gerüchte machten die Runde, er sei untergetaucht. Le Monde berichtete, Gbagbo habe noch in der Nacht den Präsidentenpalast verlassen. "Niemand weiß, wo er sich aufhält" , sagte der französische Botschafter in Abidjan, Jean-Marc Simon, dem Sender France-Info. Ein Sprecher des ivorischen Politikers ließ dagegen wissen: "Präsident Gbagbo wird bis zum Ende kämpfen."

Der von der internationalen Gemeinschaft zum Wahlsieger ausgerufene Ouattara appellierte an die Armee, die Waffen niederzulegen und einen Bürgerkrieg zu vermeiden. Die Republikanischen Truppen, wie sich die Rebellen an seiner Seite seit kurzem nennen, hätten Abidjan erreicht - ein weiteres Blutvergießen sei sinnlos. "Ich rufe Sie auf, sich Ihrem Land zur Verfügung zu stellen und zur Legalität zurückzukehren" , sagte Ouattara dem TV-Sender TCI.

Uno warnt Ouattara

Die Uno warnte dagegen die Truppen Ouattaras vor Menschenrechtsverletzungen. Es gebe "unbestätigte Berichte" über "schwere Menschenrechtsverstöße der Ouattara-Kämpfer", sagte der Sprecher von UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay in Genf. Ihnen würden Plünderungen, Erpressungen, Entführungen, willkürliche Festnahmen und Misshandlungen von Zivilisten vornehmlich im Westen der Elfenbeinküste vorgeworfen. Aus Abidjan gebe es zudem Berichte über "mehrere getötete Zivilisten", erläuterte Rupert Colville. Von Ouattaras Einheiten forderte er "äußerste Zurückhaltung". Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International warnte vor einer "humanitären Katastrophe".

Die Afrikanische Union rief Gbagbo dazu auf, das Amt sofort aufzugeben und weiteres Blutvergießen zu vermeiden. AU-Kommissionspräsident Jean Ping sagte, Gbagbo habe bisher alle Initiativen für ein friedliches Ende zurückgewiesen.

Unklar blieb, wie viel Unterstützung Gbagbo in der Armee noch hatte. Den ganzen Freitag über gab es Berichte über Überläufer. Ein Sprecher der UN-Mission Unoci, die selbst 10.000 Blauhelme im Land stationiert hat, sprach von 50.000 Soldaten und Offizieren, die sich auf Seite Ouattaras geschlagen hätten. Unoci-Chef Choi Young Jin meinte, Gbagbo könne nur noch auf die Republikanische Garde und seine Spezialeinheiten zählen.

Hunderte Ausländer flüchteten sich auf das Gelände französischer Truppen in Abidjan (siehe unten). Das schnelle Vorrücken der Ouattara-Truppen, die am Mittwoch auch die politische Hauptstadt Yamoussoukro unter ihre Kontrolle gebracht hatten, kam nach dem monatelangen politischen Tauziehen für viele überraschend. Gbagbo weigert sich trotz Wahlniederlage im November 2010, die Macht an Ouattara zu übergeben. (AFP, Reuters, raa/DER STANDARD, Printausgabe, 2.4.2011)