Lissabon - Das tief in der Schuldenkrise steckende Portugal zapft trotz rekordhoher Zinsen kurzfristig den Finanzmarkt an. Die nationale Finanzagentur kündigte am Donnerstag an, am Freitag eine Anleihe über 1,5 Mrd. Euro zu begeben. Hintergrund sei die Nachfrage nach gerade einem solchen Papier mit einer Laufzeit bis Juni 2012. Investoren mussten am Freitag bei der Ausgabe einer bis Juni 2012 laufenden Staatsanleihe mit einem durchschnittlichen Zinssatz von 5,793 Prozent gelockt werden. Bei der vorherigen Auktion lag er noch bei 3,159 Prozent, wie die Finanzagentur in Lissabon mitteilte. Die Geldgeber verlangten damit einen Risikoaufschlag, nachdem die Ratingagentur S&P die Bonität des Landes in dieser Woche gesenkt hat und nur noch eine Stufe über Ramsch-Niveau bewertet.

Insgesamt sammelte der klamme Staat 1,645 Mrd. Euro ein. Ursprünglich waren nur 1,5 Mrd. Euro angestrebt worden. Trotz der attraktiven Rendite nahm die Nachfrage nach portugiesischen Staatsanleihen spürbar ab: Die Gebote übertrafen das Angebot um das 1,4-Fache. Bei der vorherigen Auktion waren es noch das 2,3-Fache.

Die Rendite zehnjähriger portugiesischer Staatsanleihen lag zuletzt bei 8,7 Prozent und damit so hoch wie nie zuvor. Portugal muss im April Anleihen über 4,2 Mrd. und im Juni über 4,9 Mrd. Euro ablösen. Vor allem beim zweiten Termin rechnen Experten mit Schwierigkeiten. Portugal gilt nach Irland als der nächste Kandidat für den Euro-Rettungsschirm, der nach der Griechenland-Krise aufgespannt wurde. Bisher wehrt sich die Regierung in Lissabon aber gegen Hilfe von außen. Die Minderheitsregierung von Ministerpräsident Jose Socrates ist nach dessen Rücktritt aber nur noch übergangsweise im Amt. (APA/Reuters)