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Der Mann, der zumindest auf der Leinwand den Teufel beherrscht: Anthony Hopkins als Exorzist in dem Kinofilm "Das Ritual".

Foto: Warner Bros. Pictures/New Line Productions/dapd

Linz/St. Pölten - "Der Kampf gegen den Teufel geht weiter, denn der Teufel lebt und ist in der Welt aktiv" - diese Worte von Johannes Paul II. stehen am Anfang des Kinofilms Das Ritual, in dem derzeit Anthony Hopkins in seiner Rolle als Exorzist das Publikum in seinen Bann zieht. Und die päpstlichen Worte zeugen davon, wie groß die Angst vor dem Rauch des Satans in der Kirche ist. Auch in Österreich. Seit einigen Jahren ist man in den heimischen Diözesen bemüht, ein flächendeckendes Netz an Exorzisten aufzubauen. Nach Vorgaben aus Rom sollte es in jeder Diözese einen vom Bischof beauftragten Teufelsjäger geben. Das ist derzeit in Wien, St. Pölten und Linz der Fall. Weitere Diözesen werden folgen. Einige Bischofe bevorzugen jedoch noch das System, keinen eigenen Beauftragten zu ernennen, sondern Priester für jeweils auftretende Fälle zu bestimmen. De facto gibt es aber in allen Diözesen Priester, die die nötige Ausbildung für den Exorzistendienst haben.

Wobei man innerkirchlich die Bezeichnung Exorzist scheut wie der Teufel das Weihwasser. "Grundsätzlich bevorzugt die katholische Kirche in Österreich die Bezeichnung ,Beauftragter im Befreiungsdienst' - auch, weil es die gewöhnliche und überwiegende Tätigkeit dieser Priester realistischer umschreibt", erläutert der St. Pöltner Diözesanbischof Klaus Küng im Gespräch mit dem Standard. Da drängt sich die Frage auf, wie die Tätigkeit der Befreier im Auftrag des Herrn aussieht. Doch man gibt sich öffentlichkeitsscheu. Trotz mehrmaliger Versuche - etwa bei Larry Hogan, Professor für Altes Testament am Internationalen Theologischen Institut Gaming und seit 2001 offiziell beauftragter Exorzist der Erzdiözese Wien - bleiben Interviewanfragen unbeantwortet. Auch in der Diözese Linz sucht man als Journalist vergeblich das befreiende Gespräch.

Exorzisten-Durchwahl

Zumindest auf bischöflicher Ebene hat man eine Erklärung dafür. Küng: "Die Namen der Beauftragten im Befreiungsdienst wollen die Diözesen nicht bekanntgeben, um die betreffenden Priester frei von unnötiger Neugierde und Sensationslust zu halten. Es schwirren ja sehr viele spektakuläre und oft falsche Vorstellungen umher, angeheizt von diversen Filmen." Der alltägliche Dienst des Beauftragten im Befreiungsdienst bestehe "selten bis gar nicht" in lauten, spektakulären Erfahrungen, wie man sie aus Filmen kennt. Küng: "Wenn überhaupt eine echte Bedrängung vorliegt und nicht nur ein psychisches Problem - was immer im Vorhinein medizinisch abgeklärt wird -, sieht die Arbeit zumeist so aus: immer wiederkehrende geduldige Gebete mit der betroffenen Person, die sich über Monate, mitunter aber auch über Jahre ziehen können."

Für Besessene soll die Kontaktaufnahme übrigens deutlich einfacher sein: Es genüge ein Anruf beim diözesanen Ordinariat, und man werde "nötigenfalls" weiterverbunden. Doch auch wenn das Böse für die Kirche selbst im gemeinen Österreicher existiert, bleibt der Bischof vorsichtig: "Die Erfahrung zeigt, dass gerade jene Menschen, die felsenfest überzeugt sind, besessen zu sein, häufig ganz andere Probleme haben." (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, Printausgabe, 1.4.2011)