Riad/Wien - Die Entdeckung einer von den Revolutionsgarden gelenkten iranischen Spionagezelle in Kuwait - so legte es Kuwaits Außenminister Muhammad Al Sabah dar - wird das Leben der Protestbewegungen auf der arabischen Seite des Persischen Golfs nicht leichter machen. In jenen arabischen Golfländern, in denen es schiitische Minderheiten gibt wie in Saudi-Arabien, oder im Fall von Bahrain gar eine Mehrheit, spielen Schiiten in der Opposition eine große Rolle. Ihnen droht der pauschale Vorwurf, vom Iran ferngesteuert zu sein.

Kuwait berief zu Wochenbeginn seinen Botschafter aus Teheran zurück, drei iranische Diplomaten sollen ausgewiesen werden. Drei Mitglieder des Rings wurden zum Tod verurteilt.

In Bahrain, wo die sunnitische Königsfamilie Truppen aus den Golfkooperationsrats-Ländern zu Hilfe geholt hat, um mit der Revolte fertig zu werden, behauptet Außenminister Khaled Al Khalifa, dass Demonstranten von der iranisch gesponserten schiitischen libanesischen Hisbollah ausgebildet wurden. Dafür gebe es Beweise. Zwischen Bahrain und dem Libanon gibt es ernste diplomatische Verstimmungen, weil Hisbollah-Chef Nasrallah die Niederschlagung der Demonstrationen scharf kritisiert hatte. In der Folge rief Bahrain seine Bürger im Libanon auf, das Land zu verlassen.

Proteste gegen die Behandlung der Demonstranten in Bahrain, die weiter drangsaliert und verhaftet werden, regt sich auch im mehrheitlich schiitischen Irak. Ein angestrebter Eintritt des Irak in den Golfkooperationsrat - bestehend aus Saudi-Arabien, Kuwait, Vereinigte Arabische Emirate, Bahrain, Katar und Oman - wird dadurch infrage gestellt.

Schwierig ist die Situation auch für die US-Politik: Zum Ärger Saudi-Arabiens mahnt Washington Bahrain weiter zum moderaten Umgang mit den Demonstranten - und muss sich sagen lassen, dass es dadurch die antiiranische Strategie Riads durchkreuzt. Bahrain wird von Saudi-Arabien als vorderste Front im hegemonialen Konflikt mit Teheran angesehen.

Die Golf-Araber führen dabei die vereinzelten revisionistischen Töne aus Teheran an: Bahrain gehörte ja einmal zum Persischen Reich. Und ein versuchter Putsch im Jahr 1981, nach Muster der islamischen Revolution im Iran zwei Jahre davor, hat sich ebenfalls im Gedächtnis eingegraben.

Regierungsrücktritt

In Kuwait ist am Donnerstag die Regierung zurückgetreten, um einer Befragung von Ministern, die der herrschenden Familie angehören, durch das Parlament zu entgehen. Mit den Oppositionsbewegungen in der arabischen Welt habe das nichts zu tun, betonen alle Beteiligten. In der Tat kommt das in Kuwait öfter vor. (Gudrun Harrer, STANDARD-Printausgabe, 1.4.2011)