Offiziell verfügt der mächtigste Mann Russland nur über ein jährliches Einkommen von knapp 100.000 Euro, zwei Wohnungen, zwei Garagen, zwei Autos, einen Jeep und einen Wohnwagen. Dennoch mehren sich in jüngster Zeit in den russischen Medien Berichte über angebliche Reichtümer von Regierungschef Wladimir Putin. Anfang des Jahres tauchten im Internet Fotos von einem Eine-Milliarde-Dollar-Palast am Schwarzen Meer auf, der für Putin gebaut worden sein soll.

In ihrem diese Woche veröffentlichten Bericht "Putin-Korruption" erneuern die Oppositionellen rund um Boris Nemzow den Vorwurf, Putin und seine Umgebung hätten sich in den vergangenen zehn Jahren bereichert. Im Mittelpunkt des 40-seitigen Berichts steht der Aufstieg von Putins Judopartnern, Datschennachbarn und Verwandten. Unter den 100 reichsten Russen finden sich Putins einstiger Sparringpartner Arkadi Rotenberg, dem mehrere Bauunternehmen gehören, und Gennadi Timtschenko, der im Öl- und Gasgeschäft ist, sowie Juri Kowaltschuk, Putins Datschennachbar, dem die Bank Rossija gehört und seit kurzem ein 25-Prozent Anteil am TV-Sender 1. Kanal.

Der Moskauer Politologe Alexej Muchin wertet das gehäufte Auftreten von Negativ-Schlagzeilen über Putin als Wahlkampfunterstützung der USA für Präsident Dmitri Medwedew. Dieser kommt im Nemzow-Bericht allerdings auch nicht sehr gut weg. Der Präsident soll eine 30-Millionen-Euro-Yacht sein Eigen nennen und Breguet-Uhren um mehrere zehntausend Dollar tragen. (ved, STANDARD-Printausgabe, 1.4.2011)