Wien - Mit dem seit Kurzem in Bau befindlichen Stadtteil Seestadt Aspern im Süden Wiens befasst sich der gebürtige Schweizer Choreograf Daniel Aschwanden: mit einer Fotoschau (bis 3. April) im nadaLokal, einem von dem Künstler Daniel Zimmermann und der Choreografin Amanda Piña geleiteten Ausstellungsraum; einer Lecture-Performance im Tanzquartier; und einem Spaziergang im Projektgelände.

Die Fotoserie zeigt Arbeiter auf der Baustelle, wie sie ihren Blick zum Himmel richten. Eine Pose, die aus Darstellungen von Helden der Arbeit aus der kommunistischen Propaganda ebenso bekannt ist wie aus älteren Science-Fiction-Filmen. Um die Bilder, die wie ein Fries knapp unter die Decke gehängt sind, sehen zu können, müssen sich die Betrachter in derselben Körperhaltung bewegen, also zu den Arbeitern hochblicken. Und es stellt sich die Frage: Ist die Kunst die letzte Bastion, in der zum Hackler noch aufgeschaut wird?

Ein bestechendes Konzept jedenfalls, in dem die Fotoinstallation als "transmediale" Choreografie der Arbeiter und Betrachter daherkommt.

Mit der Tänzerin, Sängerin und Choreografin Magdalena Chowaniec zeigte Piña zur Ausstellungseröffnung in Magdas Minestrone einen herrlich ironischen Rekurs auf den Wiener Aktionismus à la Hermann Nitsch. Die Zutaten dafür blieben vegetarisch: blutfarbener Rote-Rüben-Saft, gekochtes Gemüse, Öl und verführerische Gewürze. Außerdem gab es noch einen Schuss Anthropometrie nach Yves Klein sowie eine Messerspitze Meat Joy von Carolee Schneemann zu minimalistischer Musik.

Heute, Freitag, stellt Aschwanden im Rahmen der Lecture-Performance Stadt in der Stadt im Tanzquartier Wien seine bisherige künstlerische Arbeit auf dem Baugelände vor, und am Samstag wird um 13 Uhr zum Art-Walk vor Ort eingeladen (Treffpunkt U2-Station Aspern, Anmeldung unter da@dadax.org). (Helmut Ploebst, DER STANDARD - Printausgabe, 1. April 2011)