Graz - Atomare Details von Materialen in bisher unerreichter Schärfe sollen mit der neuen "Superlupe" an der Technischen Universität Graz sichtbar werden. Das Zentrum für Elektronenmikroskopie (ZFE) und das TU-Institut für Elektronenmikroskopie nehmen demnächst ein bis dato weltweit einzigartiges Rastertransmissions-Elektronenmikroskop in Betrieb. Mit dem ASTEM (Austrian Scanning Transmission Electron Microscope) sollen Vergrößerungen um das mehr als Einmillionfache möglich werden, teilte die Universität am Donnerstag mit.

Für die Entwicklung moderner Materialien und Werkstoffe sind neueste mikroskopische Untersuchungsverfahren unverzichtbar. Mit Hilfe eines sehr fein gebündelten Elektronenstrahls können in Graz sehr dünne Proben (weniger als 100 nm) "aufs Atom genau" untersucht werden, so Ferdinand Hofer, der sowohl das ZFE als auch das TU-Institut leitet Das Gerät verfügt zudem über einen besonders empfindlichen Röntgendetektor, der feststellt, aus welchen Elementen sich die Probe zusammensetzt.

"Mit ASTEM verfügen wir über ein Gerät, das derzeit weltweit einzigartig ist", freut sich Hofer auf die Inbetriebnahme der Anlage im April und den Vollbetrieb ab Jahresmitte. Hier gilt zudem das Motto "Je kleiner die Objekte, desto größer die Geräte", beschreibt der Grazer die Ausmaße von ASTEM, das mit seiner Höhe von fast vier Metern einen ganzen Raum im Gebäude der TU in der Steyrergasse einnimmt.

Enge Kooperation mit Wirtschaft

Das Mikroskop soll neben der Grundlagenforschung am ZFE Graz und an der TU Graz vor allem von der heimischen Wirtschaft zugutekommen. Diese kann auf das Gerät zugreifen, um Werkstoffe zu verbessern, Pharmazeutika zu entwickeln oder elektronische Bauteile zu perfektionieren. Dadurch sollen u.a. neuartige Medikamente ermöglicht, Computerchips kleiner und effektiver und in der Autoindustrie verwendete Materialien sicherer gemacht werden können. Schon bisher hat das ZFE und die TU eng mit der Wirtschaft zusammengearbeitet. Hofer und seine 57 Mitarbeiter kooperieren mit mehr als 100 Firmen: "Unsere Partner kommen u.a. aus der Halbleiterindustrie, dem Automobilbereich, der Medizin und der Kunststoffindustrie". Die Anschaffung der Anlage wird durch das FFG-Programm COIN ermöglicht. Mit einer Investition von etwa vier Mio. Euro handelt es sich laut Hofer um eine der größten mitteleuropäischen Investitionen in wissenschaftliche Infrastruktur. (APA)