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Blick über den Hafen von Gaza

Foto: Reuters/Mohammed Salem

Die Absicht der Palästinenser, ohne weitere Verhandlungen bei der Uno die Anerkennung eines unabhängigen Staates zu erwirken, animiert die Israelis, ebenfalls mit einem neuen Plan zu winken, wenn auch mit einem etwas kuriosen: eine künstliche Insel soll die Isolation der Gaza-Palästinenser beenden und damit die politische Lage entschärfen.

"Ich habe eine Formel gesucht, die es uns ermöglicht, uns einerseits von der zivilen Verantwortung für Gaza abzukoppeln und andererseits die Sicherheitskontrolle auf dem Meer zu behalten, die kritisch ist, um den Waffenschmuggel zu verhindern", sagte Verkehrsminister Israel Katz in einem Interview.

Die israelischen Truppen und Siedler sind zwar 2005 aus dem Gazastreifen abgezogen, den Israelis wird aber der Vorwurf gemacht, dass sie das Gebiet noch immer umzingeln und blockieren. Der blutige Zwischenfall mit der "Gaza-Hilfsflotte" im vorigen Jahr gab einen zusätzlichen Anstoß dafür, nach einer kreativen Lösung zu suchen. Eine 4,5 Kilometer lange Brücke soll die Küste mit der vier mal zwei Kilometer großen Insel verbinden.

Der See- und der Flughafen, die sie tragen soll, wären für die Bewohner des Gazastreifens die Verbindung zur Welt. Dabei sollen internationale Inspektoren, etwa von der Nato, den Waren- und Personenverkehr kontrollieren. Auf dem Festland ginge das nicht, denn dort wäre die Stationierung von Ausländern zu gefährlich und würde eine Kooperation mit der geächteten radikalislamischen Hamas voraussetzen.

Unklar sind die völkerrechtlichen Aspekte, die ein solches Projekt mit sich bringen würde. In der Vergangenheit gab es schon Versuche mit EU-Inspektoren, die aber nach der Machtübernahme der Islamisten vom Grenzübergang Rafah vertrieben wurden.

Die enormen Kosten von vier bis acht Milliarden Euro könnten mit der Hilfe westlicher Staaten und durch private Investoren aufgebracht werden, heißt es in der Machbarkeitsstudie. Internationale Ketten könnten auf der Insel durchaus auch Hotels und einen Jachthafen bauen. Außerdem könnte man die Insel später auch zur Meerwasserentsalzung und Stromerzeugung nützen. Freilich: Bei einer Bauzeit von fünf bis zehn Jahren erfordert das Inselprojekt womöglich noch wesentlich mehr Geduld als alle politischen Pläne. (Ben Segenreich aus Tel Aviv/DER STANDARD, Printausgabe, 31.3.2011)