Kairo - In Zukunft wird wieder ein Schlapphut im Ministerium hängen: Der ebenso bekannte wie umstrittene ägyptische Archäologe Zahi Hawass wurde am Mittwoch erneut zum Antikenminister ernannt, teilte die Nachrichtenagentur MENA mit. Lange Jahre war er der Leiter der ägyptischen Altertümerverwaltung, ehe er erst zum Staatssekretär und schließlich im Jänner diesen Jahres zum Antikenminister ernannt wurde - ein Posten, den der inzwischen gestürzte Staatspräsident Hosni Mubarak eigens für Hawass eingerichtet hatte.
Danach wurde es turbulent: Im Zuge der ägyptischen Revolution geriet auch Hawass als Vertreter des alten Regimes zunehmend ins Kreuzfeuer. Zur Kritik an seinem Auftreten, das stets mit sehr viel Selbstdarstellung verbunden war, kamen auch Korruptionsvorwürfe. Zudem wurden im Zuge der Revolution zahlreiche archäologische Fundstätten und Sammlungen geplündert. All dies bewegte Hawass Anfang März schließlich zum Rücktritt. Seine neuerliche Ernennung erfolgte einen Tag, nachdem die UNESCO an die ägyptischen Behörden appelliert hatte, die Bewachung der archäologischen Stätten zu verstärken. Es wird erwartet, dass seine Rückkehr an die Macht bei den Vertretern der ägyptischen Demokratiebewegung auf Unmut stoßen wird.
Der Mann, an dem man nicht vorbeikommt
Im Ausland ist Zahi Hawass vor allem als unermüdlicher Wortführer für die Rückkehr zahlloser über die Museen der Welt verstreuter historischer Schätze nach Ägypten bekannt geworden. Unter den Gegenständen, die er als "gestohlen" bezeichnete, befinden sich unter anderem die berühmte Königinnenbüste der Nofretete im Berliner Neuen Museum, der Rosettastein in Londons British Museum, mit dessen Hilfe einst die Hieroglyphen entschlüsselt wurden, oder der Tierkreis von Dendera im Pariser Louvre.
Darüberhinaus haben Hawass seine medienwirksamen Auftritte bekannt gemacht: Kaum eine größere Ausgrabung stellte ihre Ergebnisse der Welt vor, ohne auch Zahi Hawass in "Aktion" zu zeigen: Längst in seinen 60ern, präsentierte er sich immer noch mit einem Schlapphut wie der Filmarchäologe Indiana Jones, schwang sich vor Fotografen an einem Seil in Grüfte hinab oder kletterte durch unterirdische Gänge. (red)