Bild nicht mehr verfügbar.

Erkrankungen des Atmungsapparates von Kindern und Jugendlichen treten europaweit immer häufiger auf.

Foto: APA/Karl-Josef Hildenbrand

Bild nicht mehr verfügbar.

Umweltkontakte seien für die gute Entwicklung des kindlichen Immunsystems wichtig.

Foto: APA/Maurizio Gambarini

Graz  - Erkrankungen des Atemtrakts bei Kindern und Jugendlichen sind im Vormarsch. Zu den häufigsten chronischen Atemwegserkrankungen zählt das Asthma bronchiale - rund jedes elfte österreichische Kind bzw. Jugendliche sind davon betroffen, so der Grazer Lungenfacharzt Ernst Eber von der Medizinischen Universität Graz. Er macht dafür auch die Haltung vieler junger Eltern, ihre Kinder möglichst keimfrei und "sauber" aufwachsen zu lassen, verantwortlich.

Verändertes Hygieneverhalten

Erkrankungen des Atmungsapparates von Kindern und Jugendlichen, wie etwa Asthma bronchiale, treten europaweit immer häufiger auf: In Mitteleuropa sind zwischen zehn bis 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen von der Erkrankung betroffen, die sich durch eine chronische Entzündung und Überempfindlichkeit der Atemwege bemerkbar macht. In Österreich ist die Zahl mit rund 8,5 bis neun Prozent etwas niedriger, steigt jedoch auch hier seit Jahren kontinuierlich an. "In den vergangenen 20 bis 30 Jahren ist es zu einer Verdoppelung der Fälle im Kindes- und Jugendalter gekommen", so der stellvertretende Vorstand der Abteilung für pädiatrische Pulmonologie und Allergologie der Grazer Med-Uni.

"Gründe dafür gibt es viele", so Ebner. Einer der wesentlichen Faktoren ist sicherlich der Umstand, dass sich das Hygieneverhalten im Bezug auf die kleinen Kinder deutlich geändert hat. Studien in Deutschland, Österreich und der Schweiz hätten deutlich gezeigt, dass Kinder, die auf Bauernhöfen aufwachsen und sich oft in Ställen aufhalten deutlich seltener Asthma entwickeln. Dieser Schutz hänge mit der Exposition von Mikroben zusammen, die sich im Stall aufhalten (siehe Artikel). Umweltkontakte seien für die gute Entwicklung des kindlichen Immunsystems wichtig, warnte der Mediziner vor übertriebenem Sauberkeitsbewusstsein.

Patientenzahl nimmt zu, Schweregrad ab

Ein direkter Zusammenhang mit erhöhten Feinstaubwerten und den jungen Asthma-Patienten sei nicht unmittelbar gegeben. "Allerdings sind die Langzeitschäden durch Feinstaub, die den Respirationstrakt beeinträchtigen und dadurch Virusinfektionen leichter und häufiger auftreten, ein Faktum", ergänzte Maximilian Zach, Leiter der Klinischen Abteilung. Die Experten am Grazer Uni-Klinikum weisen auch auf den Umstand hin, dass in der Bevölkerung die Belastung durch Zigarettenrauch gerne "vergessen" wird. Die Zahl der jungen Asthma-Patienten nehme zwar zu, erfreulicherweise aber der Schweregrad deutlich ab. So musste z. B. im vergangenen Jahrzehnt in Graz kein kleiner Asthmapatient mehr auf der Intensivstation maschinell beatmet werden - dank der verbesserten Behandlungsmöglichkeiten.

Vom 31. März bis 2. April findet in Graz die von Ernst Ebner organisierte Jahrestagung der Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie statt. Rund 400 Experten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz werden im Grazer Congress neueste Therapiemöglichkeiten und wissenschaftliche Erkenntnisse diskutieren. Neben dem Asthma bronchiale liegt ein zweiter Schwerpunkt im Bereich der Behandlung der Zystischen Fibrose (Mukoviszidose), eine angeborene Stoffwechselstörung mit chronischer Erkrankung der Atemwege und Verdauungsstörungen, von der rund 600 Österreicher betroffen sind. (APA/red)