Bruno Buchberger fordert Englisch als Sprache der Universitätslehre, um "Begabungsreserven" zu heben.

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Wenn Bruno Buchberger im Café der Autobahnraststätte in der Nähe von Linz sitzt und Zeitung liest, kann es passieren, dass ihn "ein Thema anspringt". Kurze Zeit später kommt dann wahrscheinlich wieder einmal Bewegung in den Softwarepark Hagenberg, von Buchberger 1989 gegründet und bis heute geleitet: durch die Ansiedelung eines Unternehmens zum Beispiel, dessen Chef im Zeitungsinterview laut über einen idealen Standort nachgedacht hat, weshalb ihm Buchberger, wie er sagt, "gleich das Softwarepark-Umfeld mit elf Uni-Instituten, einer Fachhochschule und fast 50 Firmen aus der IT-Branche schmackhaft machen musste". So ist es zuletzt gelungen, den Oberösterreicher Hannes Niederhauser, Aufsichtsratschef des Computerunternehmens Quanmax, mit seinen Cloud-Computing-Aktivitäten an den Softwarepark zu binden.

Buchberger ist nämlich wie unzählige andere IT-Experten überzeugt, an Cloud-Computing, der Auslagerung von Teilen der IT-Landschaft an mehrere Dienstleister, führe in der heimischen Wirtschaft kein Weg vorbei. Eine Vielzahl von Mittelstandsunternehmen könne sich so die Verwaltung ihrer IT erleichtern und würde schon auf neue Programme warten, um Sicherheitsfragen zu lösen. In Hagenberg beschäftigen sich deshalb mehrere Forscher zum Beispiel am Software Competence Center (SCCH) mit dem Thema. Am 8. Juni wird nun auch ein Christian-Doppler-Labor eröffnet, das in den kommenden sieben Jahren, wie es der Plan der dahinterstehenden Christian-Doppler-Gesellschaft vorsieht, Grundlagenforschung für die Marktbedürfnisse betreiben soll.

Grundlage der Demokratie

Grundlagenforschung für rasch umsetzbare IT-Anwendungen? Ist das logisch? Buchberger sieht zumindest keinen Widerspruch und betont, wann immer er über den Softwarepark Hagenberg spricht, dass "diese oberösterreichische Institution" ein Spin-off der Kepler-Universität Linz ist.

Denn begonnen hat man einst mit der Gründung des Research Institute for Symbolic Computation (RISC) der Uni, wo kürzlich ein Problem der Kombinatorik mithilfe von Computern gelöst wurde und in der internationalen Mathematik-Community Aufsehen erregte. An Universitäten würden die Ideen für radikale Innovationen entstehen, würde die Basis für Zukünftiges geschaffen werden, schwärmt Buchberger, selbst Professor für Computer-Mathematics.

Wenn er ganz grundlegend wird, meint er: "Die Universität ist jene Institution, wo man jeden Gedanken ungestraft denken und aussprechen darf, also eine unverzichtbare Grundlage der Demokratie." Aus der Universität sei auch die Fachhochschule Hagenberg mit mittlerweile zwanzig verschiedenen Studiengängen entstanden. So auch der Universitätslehrgang International Mastersprogramme Informatics, der in englischer Sprache abgehalten wird. Buchberger zum Standard: "Nur so gewinnt man die besten Studenten. Wenn der Lehrgang auf Deutsch abgehalten wird, schließt man viele von ihnen von vornherein aus." Buchberger hofft, dass einige von ihnen in Österreich bleiben. In Hagenberg sei das immerhin bei einer Handvoll schon gelungen.

Der Softwarepark-Chef plädiert auch immer wieder für Englisch als Sprache der gesamten Universitätslehre: "Österreich muss ein Forschungseinwanderungsland werden." Nur so würde man den Wettbewerb erhöhen und ganz automatisch die "Begabungsreserven der heimischen Studenten" heben - und damit auch die Qualität der heimischen Universitäten verbessern, die derzeit in diversen Rankings eher abgeschlagen sind.

Wünsche an den Nachfolger

Irgendwann wird der heute 68-jährige Buchberger zumindest versuchen, sich aus dem Alltagsgeschäft des Softwareparks Hagenberg zurückzuziehen. Bis dahin wird wohl noch einige Zeit vergehen, sagt er. Dann, wünscht er sich, soll die Leitung wieder ein Wissenschafter übernehmen. Es gehe um den "Spirit der Universitäten und der Grundlagenforschung". Den brauche man hier in Hagenberg.(Peter Illetschko /DER STANDARD, Printausgabe, 30.03.2011)