Laut Wirtschaftskammer sind in Wien derzeit rund 1000 Taxis zu viel unterwegs.

Foto: Matthias Cremer

Wien - Es riecht nach kaltem Rauch und diversen Duftbaumvariationen, der Mann am Steuer bearbeitet erst einmal das Navi, bevor er losfährt - und erkundigt sich dann erst wieder beim Fahrgast nach dem genauen Weg zum gewünschten Ziel. Taxi fahren kann in Wien ganz schön anstrengend sein.

"Es gibt rund 1000 Taxis zu viel", sagt Fachgruppenobmann Christian Gerzabek, "das wirkt sich natürlich auch auf die Qualität aus." Während zu Beginn der Achtziger rund 3600 Taxler unterwegs waren, sind es heute 4500. Dabei handle es sich zu einem Gutteil um "Bettler auf Rädern" sagt Gerzabek: "Laut Kollektivertrag stehen einem Taxler rund 1100 Euro brutto im Monat zu."

Für die meisten Taxifahrer kommt zum Mindestlohn eine Umsatzbeteiligung - aber auch die kann offenbar nicht immer zum halbwegs freundlichen Umgang mit der Kundschaft motivieren. Die Wiener Taxler genießen jedenfalls in punkto Charme einen ähnlich zweifelhaften Ruf wie Kaffeehauskellner. Zuletzt sah sich die Branche sogar mit einem Rassismusvorwurf konfrontiert: Der Sopranistin Angel Blue, die vor der Oper in ein Taxi steigen wollte, soll die Beförderung mit den Worten "I don't drive black women" verweigert worden sein.

1000-Euro-Kraxen

Der betreffende Taxler konnte bis heute nicht ausgeforscht werden. Interessensvertreter Gerzabek bezweifelt schlichtweg, dass diese Worte so gefallen sind. "Ich glaube, der Taxler wollte die Dame einfach nicht befördern - und sie hat es auf ihre Hautfarbe zurückgeführt." Wahrscheinlich habe der Taxler schon lange auf einen Fahrgast gewartet und die Distanz zwischen Oper und Theater an der Wien - das die Sängerin als Fahrziel angegeben hatte - als zu kurz eingestuft, um den Platz an der Spitze der Taxi-Kolonne dafür aufzugeben. "Aber das hätte er natürlich tun müssen, keine Frage."

Bezüglich Service liege überhaupt einiges im Argen, gibt Gerzabek zu. "Es sind zu viele schlecht ausgebildete Fahrer in 1000-Euro-Kraxen unterwegs." Ein Rassismus-Problem gäbe es aber nicht, denn schließlich hätten über 80 Prozent der Wiener Taxifahrer Migrationshintergrund. Seit vergangenem Herbst sind Deutschkenntnisse Voraussetzung für das Bestehen der mündlichen und schriftlichen Prüfung. Der Großteil der 40-stündigen Ausbildung - die rund 200 Euro kostet - widmet sich der Ortskenntnis. Das Thema Fahrgastbetreuung wird bestenfalls gestreift. "Wir würden uns auch mehr Zeit für diese Dinge wünschen", sagt Martin Hartmann, Geschäftsführer des Taxifunks 40100, der auch eine Taxischule betreibt. "Aber die meisten wollen die Prüfung so schnell wie möglich ablegen - und die Konkurrenz ist groß."

Ortskenntnisse verpflichtend

Ortskenntnisse müssten hingegen so gewissenhaft gepaukt werden wie vor 20 Jahren. Dass sich viele Taxler trotzdem nur schwer zurechtfinden, liege zum einen an den Navis: "Die machen uns leider ziemlich dumm", sagt Hartmann. Zudem würden Taxler heute von der Funkzentrale mittels GPS zum Fahrgast gelotst, "früher musste man selbst hinfinden - dabei hat man viel gelernt".

Zumindest in punkto Fahrzeugqualität soll es ab nächstem Jahr eine Verbesserung geben. Die Stadtverwaltung arbeitet gemeinsam mit der Wirtschaftskammer an einer Änderung der Landes-Taxibetriebsordnung: Ab 2012 sollen nur noch PKW als Taxi neu zugelassen werden, die der Euro-5-Abgasnorm entsprechen. Sie ist EU-weit bereits seit Jänner für alle Neuwagen bindend und soll verhindern, dass Taxler weiterhin Rostschüsseln als Arbeitsgerät anmelden.

Generelles Rauchverbot

Außerdem ist ein generelles Rauchverbot geplant. Die zuständige Stadträtin Sandra Frauenberger (SP) wünscht sich außerdem eine einheitliche Wagenfarbe. Allerdings fehlt dafür die rechtliche Handhabe. Schwierig wird auch, die von der Wiener Kammer geforderte zeitlich begrenzte Konzession auf fünf Jahre durchzusetzen. Denn dafür wäre eine Änderung des Bundesgesetzes nötig. Wien ist aber derzeit das einzige Bundesland, das an massivem Taxler-Überschuss leidet. (Martina Stemmer/DER STANDARD-Printausgabe, 30.3.2011)