Es ist kalt, auf den Straßen hinter Mattighofen liegt dort und da noch Kies, der mit den feuchten Stellen des Asphalts ein Muster des Grauens zaubert. Die Eisen sind neu und haben nur die wenigen Kilometer von der Schieberei auf der Uhr, die sich im Bajaj-Werk in Indien und der Endkontrolle in Mattighofen gesammelt haben.

Foto: Wolf-Dieter Grabner

Die Reifen glänzen also noch so, dass ich mir den aktuellen Stand meines Haarausfalls noch einmal anschauen kann, bevor es losgeht. Und trotzdem schnupft der Josef gleich einmal zwei Autos und legt um, dass ich schon sehe, wie ich ihm helfe, die Leitplanke zwischen den Zähnen rauszukletzeln.

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Doch nichts passiert. Gekonnt zirkelt der Josef durch die Kurven des Hügels hinter dem KTM-Werk. Die Rasten zittern beim Aufsetzen. Ich lasse ihn ziehen. "Angst fressen Seele auf", wie der Joe Lechner bei seinen Endurotrainings immer sagt, wenn ich schon vor dem Steilhang detoniere.

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Während meine Augen an jedem Kurvenausgang nach einem am Boden krabbelnden KTM-Marketing-Manager suchen, macht die Kurve, die gerade durchfahre, zu. Option eins: Dem Josef zeigen, wie man eine Leitplanke überwindet, ohne diese mit Blut zu beschmutzen. Option zwei: Umlegen und hoffen, dass die Reifen halten und die Fuhr auf der Straße bleibt.

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Nicht einmal ein Rutscherl. Die Reifen picken, und das Fahrwerk steckt auch hohe Kurvengeschweinereiendigkeiten locker weg. Auf den ersten Blick schon macht die 125er-Duke einen verdammt erwachsenen Eindruck und steckt die Konkurrenz locker in den Sack. Schon der für eine 125er fette Hinterreifen macht einen auf dicke Hose.

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Während Yamaha bei der YZF-R125 und Honda bei der CBR125R mit einem 130er den Asphalt aufschneiden, walzt die KTM mit einem 150er-Patschen alles nieder. Und das, obwohl die KTM kein Supersportler, sondern eine Naked ist.

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Bei der Gabel schaut das nicht viel anders aus. Während die Konkurrenz schon fast Zahnstocher verbaut, die in einem Strohhalm um Dämpfung kämpfen, bringt die Upside-Down-Gabel von WP nicht einmal mein Winterspeck ins Schwitzen.

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Das Federbein arbeitet sauber und hat eine progressiv gewickelte Feder, die im Bummelmodus für viel Komfort, im Kampfmodus aber für knallhartes Feedback sorgt.

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Bei der Motorleistung stößt KTM bei 15 PS an die Grenzen. Nicht die des technisch in Mattighofen Umsetzbaren, sondern an die legislativen. Mehr als 15 PS dürfen in einer 125er nicht stecken, wenn man sie zukünftig mit 16 Jahren und dem A1-Führerschein fahren dürfen soll. Trotzdem geht die 125er-Duke erstaunlich kräftig zur Sache.

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Sie ist durch den kurzhubigen Motor drehfreudig und legt über das gesamte Drehzahlband beständig zu.

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Wie ich dann auf der nächsten Geraden mit 120 km/h auf der Uhr am Josef vorbeiziehe, ist mir klar: OK, das ist so weit weg von der Serie wie ein Wunderbaum von einer Fichte. Doch ich irre, versichert mir später ein Techniker: „Wir haben nur die Geschwindigkeitsdrossel abgeschaltet."

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Um die Höchstgeschwindigkeit den Bestimmungen des jeweiligen Ziellandes anpassen zu können, wird diese elektronisch über das Einspritzmapping geregelt.

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Keine halben Sachen leistet sich KTM bei den Bremsen. In die 280er-Scheibe vorne beißen sich die vier Kolben des radial montierten Bremssattels. Hinten arbeitet sich ein Kolben in eine 230er-Scheibe.

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Die Bremserei kommt von der Brembo-Tochter Bybre, und nicht einmal Stahlflex-Leitungen muss man sich optional dazu kaufen - die sind schon montiert. Der Niederflur-Endtopf schaut gut aus, klingt kernig und sammelt das Gewicht für noch besseres Handling weit unten.

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Optisch ist die 125er-Duke ein Leckerbissen. Obwohl, da hat KTM schon eine Reihe von Powerparts in den Regalen. Von Sticker-Sets, über eine neue Maske, die den Enduro-Modellen nachempfunden ist, bis zum LED-Band, das sich die Landjugend auf den Tank picken kann.

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Wir können übrigens schon drauf wetten, dass es nicht allzu lange dauern wird, bis der Erste draufkommt, dass man den Motor noch aufbohren kann, um noch ein bisserl was rauszuholen. Das Fahrwerk macht das locker mit.

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Und wer weiß, wenn das Tunen in abgedunkelten Garagen wieder Mode wird, vielleicht kann ich dann ja meinen roten Getriebesand und die stärkere Kolbenrückzugsfeder, die ich mit 14 erstanden habe, doch noch gewinnbringend verkaufen. (Guido Gluschitsch/Fotos: Wolf-Dieter Grabner)

Artikel über die Produktion der 125er-Duke.

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