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Bis zu eine Viertelmillion Menschen werden zu der Demonstration gegen das Sparpaket der konservativ-liberalen Koalition erwartet.

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Einige Protestierende nutzen den Aufruhr zu Gewalt gegen die Polizei...

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... und Bankfilialen in der Innenstadt der britischen Metropole.

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Ein Polizist bekam Sprühfarbe ab.

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London  - Nach friedlichen Protesten Hunderttausender Menschen gegen den drastischen Sparkurs der britischen Regierung ist es am Samstag in London zu Krawallen gekommen. Demonstranten lieferten sich Straßenkämpfe mit der Polizei, Scheiben von Banken und Geschäften wurden eingeschlagen und mit Farbe beschmiert. Der größte Teil der Proteste lief jedoch friedlich ab. Offizielle Zahlen gab es nicht, doch Gewerkschaften zufolge waren zwischen 250.000 und einer halbe Million Menschen auf der Straße, um gegen Einschnitte im Öffentlichen Dienst und die Kürzung von Sozialausgaben zu protestieren.

Bisher größte Protestveranstaltung gegen Cameron

Mit dem Sparprogramm will die Regierung aus Konservativen und Liberaldemokraten dem Schuldenberg zu Leibe rücken, den die Wirtschaftskrise hinterlassen hat. Bei dem Protestmarsch und einer anschließenden Kundgebung im Hyde Park warnten Studenten, Lehrer, Krankenschwestern, Angestellte aus dem Öffentlichen Dienst, Pensionisten, Feuerwehrleute und Aktivisten vor den Folgen der schmerzhaften Einschnitte. Es war die bisher größte Protestveranstaltung gegen die Regierung von David Cameron.

Aus der friedlichen Großdemonstration entwickelten sich am Nachmittag vereinzelte Krawalle, die bis in die Nacht hinein gingen. Mehr als 200 Randalierer wurden festgenommen, es gab rund 80 meist leicht Verletzte, wie die Polizei berichtete. Zum Teil maskierte Menschen blockierten den Trafalgar Square in der Innenstadt und hinterließen Graffiti und Schäden an Gebäuden. Auch das Luxushotel Ritz wurde attackiert.

Fortnum and Mason musste geräumt werden

Das Edel-Kaufhaus Fortnum and Mason, das zu den Hoflieferanten der Queen gehört, musste geräumt werden. Hunderte Demonstranten hatten es blockiert. Am Sonntag gab es zum Teil Kritik an der Polizei, die mit mit etwa 4.500 Beamten im Einsatz war. Wenige Wochen vor der Hochzeit von Prinz William am 29. April, bei der Hunderttausende Menschen in der Londoner Innenstadt unterwegs sein werden, fürchten Kritiker um die Sicherheit auf den Straßen. Bereits im Dezember hatte es Ausschreitungen gegeben, als Tausende Studenten in London gegen Studiengebühren protestierten.

Der Leiter der Polizeioperation, Bob Broadhurst, verteidigte das Verhalten der Beamten. "Wir haben die Schäden auf ein Minimum reduziert", sagte er. "Wir werden niemals genug Polizisten haben, um jedes einzelne Gebäude im Londoner Zentrum zu schützen. Das ist einfach unmöglich." Die Randalierer seien "Kriminelle", keine Demonstranten.

Der Generalsekretär des Gewerkschaftsverbandes TUC, Brendan Barber, bat die Menschen darum, sich durch die Krawalle nicht vom eigentlichen Ziel des Marsches ablenken zu lassen. "Ich glaube nicht, dass die Aktionen von ein paar hundert Menschen den Fokus von den Hunderttausenden nehmen sollte, die eine solch kraftvolle Nachricht an die Regierung überbracht haben", sagte er. Die Regierung müsse ihre Pläne nun "ernsthaft überdenken". Die "Mitte Großbritanniens" habe gesprochen. Er kündigte an, dass die Proteste im ganzen Land weitergehen würden.

Rede von Ed Miliband im Hyde Park

Bei der Kundgebung im Hyde Park sprach unter anderem der Chef der sozialdemokratischen Labour Party, Ed Miliband. Er räumte ein, dass "einige Einschnitte" nötig seien. Die derzeitige konservative Tory-Regierung gehe jedoch den falschen Weg.

Großbritannien kämpft gegen die Folgen der Wirtschaftskrise, und versucht, den Problemen mit einer Kombination aus höheren Steuern und Einsparungen zu Leibe zu rücken. Zu Jahresbeginn war die Mehrwertsteuer auf 20 Prozent erhöht und den Kommunen ein Sparprogramm auferlegt worden. Am Mittwoch hatte Schatzkanzler George Osborne den Sparkurs vorgestellt. Die Neuverschuldung soll von 146 Milliarden Pfund (166 Mrd. Euro) im laufenden Jahr auf nur noch 29 Milliarden Pfund im Jahr 2015 sinken. (APA)