Zwei Jahre lang wurden Interviews in mehr als 500 Medienunternehmen (Zeitungen, TV und Radio) in fast 60 Staaten durchgeführt: Herausgekommen ist der in Washington bei einer Konferenz präsentierte Global Report on the Status of Women in the News Media mit 392 Seiten, der ein genaueres Bild von dem zeichnet, was allgemein bekannt ist: dass Frauen im Medienbereich in Toppositionen unterrepräsentiert sind. Global betrachtet sind 73 Prozent der Spitzenjobs mit Männern besetzt, 41 Prozent der Journalisten sind weiblich.

Die Unterschiede sind allerdings von Region zu Region beträchtlich: In Asien sind Frauen in Toppositionen eine Ausnahme. In arabischen Ländern haben Journalistinnen unter vielfacher Diskriminierung zu leiden oder müssen, wie Nadia Al-Sakkaf von der Yemen Times, Mitarbeiter entlassen, "die nicht akzeptieren wollen, dass jetzt eine Frau der Boss ist". Bei ihr war das die Hälfte der Redaktionsmannschaft. In Südafrika sind dagegen 80 Prozent der Sessel in gehobenem Management mit Frauen besetzt.

Auch in Europa ergibt sich ein differenziertes Bild: In den nordischen Staaten sind mehr als ein Drittel der Spitzenpositionen in Frauenhand, in osteuropäischen Staaten gibt es fast Geschlechterparität. In einigen Ländern, wie Bulgarien oder Rumänien, dominieren die Frauen im Medienbereich. Es sei schwierig, überhaupt noch Männer zu finden, die sich für Journalismus interessieren, berichtet Teodora Peeva, Chefredakteurin der bulgarischen Tageszeitung Sega Daily, bei der Konferenz. Was auf den ersten Blick wie ein Fortschritt aussieht, hat einen anderen Grund: Journalisten werden in Bulgarien vergleichsweise schlecht bezahlt.

Kein gleiches Gehalt für gleiche Arbeit

Dass Frauen im Journalismus in Westeuropa nicht überall das gleiche Gehalt für die gleiche Arbeitsleistung bekommen, wird in der Studie kritisiert. Näher unter die Lupe genommen wurde die Situation in Frankreich, Deutschland, Spanien und Großbritannien. Der Befund: 43 Prozent der Mitarbeiter in diesen Staaten sind weiblich, 26 Prozent in einer Führungsposition. "Die gläserne Decke für europäische Frauen hängt im Bereich höheres Management und Entscheidungsjobs im journalistischen Bereich", heißt es in dem Report.

Auffällig ist im weltweiten Vergleich, dass in Westeuropa viele Mitarbeiterinnen im Medienbereich teilzeitbeschäftigt sind - was etwa in Osteuropa kaum vorkommt. 81 Prozent der Teilzeitarbeitskräfte sind weiblich.

Am Ende der Konferenz in Washington, an der 70 Frauen aus 40 Ländern teilnahmen, darunter zwölf aus Europa, wurde ein Aktionsplan verabschiedet: Als Hauptproblem wurden Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen fokussiert, die auszugleichen seien. Auf europäischer Ebene soll es regelmäßigen Erfahrungsaustausch geben. (Alexandra Föderl-Schmid aus Washington, DER STANDARD; Printausgabe, 26./27.3.2011)