Amsterdam – Johan Cruijff geht auf Konfrontationskurs mit der Führung von Ajax Amsterdam. Der als Wortführer einer erst im Februar eingerichteten Technischen Kommission wieder in offizieller Funktion für den niederländischen Spitzenklub tätige 63-Jährige will den Ajax-Vorstand, dem er jeglichen Fußballsachverstand abspricht, via außerordentlicher Mitgliederversammlung loswerden.

Die Gruppe um Cruijff, die die schwächelnde Ajax sportlich wieder auf Vordermann bringen soll, hatte kürzlich ihr Programm vorgelegt und vom Vorstand dessen Durchwinken verlangt- inklusive der darin getätigten personellen Weichenstellungen. Diese Reduktion auf die Funktion einer Frühstücksdirektion wollten die Vorstände jedoch nicht hinnehmen. Cruijff wolle die alleinige Herrschaft und das könne man nicht durchgehen lassen, hieß es von Seiten des Klubs.

Unter anderem geht es um die Bestellung des Ex-Internationalen Dennis Bergkamp zum neuen Verantwortlich für die Ajax-Nachwuchsausbildung. Dieser zeigte sich über den Widerstand aus der Führungs-Etage irritiert. "Ich bin schockiert", sagte Bergkamp im niederländischen Fernsehen. "Wir haben uns jetzt lange mit unseren Planungen beschäftigt, gemeinsam mit Menschen, die ein Herz für den Klub haben." Er habe jedoch gleich das Misstrauen der Funktionäre gespürt. "Das ist sehr schade. Immerhin ist Ajax derzeit nur Mittelmaß."

Er verstehe nicht, warum der Klub sich gegen den Sachverstand im eigenen Haus sperrt, sagte Bergkamp. "Man muss doch die besten Leute holen. Wir bemühen uns um Ajax, weil wir mit dem Verein etwas erreichen wollen." Cruijff hatte das ausgearbeitete Konzept zuletzt als "Verkörperung meiner Vision von Fußball" bezeichnet und dessen rasche Inangriffnahme verlangt.

Im Kern geht es dabei um die Festlegung systemischer Parameter, die die Wiederbelebung einer Ajax-Philosophie bewirken sollen. Zur Umsetzung auf allen Ebenen will Cruijff so viele ehemalige Klassespieler wie möglich einbinden. "Wir wollen für die kommende Saison bereit sein und sind dafür eigentlich schon spät dran."

Er zeigte sich ebenso verärgert wie kämpferisch und will den aus seiner Sicht unwilligen Vorstand nun aushebeln. Man verlange eine außerordentliche Zusammenkunft der Mitgliederversammlung, so Cruijff. Diese soll dann den Aufsichtsrat abberufen und neu besetzen. Das neuformierte Gremium könnte wiederum den Vorstand abberufen. "Der Vorstand hat die Letztverantwortung. Aber es geht nicht, dass sie in sportlichen Sachfragen nicht hören wollen", wird Cruijff im Fachblatt Voetbal International zitiert. "Wenn es linksherum nicht geht, dann eben rechtsherum." (Michael Robausch)