Madrid -Madrid/Lissabon - Mit wachsender Sorge schauen Spaniens Banken und Sparkassen auf die sich zuspitzende Staatsschuldenkrise in Portugal. Portugiesische Banken und Unternehmen sind bei Spaniens Finanzinstituten hochverschuldet. Nach Angaben spanischer Medien beliefen sich die offenen Forderungen spanischer Kreditinstitute gegenüber portugiesischen Banken und Unternehmen auf insgesamt 63 Mrd. Euro. Damit laufen Spaniens Banken und Sparkassen bei einem wirtschaftlichen Einknicken Portugals das mit Abstand höchste Finanzrisiko in der Europäischen Union.

Da viele spanische Banken zudem Mehrheitsaktionäre portugiesischer Finanzinstitute sind, beläuft sich die Schuldenlast unter Berücksichtigung laufender Kredite von Privathaushalten und Unternehmen bei portugiesischen Banken in spanischer Hand sogar auf 70 Mrd. Euro. So machten die portugiesischen Filialen der spanischen Großbank Santander im vergangenen Jahr mit 456 Mio. Euro rund 4 Prozent des Gesamtgewinns aus. Santander hat knapp 47 Mrd. Euro Kapital in Portugal angelegt. Spaniens zweitgrößte Bank BBVA ist mit rund 7,6 Mrd. Euro in Kreditgeschäften in Portugal vertreten.

Finanzkrise in Portugal spitzt sich zu

Unterdessen spitzt sich die Finanzkrise im hoch verschuldeten Portugal weiter zu, nachdem Portugals sozialistischer Ministerpräsident Jose Socrates am Mittwochabend seinen Rücktritt einreichte, nachdem sämtliche Oppositionsparteien das von seiner Minderheitsregierung vorgeschlagene Sparpaket abgelehnt hatten. Socrates erklärte nach seinem Rücktritt, die politische Krise werde "äußerst ernste Folgen" für den Kampf gegen die Finanzkrise sowie für die Glaubwürdigkeit Portugals haben. Sein "Programm für Stabilität und Wachstum" sollte das staatliche Defizit herunterschrauben und einen Antrag auf EU-Hilfen abwenden. Es ist bereits das vierte Maßnahmenpaket dieser Art in einem Jahr.

Am Dienstag warnte bereits die portugiesische Zentralbank bei einem Scheitern der Haushaltssanierung vor großen Risiken für die Finanzbranche des Landes. Sollte es nicht zu Maßnahmen kommen, die Staatsfinanzen glaubwürdig und nachhaltig zu konsolidieren, werde das Risiko für die Banken untragbar, teilte die Notenbank in ihrem jüngsten Finanzstabilitätsbericht mit. Neben Neuwahlen in Portugal scheint nun auch der EU-Rettungsschirm unumgänglich zu werden. Nach dem Rücktritt des portugiesischen Ministerpräsidenten stiegen die Renditen für fünfjährige Anleihen bereits auf ein Rekordhoch von 8,348 Prozent. Damit könnte Portugal als drittes Land nach Griechenland und Irland gezwungen sein, unter den bis 2013 bestehenden Rettungsschirm zu schlüpfen. Eine Zuspitzung der Finanzkrise in Portugal könnte somit auch zu gefährlich hohen Verlusten bei spanischen Banken und Sparkasse führen.

Moody' stuft ab

Die Ratingagentur Moody's hat die Kreditwürdigkeit von 30 spanischen Banken herabgestuft. Die Agentur verringerte am Donnerstag die Bewertungen der Institute um eine oder mehrere Stufen. An der negativen Einschätzung dürfte sich vorerst nichts ändern. Moody's teilte mit, der Ausblick bleibe schwach und es seien keine größeren Verbesserungen in naher Zukunft zu erwarten. Von den Herabstufungen nicht betroffen sind indes die größten Banken des Landes, Santander und BBVA sowie die größte Sparkasse La Caixa.

Der Schritt kam für Experten nicht überraschend, nachdem die Agentur am 10. März schon das ganze Land herabgestuft hatte auf das Rating Aa2. Spanien kämpft mit hohen Schulden und verfolgt einen harten Sparkurs. Viele Experten gehen davon aus, dass die angeschlagene Bankenlandschaft Milliardenhilfen braucht, um wieder auf die Beine zu kommen. (Reuters)