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Israels Sicherheitsminister Jitzhak Aharonowitsch am Schauplatz des Anschlags in Jerusalem.

Foto: EPA/ABIR SULTAN ISRAEL OUT

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In Gaza-Stadt besichtigt ein Mann sein zerstörtes Haus. Bei einem israelischen Militärschlag wurden neun Menschen, unter ihnen drei Jugendliche, getötet.

Foto: REUTERS/Ali Jadallah

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Grafik: APA

Jerusalem/Gaza - Beim ersten Anschlag auf Autobusse in Jerusalem seit sieben Jahren ist am Mittwoch eine Frau ums Leben gekommen, 35 Menschen wurden verletzt. Der Sprengsatz explodierte in einer Tasche, die an einer Haltestelle nahe des Bushauptbahnhofs abgestellt war. Die israelische Polizei sprach von einem "Terroranschlag". Zu dem Attentat bekannte sich zunächst niemand.

Ministerpräsident Benjamin Netanhjahu verschob nach Angaben seines Büros seine für Mittwoch geplante Russlandreise. Der palästinensische Ministerpräsident Salam Fayyad verurteilte den Anschlag als "Terrorakt". "Es ist schändlich, wenn eine palästinensische Gruppe solche widerlichen Methoden anwendet, die unserem Volk und unserer Sache schon so viel geschadet haben", sagte Fayyad.

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Eine Explosion im Zentrum von Jerusalem erinnerte am Dienstag an die vergangenen Zeiten schwerer Selbstmordanschläge in israelischen Städten. Bei dem Attentat wurde eine Frau getötet, weiters 30 Menschen verletzt, drei davon schwer. Der kleine Sprengkörper war offenbar in einer Tasche bei einer Telefonzelle neben einer Autobushaltestelle deponiert gewesen, durch die Detonation wurden zwei Busse beschädigt.

Zuvor war die Aufmerksamkeit auf den Gazastreifen gerichtet gewesen. ort hatten palästinensisches Raketenfeuer auf relativ tief im Landesinneren gelegene israelische Städte und harte Militärschläge Israels zur schlimmsten Eskalation seit dem Krieg vor rund zwei Jahren geführt. Mittwochfrüh schlug im Zentrum der rund 40 Kilometer von der Grenze entfernten israelischen Großstadt Beerscheva eine Grad-Rakete ein. Ein Mann wurde verletzt. Weitere Grad-Raketen landeten bei Beerscheva und bei den Küstenstädten Aschdod und Aschkelon, ohne Schaden anzurichten. Im grenznahen Gebiet schlugen Salven von Mörsergranaten ein.

Im Gazastreifen waren zuvor durch israelisches Feuer neun Palästinenser getötet worden. Unter ihnen waren drei Jugendliche, die in Sajaya von einem Artilleriegeschoß getroffen wurden. Israel äußerte "Bedauern" für den Tod unbeteiligter Zivilisten - die Angriffe hätten Terroristen gegolten. "Kein Land kann bereit sein, Raketenfeuer auf seine Städte und seine Bürger hinzunehmen", sagte Premier Benjamin Netanjahu.

Seit Samstag haben mehr als 70 Raketen und Granaten in Israel eingeschlagen. Israels Armee bombardierte nicht mehr wie zuvor bloß leerstehende Gebäude und unterirdische Tunnels, sondern auch bemannte Einrichtungen. Zu den letzten Raketenangriffen bekannte sich der Islamische Jihad - es hieß, sie wolle gegen den Willen der regierenden Hamas bewusst eine neue Phase herbeiführen, indem sie nun nicht nur israelische Grenzdörfer, sondern auch entfernte Städte beschießt.

Die Palästinenserführung in Ramallah verdächtigte Israel, eine Versöhnung zwischen Fatah und Hamas verhindern zu wollen. Umgekehrt warnte Israel die Hamas vor einem neuen Krieg: "Wenn das so weitergeht, wird es keine andere Alternative geben als eine Militäroperation mit dem Ziel, das Hamas-Regime zu stürzen", sagte Vizepremier Silvan Schalom.

Die Uno zeigte sich über die Gewalt zutiefst besorgt. US-Präsident Barack Obama verurteilte den Anschlag in Jerusalem. (Ben Segenreich aus Tel Aviv, STANDARD-Printausgabe, 24.03.2011)