Schöner Wohnen mit Erwin Wurm

Foto: Wolfgang Woessner/MAK

Wien - In einer Ausstellung des österreichischen Künstlers Erwin Wurm im Wiener Museum für angewandte Kunst (MAK) gibt es unter dem Titel "Schöner Wohnen" von 22. März bis 4. September umgedrehte Kästen, bunte Stühle oder eine riesige gepunktete Stofftapete zu sehen: Objekte, die sich an der Schnittstelle zwischen Gebrauchsgegenstand und Skulptur platzieren. Wurm entwerfe "Szenarien des Alltäglichen und verzerrt soziale Utopien im Spiegel der Gesellschaftskritik", wie Kuratorin Bärbel Vischer anlässlich der Präsentation der Arbeiten erklärte.

Der Österreicher ist mit dieser Schau der zehnte "Künstler im Fokus", den das MAK seit 2007 eingeladen hat, um wesentliche Objekte in die hauseigene Sammlung integrieren zu können, wie Martina Kandeler-Fritsch, seit dem Rücktritt von Peter Noever interimistische Leiterin des Hauses, erläuterte. Wurm "überzeichnet die funktionale und symbolische Ebene" durch seine Adaptierungen und bringe auch biografische Aspekte in den Möbelskulpturen unter, die "Trennung von angewandter und bildender Kunst" wird von ihm infrage gestellt.

"Das war der tägliche Horror"

Ausgangsmaterial für die Arbeiten, die von den MAK-Werkstätten umgesetzt wurden, sind Einrichtungsgegenstände der 1930er bis 1960er Jahre, die teils aus Möbellagern zusammengetragen wurden. Wurm habe sich nicht nur lange mit der Thematik beschäftigt, er ist mit diesen Möbeln auch aufgewachsen, wie er im Anschluss an die Pressekonferenz meinte: "Das war der tägliche Horror." Interessiert habe ihn etwa, dass mit der Einrichtung immer auch eine Haltung verbunden sei und wie sich das mit den Gegenständen verbundene Bild im Laufe der Zeit verändert.

Verändert hat er selbst etwa die grundsätzliche Ausrichtung der Möbel, so wurden für "Kredenza" drei Schrankelemente zum Teil auf den Kopf gestellt und neu zusammengefügt. Farbliche Akzente setzt die Sitzgelegenheit "Punschkrapferl", ebenfalls aus einem alten, hellrosa-farbenen Kasten gefertigt. Eine Längswand des Raumes ziert eine beige, mit braunen Punkten versehene Stofftapete, die Wurm nach dem Muster einer Krawatte entwarf. "Ohne Titel" müssen drei Stühle mit Strickbezug auskommen, an denen Pulloverärmel befestigt wurden. Dürfen die restlichen Stücke auch tatsächlich als Sitzgelegenheit genutzt werden, sollen diese Stoffsessel die Ausstellung unbeschadet überstehen, da Wurm sie "ehrlich gesagt bei mir zu Hause" aufstellen will.

Drei der Arbeiten stellt der Künstler dem MAK zur Verfügung. Entstanden ist die Idee für die Schau noch auf Anregung von Noever, so Wurm, der sich eine Anmerkung bezüglich der Diskussion um den ehemaligen Direktor des MAK nicht verkneifen konnte. Dass jemand, der sich seit 20 Jahren etwas aufgebaut und intensiv heimische Künstler unterstützt habe, nun schlecht gemacht werde, findet Wurm schlicht "fatal". (APA)