Wien - Die Koalition hat sich heute, Dienstag, im Ministerrat grundsätzlich auf die weitgehende Abschaffung des Sitzenbleibens geeinigt. Ab dem Schuljahr 2012/13 sollen AHS und berufsbildende mittlere und höhere Schulen (BMHS) stufenweise auf ein flexibles Kurssystem umgestellt werden, Klassenwiederholungen soll es "nur noch als ultima ratio" geben, wie VP-Bildungssprecher Werner Amon in einer Aussendung erklärte.

Details bis zum Sommer

Bis zum Sommer will man die Details des Stufenplans ausarbeiten und einen entsprechenden Gesetzesentwurf vorlegen, hieß es aus dem Unterrichtsministerium. Derzeit werden Schulversuche mit einem solchen Modulsystem an Abendschulen evaluiert und mögliche Modelle verhandelt.

Das Kurssystem für die Oberstufe ist eine von sechs Reformmaßnahmen, die die Regierung bis zum Sommer ausarbeiten will und die für Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) "einen Qualitätsschub" bringen sollen. Der Arbeitsplan umfasst weiters die Erweiterung der Integration von Schülern mit besonderen Bedürfnissen oder sonderpädagogischem Förderbedarf nach der achten Schulstufe. Ab 2012/13 sollen dazu die bereits bestehenden Schulversuche an Polytechnischen Schulen ausgebaut und einjährige Haushaltungsschulen miteinbezogen werden.

NMS zentrales Projekt

Als ein zentrales Projekt bezeichnete Amon die Umsetzung der Neuen Mittelschule (NMS). Laut Unterrichtsministerium besteht zwischen den Koalitionspartnern Einigkeit, bis spätestens 2016 alle Hauptschulstandorte als NMS zu führen. Mit Auslaufen der letzten Hauptschulklasse 2019/20 soll es dann keine Hauptschulen mehr geben. Weiters sollen Schulen, die ihre Klassen umstellen wollen und dafür die nötigen Qualitätskriterien erfüllen, nicht an der Zehn-Prozent-Beschränkung für NMS-Schulversuche scheitern. Bis zum Sommer sollen jedenfalls die Finanzierung und Rechtssicherheit der Umstellung sowie die konkreten Qualitätsstandards geklärt werden.

Ebenfalls im "Bildungsfahrplan" enthalten ist der Ausbau schulischer Tagesbetreuung bis 2014, mehr Mitbestimmung der Schulpartner und der Plan, die Polytechnische Schule "attraktiver" zu gestalten. Die ÖVP hatte zuvor in ihrem Bildungskonzept die verpflichtende Mittlere Reife am Polytechnikum vorgeschlagen.

Kritik von Grünen und ÖH

In einer Reaktion kritisierte der grüne Bildungssprecher Harald Walser die Pläne der Regierung. "Die Hauptschule heißt künftig neue Mittelschule, sonst bleibt alles beim Alten", so Walser. Auch die Österreichische Hochschülerschaft kritisierte den Fahrplan für die Reformpläne. Sie fordert unter anderem eine flächendeckende Gesamtschule und ein Kurssystem für alle Schulstufen. Die Regierung gehe "zu zaghaft" vor und die Neue Mittelschule können nur "ein kurzer Zwischenstopp auf dem Bildungsfahrplan sein", so die ÖH in einer Aussendung. (APA/red, derStandard.at, 22.3.2011)