Tony Hunt (Vikings) legte zum Saisonauftakt in Wien einen fulminanten Kurzauftritt hin.

Foto: Herbert Kratky

Die Spieler waren bereit - die Plätze nicht. Kein einziges Spiel der Österreichischen Football Bundesliga a.k.a. AFL konnte wie geplant über die Bühne gehen. Am Schlimmsten traf es Graz. Das Spiel der Giants gegen die Raiders musste auf Grund des tiefen Bodens in Eggenberg abgesagt und auf das erste Aprilwochenende verschoben werden. Die Black Lions wichen von Villach nach Poggersdorf aus, die Raiffeisen Vikings spielten auf ihrer Trainingsanlage in Simmering, nachdem die Vienna Freitags bereits auf der Hohen Warte nicht antreten durfte.

Kärnten verliert und legt Einspruch ein

Die Black Lions empfingen am Samstag mit den Prague Panthers zumindest einen kleinen Mitfavoriten auf einen Platz im Playoff. Obwohl das Spiel erfreulich für die Löwen begann, nämlich mit einer Interception und dem ersten AFL-Touchdown der Saison kurz danach, mussten sie sich am Ende den Tschechen klar mit 6:36 geschlagen geben. Mitverantwortlich dafür ein gewisser Veikka Lehtonen (zwei Touchdowns), seines Zeichens finnischer Nationalteam-Runningback in Diensten der Prager. Und bei Dienst hört sich bekanntlich der Spaß auch wieder auf. Lehtonen ist von den Panthers nicht als Profi gemeldet, die Kärntner glauben aber, dass es sich bei ihm um einen solchen handelt. Die Black Lions legten Einspruch gegen den Spieler beim Verband ein, der Lehtonen nun prüfen muss. Heißt so viel: Die Prager müssen nachvollziehbar erklären können, wovon der Spieler in der tschechischen Metropole lebt. Können sie das nicht, wird er als A-Klasse-Spieler eingestuft und damit als Profi. In dem Fall würde das Spiel mit 35:0 für die Kärntner in die Wertung genommen werden, da sie damit einen Profi zu viel am Feld hatten. Zuletzt passierte das 2009, als die Blue Devils aus Hohenems einen Profi nicht als solchen deklariert hatten.

Hintergrund (Kurzfassung): In der AFL gibt es eine A-Klasse-Regelung. Prinzipiell kann jeder Spieler jeder Nationalität und Qualität an der Bundesliga teilnehmen. A-Klasse-Spieler sind aber limitiert und definieren sich entweder durch Qualität (NFL, CFL, sonstige Profiligen, US-Colleges) und/oder Profitum = der Spieler wird für seine Tätigkeit als Spieler bezahlt. Es dürfen maximal zwei A-Klasse-Spieler am Feld gleichzeitig eingesetzt werden.

Das ist natürlich alles sehr mühsam, auch für den Verband, welcher im Sommer eine WM ausrichten wird und organisatorisch eigentlich gar nicht darauf ausgerichtet ist, ist in Papieren zu kramen. Daher hat der Verein das auch zur Bringschuld eines Vereins/Spielers (im Falle eines Protests) erklärt. Zuletzt mussten auch zwei deutsche Spieler der Swarco Raiders, die einige hundert Kilometer zum Training nach Innsbruck fahren, ihren Amateurstatus beweisen. Das passiert also öfter. Selten kommt dabei auch etwas raus.

Am Ende würde auch eine Strafverifizierung das aktuelle Problem der Black Lions wohl nicht lösen. Sie haben sich mit Maurice Banks von ihrem US-Mentor Bob Bradley einen gelernten Safety als Quarterback einreden lassen und genau so spielte der Amerikaner auch in der Vorbereitung und im ersten Saisonspiel. Banks komplettierte lediglich acht seiner 23 Pässe, warf zwei Interceptions und produzierte mit zwei Fumbles insgesamt vier Turnovers. Dagegen können die Kärntner keinen Einspruch erheben. Zumindest nicht beim Verband.

Salzburg geht in Wien unter

In der Wiener Ravelinstraße warteten rund 1.000 Fans der Vikings auf den ersten Auftritt von Tony Hunt. Der war dann ebenso kurz wie beeindruckend. Der ehemalige NFL-Spieler (2008 noch bei den Philadelphia Eagles) berührte den Ball ganze acht Mal, erzielte dabei 63 Yards an Raumgewinn und drei Touchdowns. Die Gäste aus Salzburg bekamen in den ersten elf Minuten der Partie mit drei weiteren Touchdowns, darunter einen von der Vikings Defense (Fumble Return Philip Stojaspal) und einen von ihrem Special Team (Blocked Punt Return Paul Werner), eine volle Packung verpasst. 41:0 stand es nach dem ersten Viertel (!) und danach nahmen die Wiener alles raus, was man im späteren Saisonverlauf noch brauchen wird. Nach Hälfte eins war dann auch für die heimischen Starter Dienstschluss, Nationalteam-Quarterback Christoph Gross verließ mit neun kompletten Pässen (von 15) für 145 Yards, einer Interception und zwei Touchdowns (auf Valentin Schulz und Laurinho Walch) den Simmeringer Kunstrasen Richtung Team Area. Aber auch gegen die Backups der Vikings taten sich die Mozartstädter schwer, die mit einer 65:7-Packung die Rückreise antreten mussten. Damit waren die Bullen noch gut bedient, denn es hätte schlimmer kommen können.

Offensichtlich stecken in den Wienern noch Reserven, denn man hatte stets das Gefühl, sie könnten jederzeit noch einen Gang zulegen. Den Bulls hingegen wurden ihre Grenzen klar aufgezeigt. Ihr neuer Quarterback Dustin Willingham lief 57 Yards weit. Leider für sie in die falsche Richtung. Insgesamt kamen die Salzburger auf -47 Rushing Yards und 136 Total Yards. Das zum Großteil in Hälfte zwei gegen die Ersatzleute der Wiener.

Ost-West Gefälle

Noch hat man die Raiders, die man zu den Top-Favoriten zählt, noch nicht gesehen und auch die Giants haben noch kein Down gespielt. In der ersten Runde zeigte sich der Osten jedoch stark. In der AFL siegten Wien und Prag, in der Division 1 sah man drei Siege in Wien gegen Teams aus Tirol und Oberösterreich. (Walter Reiterer; derStandard.at; 21. März 2011)