Die Terminpläne der ORF-Spitze gerieten Donnerstag außer Tritt: Sport gegen Info und Kultur, das Match ließ die Sitzung von General und Direktoren ausufern.

Der Streitpunkt: Wenn aus der Frequenz-Wohngemeinschaft von TW1 und ORF Sport Plus zwei 24-Stunden-Spartensender werden, wer bekommt den in gut 90 Prozent der Haushalte gespeicherten bisherigen Programmplatz - und wer muss seinen neu unters Volk bringen? Die Kontrahenten: Hans Peter Trost, ORF-Sportchef, und Peter Schöber, Manager von TW1, aus dem ORF 3 wird.

Im Kabel liegt ORF 3 vorn und dürfte den bisher mit dem Sport geteilten Kanal erhalten.

Über Antenne führt der Sport: Diese Lizenz hat schon jetzt ORF Sport Plus allein. Soll sie an ORF 3 gehen, müsste die ORF-Sendertochter ORS die Lizenz erst neu ausschreiben. Die ORS versucht, da Platz für einen weiteren Kanal zu schaffen - wohl erst ab Herbst, Monate nach dem Senderstart.

Am härtesten rangeln Sport und Info um den Satelliten. ORF 3 verweist auf sein älteres Publikum, dem Sendersuchläufe schwerer falle als jüngeren TV-Sportlern. Ein Satplatz mehr kostet rund eine Million Euro im Jahr, die sich der ORF nicht leisten will. Er hat 23.30 Stunden pro Tag viel Spielraum - auf jenen Kanälen, wo er um 19 Uhr parallel neun Bundesland heute zeigt. Der Sportkanal kann dafür schlecht Liveübertragungen stoppen, sagen hohe ORFler. Und Sport-TV braucht höhere Bandbreiten als Information.

Für das Gerangel dürfte dem ORF aber mehr Zeit bleiben: Dort gilt nun als "nicht realistisch", dass die Medienbehörde das Projekt rechtzeitig für den geplanten ORF-3-Start 1. Mai genehmigt; auch das Sport-TV-Konzept prüft sie nun. Die Wettbewerbsbehörde beurteilte ORF 3 sehr kritisch. (Harald Fidler, DER STANDARD; Printausgabe, 19./20.3.2011)