Robert Mapplethorpe: "MX7". € 59,90 / 350 S., teNeues Verlag 2011

Foto: teNeues-Verlag

Zeitlebens war das fotografische OEuvre von Robert Mapplethorpe (1946-1989), trotz unbestritten künstlerischer Qualität, kontroversiell aufgenommen worden. Was jahrelang am Zensurindex stand, ist heute museumswürdig, Gegenstand formaler, ästhetischer Analysen. Begriffe wie Kunst und öffentliche Moral bedurften einer Revision, seit der in Queens/NY Geborene den Underground verließ, um Mainstream mit Homosexualität, expliziter Nacktheit und erotischen, zum Teil pornografischen Darstellungen zu konfrontieren.

Seit 2003 lud die Mapplethorpe Foundation Gegenwartskünstler ein, den Nachlass zu sichten, ihre persönlichen Favoriten öffentlich zu präsentieren. Diese sieben Ausstellungen dokumentiert MX7. Interessant divergierende und korrelierende Perspektiven: David Hockney, der Mapplethorpe, als er noch nicht fotografisch, sondern als Skulpteur tätig war, schon kannte, perlustriert den ästhetischen Bezug zu Antike und Renaissance, zu idealisierten Körpern sowie Celebrities der Off-Scene. Catherine Opie wählte kontroversielle Konfrontationen floraler Motive, unschuldiger Kinder mit bizarren Fetisch-Sequenzen. Hedi Slimane und Vic Muniz zeigen symbolhaft amerikanische Ikonen - Porträts, Flaggen, Sterne und Kreuze. Sterling Ruby konzentrierte sich auf das Martialische, offensiv Sexuelle, Cindy Sherman auf die "Freaks des Mapplethorpe-Universums" sowie das Abstrakt-Skulpturale von menschlichen Akten und Pflanzen alias Phallussymbole. Letztendlich erinnert sich Robert Wilson der gemeinsamen Schulzeit am Pratt Institute und die verbindende Liebe zu diagonalen Linien, zu Formalismus und linearen Analogien bei Bildkompositionen. Von Richard Flood, Kurator des New Museum of Contemporary Art NY, mit den Künstlern geführte Interviews ergänzen die luziden Einsichten. (Gregor Auenhammer, DER STANDARD/ALBUM - Printausgabe, 19./20. März 2011)