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Rolf Edens letzter Wille: In den Armen einer Frau sterben.

Foto: Reuters/Christian Charisius

Tod beim Orgasmus - mit diesem letzten Willen geriet Rolf Eden 2002 in die Schlagzeilen. Testamentarisch hat er jener Frau 250.000 Euro Prämie zugesprochen, in deren Armen er das Zeitliche segnet. 

Nicht nur für Deutschlands bekanntesten Playboy ist dies eine bevorzugte Todesart. Auch US-Filmschauspieler Matthew McConaughey findet an der Ablebensweise Gefallen. Sein Vater hat beim Liebesspiel mit der eigenen Ehefrau die letzte Reise angetreten.

Setting entscheidet

Damit ist Jim McConaughey eher die Ausnahme, als die Regel. Hansjürgen Bratzke vom Zentrum der Rechtsmedizin in Frankfurt am Main hat gemeinsam mit den Medizinern Markus Parzeller und Christoph Raschka aus Fulda fast 30.000 Obduktionsberichte aus über 30 Jahren ausgewertet und ist zu dem Ergebnis gekommen: Von den 56 Männern, die in Ausübung des Geschlechtsverkehrs abtraten, hatte die überwiegende Zahl der Betroffenen nicht Sex mit der eigenen Frau, sondern außerehelichen Geschlechtsverkehr mit Prostituierten oder Geliebten.

„Das Setting ist entscheidend", bezieht Sven Anders, Rechtsmediziner am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf zu dieser brisanten Datenlage Stellung. Konkret heißt das: Findet der Ort der sexuellen Handlung in den eigenen vier Wänden mit dem eigenen Partner statt, dann wird im Todesfall wahrscheinlich niemand erfahren, in welchem Zusammenhang es dazu kam. Stirbt Mann beim Liebesakt im Bordell, sind Rettung und Polizei ziemlich wahrscheinlich präsent. Der Fall gerät somit rasch an die Öffentlichkeit.

Stressfaktor Fremdgehen

Bratzke hat im Rahmen seiner Untersuchungen nur vier betroffene Frauen gefunden. Beweis genug, dass es sich beim Sextod also um ein überwiegend männliches Phänomen handelt, ist das aber nicht. Naheliegender scheint dagegen die Theorie, dass Fremdgehen den Stressfaktor und damit das Risiko eines plötzlichen Todes während sexueller Aktivität eventuell noch erhöht. Kausale Zusammenhänge existieren aber laut Anders ebenfalls nicht. 

Was man jedoch weiß ist, was den eventuellen Tod beim Orgasmus aus physiologischer Sicht bringt. „Der Sauerstoffbedarf wird höher, weil der Blutdruck während sexueller Erregung steigt. Das Herz ist dadurch stärker beansprucht und wenn es bereits vorgeschädigt ist, kann sich daraus mitunter eine gefährliche Situation ergeben", erklärt Anders. Die Hoffnung auf den Exitus beim Koitus wird sich also am ehesten erfüllen, wenn im Vorfeld bereits eine Herzerkrankung besteht. Und für diejenigen, die dieses tödliche Vergnügen nicht als erstrebenswert erachten, jedoch wissentlich an einer Herzerkrankung leiden, bedeutet es nicht, dass sie ihr weiteres Leben in Keuschheit verbringen müssen.

Von Kardiologen empfohlen

Ganz im Gegenteil: Kardiologen empfehlen vielen Herzpatienten sogar ein leichtes Training zur Verbesserung der kardialen Leistung. „Geschlechtsverkehr ist im Regelfall kein Hochleistungsakt, sondern nicht anstrengender als Treppensteigen oder gemächliches Radfahren", betont Anders und rät herzkranken Menschen für eine individuelle Einschätzung trotzdem ein Gespräch mit ihrem Herzspezialisten. 

Im Übrigen, treten auch während stattfindender Fußballweltmeisterschaften vermehrt Herzinfarkte auf. Inwieweit sich herzkranke Menschen dieses Risikos bewusst sind und aufgrund dessen auf das passive sportliche Vergnügen verzichten ist allerdings nicht untersucht. (derStandard.at, 30.03.2011)