Genf/London - UNO-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay sieht in Bahrain massive Verletzungen der Menschenrechte und hat die Verantwortlichen vor Konsequenzen gewarnt. "Uns liegen alarmierende Anrufe und E-Mails von zahlreichen Personen in Bahrain vor, die über das Vorgehen der Streitkräfte entsetzt sind", schrieb Pillay am Donnerstag in Genf.

"Es gibt Berichte von willkürlichen Verhaftungen, Tötungen, Gewalt gegen Demonstranten und medizinisches Personal und über die Übernahme von Krankenhäusern und medizinischen Zentren durch die Streitkräfte." Zu ihnen gehörten offenbar auch die Polizei Bahrains sowie Soldaten des Golf-Kooperationsrates. "Das ist ein schockierendes und illegales Verhalten", erklärte die Hochkommissarin.

Krankenhaus den Strom abgedreht

Laut Pillay gibt es Berichte, dass am Mittwoch der Strom im Hauptkrankenhaus von Manama abgestellt wurde und Sicherheitskräfte das Personal angegriffen hätten. Auch sei ärztliches Personal am Betreten des Krankenhauses gehindert worden. Es lägen "sehr glaubhafte Berichte" vor, dass die Regierung das Leben und die Gesundheit der Menschen nicht schütze, sondern sie ihres Menschenrechtes beraube. Auch die Mitglieder der Sicherheitskräfte und der Armee unterstünden dem internationalem Recht und könnten zur Rechenschaft gezogen werden, warnte Pillay.

Die Führung des Königreichs Bahrain hat der Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) zufolge schon mehrfach schwere Gewalt gegen Demonstranten angewendet. "Es scheint, dass die Regierung sich im Umgang mit den Demonstranten für den Weg der gewalttätigen Unterdrückung entschieden hat", sagte Malcolm Smart von AI am Donnerstag in London. Das sei "ein bedrohliches Beispiel in einer Region, in der sich auch andere Regierungen dem öffentlichen Ruf nach Veränderung gegenübersehen".

Bereits Mitte Februar haben AI zufolge Sicherheitskräfte ohne Vorwarnung mit lebensbedrohlicher Munition auf Demonstranten sowie auf medizinisches Personal geschossen, das die Verletzten versorgen wollte. Das Schriftstück basiert auf Augenzeugenberichten, die von einem AI-Team in Bahrain gesammelt wurden. Ein US-Arzt aus dem Team habe bei Verletzten festgestellt, dass aus kurzer Entfernung auf ihre Köpfe und Oberkörper geschossen worden sein muss.

Die schlimmste Gewalt habe es am 17. Februar in Manama gegeben, als ein Versammlungsort von Panzern abgesperrt worden sei. Fünf Menschen seien dabei ums Leben gekommen, heißt es. Einige der Verletzten seien klar und deutlich als Sanitäter erkennbar gewesen, berichtete ein Augenzeuge. (APA)