In einer tibetischen Region in Sichuan tötete sich ein junger Geistlicher, bereits 2008 wurden dort Proteste niedergeschlagen.

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Die Selbstverbrennung eines jungen tibetischen Mönch aus dem Kirti-Kloster in der tibetischen Region Ngaba in der Provinz Sichuan hat nach Angaben tibetischer Exilorganisationen zu Protesten hunderter Mönche des Klosters und vieler Anrainer geführt. Die Polizei trieb die Demonstranten auseinander und soll mehrere festgenommen haben.

Der 21-jährige Phuntsog hatte sich am Mittwoch in Brand gesetzt und starb zehn Stunden später an seinen schweren Verletzungen, bestätigte auch die tibetische Bloggerin Tsering Woeser. Die Selbstanzündung des Mönchs fiel auf den dritten Jahrestag der Solidaritätsaktion seines Klosters mit den am 14. März 2008 ausgebrochenen antichinesischen Unruhen in Lhasa. Zwei Tage später, am 16.März, hatten sich dann auch die tibetischen Mönche von Kirti zum Protest erhoben. Ihre Kundgebung wurde von der Polizei mit Waffengewalt zerschlagen.

Nach offiziellen Angaben sollen damals vier Menschen, nach exiltibetischen Informationen rund ein Dutzend ums Leben gekommen sein. Ende Februar 2009 hatte sich erstmals ein Mönch des Klosters Kirti zu verbrennen versucht. Anlass war, dass die Behörden den Mönchen verboten, in der sensiblen Zeit zum März ihr Gebetsfest Monlam zu feiern.

Die neuen und seit 2008 größten aus der Region gemeldeten Proteste, die nun wegen des Todes des 21-Jährigen ausbrachen, zwangen am Donnerstag Chinas amtliche Nachrichtenagentur Xinhua Stellung zu nehmen. Ohne die Demonstrationen zu erwähnen, meldete Xinhua in zwei Versionen, dass sich ein Mönch namens Rigzin Phuntsog um vier Uhr Nachmittag angezündet hatte. Er sei am frühen Donnerstagmorgen gestorben.

Wenige Stunden nach seinem Tod wusste die Agentur schon zu berichten, dass der Mönch, dessen Alter sie in ihrer ersten Meldung mit 24 und in ihrer zweiten Nachricht dann mit 16 Jahren angab, "eine medizinische Geschichte epileptischer Anfälle hatte" . Er sei an seinen Brandwunden gestorben, weil die Mönche seines Kloster seine rechtzeitige medizinische Behandlung zunichte machten. Sie hätten den Schwerverletzten kurz nach seiner Hospitaleinweisung wieder ins Kloster zurückgeholt, ihn dort versteckt und erst Stunden später ins Hospital zurückbringen lassen, wo er dann starb.

Zu kalt, zu dünne Luft

Chinas Behörden haben, wie Exiltibeter berichten, ihre Polizeieinheiten in allen tibetischen Gebieten weiter verstärkt. Für Touristen und andere Ausländer ist Tibet seit Anfang März gesperrt. Der Parteichef von Tibet, Zhang Qingli, begründete beim Volkskongress das vorläufige Besuchsverbot für alle Ausländer mit der im März herrschenden Eiseskälte in dünner Höhenluft und unzureichenden Hotelkapazitäten zu einer Zeit in der Lhasa wegen religiösen Zeremonien überlaufen sei. Die "Restriktionen dienen der Sicherheit der Ausländer" .

Der März ist nicht nur der dritte Jahrestag der Unruhen 2008 und des Tibet-Volksaufstandes von 1959, in dessen Folge der Dalai Lama ins indische Exil floh. 2011 gedenkt Tibet auch dem 60sten Jahrestag seiner 1951 von Peking erzwungenen Eingliederung als "autonome Region" in die Volksrepublik China. (Johnny Erling aus Peking/DER STANDARD, Printausgabe, 18.3.2011)