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Menschen in einer Notunterkunft in Rikuzentakata gedenken der Opfer während der landesweiten Schweigeminute am Freitag in Japan.

Foto: REUTERS/Kim Kyung-Hoon

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Ein neunjähriger Bub sucht mit Namensschildern in einer Notunterkunft in Ishinomaki, Miyagi nach seinen vermissten Eltern und seiner Großmutter.

Foto: EPA/ ASAHI SHIMBUN

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Weltweit gedenken die Menschen der Opfer in Japan - im Bild eine Gedenkzeremonie an der Japan Avenue in Lima, Peru.

Foto: REUTERS/Enrique Castro-Mendivil

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Bild der Zerstörung aus Rikuzentakata, Iwate.

Foto: REUTERS/Aly Song

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Aufbahrung der Opfer von Erdbeben und Tsunami in Rifucho, Miyagi. 6.405 Menschen kamen bisher ums Leben, 10.259 werden noch immer vermisst.

Foto: Kyodo News/AP/dapd

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Patienten liegen nach dem Erdbeben in einem Spital in Ishinomaki, Nordjapan, auf dem Boden.

Foto: Yomiuri Shimbun, Daisuke Inouye/AP/dapd

Die japanische Atomsicherheitsbehörde hat die Schwere des Akw-Unfalls im havarierten Atomkraftwerk Fukushima wieder hinaufgestuft. Dieser hat nun Stufe fünf auf der siebenteiligen Internationalen Bewertungsskala (INES). Mit einem Kampf an zwei Fronten wollen die japanischen Techniker in Fukushima die Kontrolle über die beschädigten Reaktoren zurückgewinnen. Zum einen soll an den Blöcken 1 und 2 die neue Stromleitung das Kühlsystem wieder zum Laufen bringen. Zum anderen scheint die Kühlung bei den Reaktoren 3 und 4 mit Wasserwerfern erfolgreich zu sein. Japan hat zudem in Deutschland um ferngesteuerte Roboter aus kerntechnischen Anlagen angefragt, die in Fukushima zum Einsatz kommen sollen.

Noch mehr als 30 Kilometer vom Katastrophen-AKW Fukushima entfernt, in nicht-evakuierter Zone, ist eine deutlich erhöhte Strahlenbelastung festgestellt worden.

In der Präfektur Fukushima verlassen immer mehr Menschen ihre Häuser und kämpfen gegen Kälte und Nahrungsmittelmangel. Die Zahl der Todesopfer hat sich auf 6.911 erhöht. Rund eine halbe Million Menschen sind in Japan derzeit obdachlos. Die Ereignisse in Japan im derStandard.at-Ticker.

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02:25 Uhr: Die Arbeiter am havarierten Atomkraftwerk Fukushima eins bekommen bei ihrem Einsatz immer mehr radioaktive Strahlung ab. Der AKW-Betreiber Tepco erhöhte die Obergrenze erneut auf nun 150 Millisievert pro Noteinsatz, wie der TV-Sender NHK berichtete. Vorher waren 100 Millisievert pro Schicht das Limit gewesen - die Arbeiter überschritten diesen Wert aber regelmäßig. Die neue Vorgabe von 150 Millisievert gelte "für einige Arbeiter im Außeneinsatz, weil die aktuellen Probleme beispiellos sind und sofortige Maßnahmen erfordern", zitierte NHK die Begründung des Energieversorgers Tepco.

Dem Sender NHK zufolge kündigte Tepco an, keinen Arbeiter erneut in den Einsatz zu schicken, falls er zuvor mehr als 100 Millisievert ausgesetzt worden war. Die 50 Arbeiter, die bisher in dem AKW verblieben waren, hatten Verstärkung bekommen: Am Freitag waren dort etwa 120 Männer eingesetzt. Wie viele Arbeiter direkt an den Reaktoren welche Arbeiten verrichten, ist unbekannt.

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02:15 Uhr: Acht Tage nach dem schweren Erdbeben und Tsunami finden Rettungskräfte einen Überlebenden, berichtet der Fernsehsender NHK unter Berufung auf das Militär.

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02:05 Uhr: Die Arbeiten am stark beschädigten Atomkraftwerk Fukushima eins gehen mit Hochdruck weiter. Die Bemühungen, die Kühlung wiederherzustellen, seien am Samstag beschleunigt worden, berichtete der Betreiber Tepco nach Angaben der Nachrichtenagentur Kyodo.

Es werde erwartet, dass Reaktor 2 im Laufe des Tages an die Stromversorgung angeschlossen werden könne. Es brauche allerdings danach noch etwas Zeit, um die Geräte zur Kühlung des Reaktors wieder hochzufahren, da die Apparate zunächst getestet werden müssen, teilte Tepco mit.

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01:34 Uhr: Auch Stunden nach dem Wasserwerfereinsatz am Reaktor 3 des havarierten Atomkraftwerkes Fukushima steigt dort noch immer Rauch auf. Der japanische Fernsehsender NHK zeigte Luftaufnahmen von Samstag früh (Ortszeit), auf denen weißer Rauch oder Wasserdampf zu sehen war. Die helle, viele Meter hohe Fahne waberte kontinuierlich nach oben.

Samstag früh (0.45 Uhr Ortszeit) hatte das Militär erneut begonnen, mit Feuerwehrwagen Tonnen von Wasser auf den Block 3 zu sprühen. Anders als in den Nachbarreaktoren lagert im Innern der strahlenden Ruine des Blocks 3 auch das hochgefährliche Plutonium. Es wird befürchtet, dass der Wasserstand in dem Brennstabsbecken bedrohlich niedrig ist.

Die Kühlaktion dauerte 25 Minuten, wie der AKW-Betreiber Tepco am Samstag mitteilte. Die NHK-Aufnahmen mit dem weißen Rauch könnten darauf hindeuten, dass die Kühlaktion Erfolg hatte und den völlig überhitzten Kern traf. Andererseits hatte es in den Tagen zuvor auch schon weißen Rauch gegeben, bei dem kleinere und größere Brände die Ursache waren.

Zunächst war NHK zufolge unklar, wie die Kühlaktion am Samstag weiterlaufen sollte und wann die Wasserwerfer und Löschfahrzeuge der Tokioter Feuerwehr noch einmal zum Einsatz kommen würden. Auch Tepco machte keine Angaben dazu.

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00:30 Uhr: In Kalifornien ist nach Angaben der US-Umweltbehörde Epa eine minimale, offenbar aus Japan stammende radioaktive Strahlung gemessen worden. Es handle sich um Spuren eines Isotops, welches dem entspreche, das aus dem Atomkraftwerk Fukushima ausgetreten sei. Die Stärke der Strahlung stelle aber absolut kein Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung dar, hieß es in einer Epa-Mitteilung von Freitag.

Es handle sich um eine winzige Dosis, die gerade einmal einem Millionstel dessen entspreche, dem der Mensch durch natürliche Einflüsse ohnehin ausgesetzt sei. Ein gleichhoher Wert sei bereits einen Tag zuvor im nördlich an der US-Westküste gelegenen Staat Washington gefunden worden sei. Auch nach der Katastrophe in Tschernobyl in der Ukraine 1986 seien in den USA winzige Spuren radioaktiver Partikel aus dem Atomkraftwerk gefunden worden.

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00:10 Uhr: Eine Rekordzahl von Nachbeben hat Japan seit dem Jahrhundert-Erdbeben mit der Stärke 9,0 vom vergangenen Freitag erschüttert. 262 Mal habe die Erde in der Woche danach mit der Stärke 5 oder höher gebebt, teilte das Meteorologische Institut in Japan am Freitag nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Kyodo mit.

Die Häufigkeit der Nachbeben dieser Stärke sei die größte gewesen, die jemals aufgezeichnet worden sei. Sie sei um das Zweieinhalbfache höher gelegen als nach dem Beben der Stärke 8,2 im Osten der Insel Hokkaido 1994. Mittlerweile sei die Wahrscheinlichkeit weiterer starker Nachbeben gesunken, hieß es. Dennoch warnte der Chef des Erdbebenvorhersagezentrums des Instituts, Takashi Yokota: "Wir müssen wachsam bleiben, denn ein Erdbeben in einem Meeresgebiet kann noch zehn bis 20 Tage später starke Nachbeben auslösen."

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23:50 Uhr: Der US-Versicherungskonzern AIG kommen die jüngsten Naturkatastrophen wie die Erdbeben in Japan und Neuseeland teuer zu stehen. AIG kalkuliere wegen der Umweltdesaster für das erste Quartal Belastungen von geschätzt rund einer Milliarde Dollar vor Steuern ein, teilte das staatlich gerettete Unternehmen am Freitag mit. Nach Steuern belaufe sich die Summe auf etwa 900 Millionen Dollar. Die Belastungen fielen bei Chartis an, dem Sachversicherer von AIG. Dieser zählt zu den größten Immobilienversicherern in Japan und der Welt. Rund 70 Prozent des genannten erwarteten Fehlbetrags vor Steuern kämen durch das Erdbeben in Japan zustande. Der Rest ergebe sich aus den Schäden die durch Überschwemmungen in Australien und Brasilien, die Winterstürme in den USA, das Erdbeben in Neuseeland sowie einen Zyklon entstanden.

Nach Schätzung des Risikospezialisten Eqecat könnten die versicherten Schäden nach dem verheerenden Erdbeben und Tsunami in Japan doch nicht ganz so hoch ausfallen wie zuletzt befürchtet. Eqecat geht vorläufig von zwölf bis 25 Milliarden Dollar aus, die von der Assekuranz gedeckt werden müssten. In dieser Zahl seien auch Zerstörungen der zehn Meter hohen Flutwelle sowie die zahlreichen Feuer enthalten. Die Risikomodellierungsfirma AIR Worldwide hatte zunächst die Schäden aus dem Erdbeben auf 15 bis 35 Milliarden Dollar taxiert. In dieser Prognose waren die Tsunami-Schäden an Häusern, Autos, Booten, Straßen und Brücken aber noch nicht enthalten.

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21:30 Uhr: Nach dem massiven Wasserwerfereinsatz im Block 3 des Atomkraftwerks Fukushima ist der Druck in der Reaktorkammer etwas gesunken, wie aus dem jüngsten Bericht der japanischen Atomsicherheitsbehörde (NISA) hervorgeht. In den beiden anderen Blöcken aber, die nach dem Erdbeben vor einer Woche automatisch abgeschaltet wurden, zeigen die am Samstagmorgen (Ortszeit) veröffentlichten Werte eine leicht steigende Tendenz. Die NISA gibt lediglich Zahlenwerte an und bewertet diese nicht.

An Stelle der Notkühlung von Block 3 mit Wasserwerfern will die Betreibergesellschaft Tepco am Samstag versuchen, die reguläre Kühlung für die Reaktorblöcke 1 und 2 wieder in Gang zu setzen. Am Sonntag könnten dann die Blöcke 3 und 4 folgen, wie Hidehiko Nishiyama von der Atomsicherheitsbehörde (NISA) am Freitag nach einer Meldung der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo mitteilte. Dazu wurde eine Starkstromleitung zum Atomkraftwerk Fukushima gelegt. Unklar ist aber, inwieweit die Technik der Kühlsysteme nach den Explosionen in den Reaktorblöcken 1 bis 3 und dem Brand im Reaktor 4 noch funktionsfähig ist.

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21:00 Uhr: Der US-Hersteller der Reaktoren hat den Vorwurf von Konstruktionsmängeln zurückgewiesen. Die Reaktoren des Typs Mark 1 entsprächen allen Vorschriften und hätten "in den vergangenen 40 Jahren gut funktioniert", erklärte der im US-Bundesstaat Connecticut ansässige Konzern General Electric (GE) am Freitag. Das in den 1960er Jahren entwickelte Reaktormodell sei in den 80er Jahren überholt worden, um es den neuen Bestimmungen anzupassen. "Alle Änderungen, die von den Regulierungsbehörden verlangt wurden, sind umgesetzt worden", erklärte GE.

Fünf der sechs Reaktoren im japanischen Krisen-AKW Fukushima sind Mark-1-Reaktoren von GE. General Electric bezeichnete es als "verfrüht", Aussagen über den genauen Verlauf des Reaktorunglücks zu machen.

Das Mark-1-Modell war in den 1960er und 1970er Jahren eines der weltweit beliebtesten Reaktormodelle. In den USA wurden 23 davon gebaut, in anderen Ländern 32. Kritiker der Atomkraft hatten damals gewarnt, das Modell Mark 1 könne möglicherweise nicht einer starken Druckentwicklung standhalten, wie sie bei einem Ausfall der Kühlsysteme zu erwarten sei.

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20:09 Uhr: Anlässlich der AKW-Katastrophe in Japan haben sich Freitagabend am Wiener Stephansplatz rund hundert Menschen zu einer Lichterkette gegen Atomkraft zusammengefunden. Bei Regen und starkem Wind entzündeten die Demonstranten in stillem Protest Sturmfackeln, zudem waren Schilder mit der Aufschrift "Atomkraft, nein danke!" zu lesen.

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19:11 Uhr: Ein Sarkophag um das zerstörte Atomkraftwerk Fukushima könnte Japan als letzte Möglichkeit vor einer massiven Strahlenverseuchung bewahren. Die Methode, die bereits 1986 in Tschernobyl eingesetzt wurde, sei ein letzter Ausweg, teilten Ingenieure des Betreibers Tepco am Freitag mit. Derzeit werde aber alles daran gesetzt, einen Super-GAU durch die Kühlung der Reaktoren noch zu verhindern. Die japanische Atombehörde stufte den Störfall der Reaktoren eins, zwei und drei unterdessen auf die Kategorie fünf hoch - die gleiche Kategorie wie der schwere Störfall im US-AKW Three Mile Island 1979. In Tschernobyl war die höchste Stufe sieben erreicht worden.

Die Ankündigung des Unternehmens, das gesamte Kraftwerk möglicherweise unter einem Sarg aus Sand und Beton zu begraben, könnte ein Hinweis darauf sein, dass Tepco ein Scheitern aller Rettungsversuche in Betracht zieht. Doch auch ein Sarkophag wäre keine saubere Lösung, sondern könnte einen Teil des Landes für Jahrzehnte als radioaktiv verseuchte Brache zurücklassen. Außerdem ist der Reaktor derzeit noch so heiß, dass aus Sand theoretisch Glas werden könnte und auch die Aufschüttung einer einer stabilen Betonhülle die nächsten Wochen oder gar Monate scheitern würde. Der Sarkophag in Tschernobyl setzte sich nicht richtig und bekam Risse, so dass Strahlung die Luft und das Wasser verseuchte.

Im AKW Fukushima arbeiteten unterdessen rund 300 Techniker in Schutzanzügen weiter mit Hochdruck daran, eine Starkstromleitung zu zwei der sechs Reaktoren zu verlegen. Mit der neuen Energieversorgung könnten die Wasserpumpen zur Kühlung der überhitzten Brennstäbe vielleicht wieder gestartet werden. Der Strom zu den Unglücksreaktoren eins und zwei und vielleicht vier könnte bis Samstag wieder fließen, erklärte die Atomaufsicht. Einen Tag später könnte auch der Reaktor drei wieder mit Elektrizität versorgt sein. Allerdings war unklar, ob die Wasserpumpen nicht durch das Erdbeben, den Tsunami und die späteren Explosionen im AKW beschädigt wurden.

Inzwischen wurden die Reaktoren weiter mit Wasser besprüht. Die Arbeiter konzentrierten sich dabei auf Reaktor drei, von dem die größte Gefahr ausgeht. Er wurde mit Mischoxid-Brennstäben betrieben, die sowohl Uran als auch das hochgiftige und krebserregende Plutonium enthalten.

Eine weiteres Problem stellen alte Brennstäbe des Reaktors vier dar, die noch in einem Abklingbecken gekühlt werden müssen. Unklar war, ob die Brennstäbe bereits trocken lagen.

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17:45 Uhr: Tokio-Flug der AUA am Samstag fällt aus, Passagiere wurden umgebucht: Die Austrian Airlines (AUA) haben am Freitagnachmittag mitgeteilt, dass im Rahmen des derzeit gültigen Sonderflugplans nach Tokio am Samstag der Kurs OS 051 (nach Tokio) und damit auch am Sonntag die Verbindung OS 052 (nach Wien) ausfallen. Passagiere nach Wien seien auf andere Flüge umgebucht worden. Der Flug OS 051 am Sonntag (Wien - Tokio, 15.25 - 8.25 Uhr) und der Rückflug OS 052 am Montag (Tokio - Seoul - Wien, 11.45 - 18.40 Uhr) würden "aus heutiger Sicht" stattfinden.

Der Sonderbetrieb sei eingerichtet, "um trotz der Krise in Japan die Strecke Wien-Tokio-Wien weiter sicher bedienen zu können", so die AUA. Die Airline verwies auch neuerlich darauf, dass auf den Flügen nach Tokio "ein Strahlenschutzexperte des österreichischen Bundesheers an Bord" sei, "der laufend die Strahlenbelastung misst". Im Rahmen des Sonderbetriebs, der einen höhere Crew-Bedarf erfordere, würde die AUA Freiwillige auf den Flügen einsetzen.

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17:00 Uhr: Japan schickt Krisen-Kommando ins AKW Fukushima: Der AKW-Betreiber Tepco hofft, dass er die havarierten Reaktoren 1 und 2 am Samstag über die wiederhergestellte Stromleitung versorgen kann, wie der Sender NHK am Freitag berichtete. Die Helfer hoffen, dass dann die Kühlung des AKW-Wracks in Gang kommt.

Fast 140 Einsatzkräfte der Feuerwehr Tokio verspritzten zudem mit 30 Spezialfahrzeugen Wasser auf den Reaktor 3. Er ist wegen seiner Plutonium-Brennstäbe besonders gefährlich. Eine Woche nach dem Erdbeben stand die Lage weiter auf der Kippe. Die erneuten Kühlversuche seien erfolgreich gewesen, betonte Regierungssprecher Yukio Edano. Der Fernsehsender zeigte auch einen Armeesprecher, der über Block 3 berichtete: "Wir haben das Ziel getroffen." Das Wasser soll eine Kernschmelze verhindern.

Ein zusätzliches Krisen-Kommando aus Technikern, Soldaten und Feuerwehrleuten soll unter extremer Strahlenbelastung die vier beschädigten Reaktoren abkühlen. Insgesamt hat Fukushima Eins sechs Blöcke. Die Kühlversuche per Wasserwerfer sollen auch auf Reaktor 1 ausgeweitet werden.

In einem Gebäude neben Block 1 wurde unterdessen ein Stromverteiler installiert, meldete der staatliche Sender NHK unter Berufung auf Tepco. Nun werde an einer Verbindung zum Transformator am Block 2 gearbeitet.

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16:40 Uhr: Update des Lebensministeriums zu der Lage im Atomkraftwerk Fukushima 1. Seit der Lageinformation vom 18. März:

Die Energieversorgung ist nach wie vor in keinem Reaktorblock vorhanden. Laut japanischen Behörden konnte allerdings am Abend des 17. März MEZ die Stromleitung zu Block 2 gelegt werden. Man hofft, möglichst bald die Stromversorgung für die Kühlsysteme herstellen zu können, jedoch ist unklar, in welchem Zustand sich die Aggregate und Leitungen befinden.

Laut Medienberichten scheint die Kühlung bei den Reaktoren 3 und 4 mit Wasserwerfern erfolgreich zu sein. Offizielle Informationen darüber liegen allerdings zurzeit noch nicht vor. Die Messwerte in der Provinz Ibaraki sinken weiter ganz leicht, die übrigen Messdaten sind unverändert im Bereich des natürlichen Hintergrundes. Zu den Schutzmaßnahmen der Bevölkerung gibt es zur Zeit noch keine neuen Informationen.

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16:31 Uhr: Erste Tsunami-Welle 23 Meter hoch: Die Tsunami-Welle, die vor einer Woche die Nordost-Küste Japans verwüstete, war einer Untersuchung zufolge mindestens 23 Meter hoch. Dies habe am Freitag eine Studie des Forschungsinstituts der Hafenbehörde unter Auswertung von eigenen Messungen und GPS-Daten ergeben, berichtete die Tageszeitung "Yomiuri". Konkret sei die Wellenhöhe in Ofunato in der Präfektur Iwate gemessen worden, wo das Wasser ganze Siedlungen mitriss. Die höchste jemals registrierte Tsunami-Welle in Japan gab es alten Aufzeichnungen zufolge 1896 mit 38 Metern.

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16:25 Uhr: Im Großraum Tokio haben sich am Freitag noch etwa 40 ausreisewillige Österreicher befunden. "Die meisten haben bereits Tickets, warten aber den letzten Moment ab, da sie ihren privaten und beruflichen Lebensmittelpunkt in Japan haben", sagte Außenministeriums-Sprecher Peter Launsky-Tieffenthal.

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15:57 Uhr: Zahl der Opfer in Japan auf mehr als 6900 gestiegen, mehr als 17.000 Vermisste: In Japan sind bei dem Beben und dem folgenden Tsunami vor einer Woche mindestens 6.911 Menschen ums Leben gekommen. Das meldete der Fernsehsender NHK am Freitag unter Berufung auf die Polizei. Nach diesen Angaben werden noch immer mehr als 17.000 Menschen vermisst.

Andere Quellen sprachen am Freitag von über 10.000 vermissten Menschen. Damit hat das Erbeben mehr Opfer gefordert, als das Kobe-Beben 1995, bei dem mehr als 6.400 Menschen ums Leben kamen. Es ist die schlimmste Nachkriegskatastrophe des Landes.

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15.46 Uhr: 50 Tonnen Wasser seien insgesamt auf die Reaktoren von Fukushima Eins gesprüht worden, berichtete die japanische Atombehörde.

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15.12 Uhr: Nach Anzahl an Todesopfern gilt das Erdbeben von vergangenem Freitag als schlimmste Naturkatastrophe in Japan seit 1912. Damals kamen beim Großen Beben von Kanto mehr als 142.000 Menschen ums Leben.

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14.53 Uhr: Im Sinne einer "Vorsichtsmaßnahme" verlegte Finnland seine Botschaft von Tokio nach Hiroshima. Unterstützung habe indessen auch Frankreichs Präsident Sarkozy in einem Telefongespräch mit Japans Premierminister Naoto Kan zugesichert, so die BBC.

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14.50 Uhr: Laut Meteorologen in Japan strömt der Wind im Gebiet Fukushima momentan Richtung Südost, also zum Ozean. In den nächsten Stunden soll der Wind allerdings Richtung Nordost drehen, so der Sender NHK.

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14.30 Uhr: Der japanische Premierminister Naoto Kan ist erstmals seit dem Erdbeben vor einer Woche in sein Domizil zurückgekehrt, berichtet die Agentur Kyodo. Vor seiner Heimkehr gestand er ein, in Fukushima vor großen Schwierigkeiten zu stehen, dementierte aber, der Öffentlichkeit Informationen vorzuenthalten.

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14.07 Uhr: Soeben hat unser Live-Chat mit Risikoforscher Wolfgang Kromp begonnen. Wir freuen uns über Ihre Fragen.

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13:43 Uhr: WHO sieht keine Gefahren bei Japan-Reisen: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht derzeit grundsätzlich keine Gefahr bei Reisen nach Japan. Dies gelte aber nicht für die Regionen im Norden, wo die havarierten Atommeiler stünden und wo es wegen des Erdbebens und des Tsunami heftige Verwüstungen gebe, sagte ein WHO-Sprecher am Freitag in Genf.

Die von den Atommeilern ausgehende radioaktive Strahlung liege dagegen außerhalb der Sperrzonen weiterhin unterhalb des Bereichs, der als gesundheitsgefährdend gilt. "Außerhalb dieser Zonen gibt es keine gesundheitlichen Gründe, nicht zu reisen", sagte der Sprecher. Dies gelte auch für Tokio.

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13:29 Uhr: Sichtlich bewegt hat der japanische Ministerpräsident Naoto Kan seiner Bevölkerung bei einer Fernsehansprache Mut zugesprochen. Japan stehe vor der größten Krise der Nachkriegszeit, werde diese aber "überwinden und sich erholen", sagte er am Freitagabend (Ortszeit) in einer live übertragenen Pressekonferenz.

Als Antwort auf die Katastrophen würden in Japan alle verfügbaren Kräfte gebündelt. Die erste Woche nach Beben und Tsunami habe die Bevölkerung mit Ruhe bewältigt, lobte Kan. Den Opfern und Angehörigen der Opfer drückte Kan sein Beileid und Mitgefühl aus.

Zu der Lage im Krisen-AKW Fukushima befragt, sprach Kan von einer weiterhin sehr ernsten Situation: Diese erlaube keinen Optimismus. Die Lage werde aber "in nicht weiter Ferne" unter Kontrolle gebracht. Kan wehrte sich gegen die Kritik, Informationen über Fukushima zurückzuhalten: "Ich selbst und der Regierungssprecher haben alle Informationen bekanntgegeben, die wir hatten", sagte Kan. "Lassen Sie mich diese Tatsache wiederholen."

Jeder Einzelne solle jetzt überlegen, was er beitragen könne, um Japan wiederaufzubauen. Auch er selbst werde alle seine Kraft aufwenden, versicherte Kan. Obwohl Japan ein kleines Land sei, habe es ein großes Wirtschaftswachstum erreicht. Es sei mit der Kraft aller Menschen aufgebaut worden. Mit Tränen in den Augen fügte er hinzu, Japan werde sich von dieser Katastrophe nicht unterkriegen lassen. Die Menschen dürften nicht pessimistisch sein: "Wir werden Japan neu aufbauen."

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12.58 Uhr: Japan will mit einem Krisen-Kommando aus Technikern, Feuerwehrleuten und Soldaten die Kontrolle über die vier beschädigten Reaktoren in Fukushima zurückgewinnen. Mit Wasserwerfern bespritzten Soldaten am Freitag erneut den mit hoch giftigem Plutonium bestückten Reaktor 3. So sollen die erhitzten Brennstäbe gekühlt werden. Eine erste Notstromleitung in das AKW steht.

In Block 3 ist das giftige Plutonium in den Brennelementen enthalten, in Block 4 droht das Abklingbecken voll abgebrannter Brennstäbe zu überhitzen und todbringende Strahlung freizusetzen. Gute Nachrichten gab es aus den weitgehend unversehrten Blöcken 5 und 6. Dort sei die Notstromversorgung hergestellt worden, teilte Tepco mit. Wenn die Atomanlage insgesamt besser gekühlt wird, hoffen Experten auf ein allmähliches Abklingen der größten Gefahr.

Die Notbesatzung der Atomanlage hat inzwischen neue Unterstützung von außen. Mehr als 120 Männer seien an dem strahlenden Wrack im Einsatz, darunter auch Spezialisten anderer Atomkonzerne, sagte ein Sprecher der Betreibergesellschaft Tepco am Freitag. Japanische Medien berichteten, es seien rund 140 Feuerwehrleute auf dem Weg zum Kraftwerk, um die dort operierenden Militärs zu unterstützen. Dank der jüngsten Einsätze sei die Strahlung in der Anlage leicht zurückgegangen, teilte der AKW-Betreiber Tepco am Freitag mit.

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12:36 Uhr: Noch mehr als 30 Kilometer vom Katastrophen-AKW Fukushima entfernt ist eine deutlich erhöhte Strahlenbelastung festgestellt worden. Die Verstrahlung nordwestlich der havarierten Anlage lag bei 170 Microsievert am Donnerstag und 150 Microsievert am Freitag, wie das japanische Wissenschaftsministerium mitteilte. Dies berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo.

Die höchste Belastung habe dabei in einer Zone gelegen, die bisher nicht evakuiert worden ist. Die Menschen hier wurden lediglich aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben. Nach Expertenmeinung nehmen Menschen bei der gemessenen Belastung innerhalb von sechs bis sieben Stunden so viel Strahlung auf, wie sonst innerhalb eines Jahres gerade noch verträglich wäre.

Die Strahlung direkt am Reaktor ist um ein Vielfaches höher: Erst am Donnerstag hatten die Betreiber nach eigenen Angaben wieder 400 Millisievert am Block 3 gemessen. Ein Millisievert sind 1.000 Microsievert. Die japanische Regierung hat den Umkreis von 20 Kilometern um das Kraftwerk evakuiert. Wer bis zu 30 Kilometer entfernt lebt, soll im Inneren von Häusern bleiben.

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11.37 Uhr: Auf die massive Kritik am Krisenmanagement der japanischen Regierung hat Ministerpräsident Naoto Kan mit dem Versprechen reagiert, mehr Informationen über die Atomkrise zu liefern. "Ich möchte versprechen, dass wir der internationalen Atomenergiebehörde so viele Informationen wie möglich zur Verfügung stellen wollen, auch der ganzen Welt", sagte Kan nach einem Treffen mit IAEA-Chef Yukiya Amano am Freitag in Tokio.

Amano versicherte die Bereitschaft der IAEA, Japan beim Kampf gegen das Atom-Chaos zu unterstützen, berichtete die Agentur Kyodo. Der IAEA-Chef fordert weiter eine bessere Aufklärung: "Die internationale Gemeinschaft will eine exaktere und schnellere Information", sagte er vor Journalisten. Ein vierköpfiges IAEA-Team werde sich an der Überwachung der Radioaktivität beteiligen und sich dem havarierten Atomkraftwerk Fukushima "in einigen Tagen" nähern, sagte Amano.

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10:44 Uhr: Die japanische Regierung hat den Betreibern von Fukushima 1 einem Bericht zufolge verboten, die Mitarbeiter von der Anlage abzuziehen. Wie die Zeitung "Mainichi Shimbun" am Freitag berichtete, äußerte der Energieversorger Tepco am Montag gegenüber der Regierung Sorge über die Sicherheit seiner Angestellten. Demnach kam das Unternehmen zu dem Schluss, dass es "schwierig" sein werde, das Kraftwerk nach den Explosionen und Bränden an den Reaktoren wieder unter Kontrolle zu bringen. Regierungschef Naoto Kan habe aber die Bitte, die Mitarbeiter abziehen zu dürfen, zurückgewiesen.

"Eine Abberufung ist unmöglich", zitierte die Zeitung Kan. "Es geht nicht darum, ob Tepco kollabiert, es geht darum, ob Japan zusammenbricht", soll er demnach entgegnet haben. Ein namentlich nicht genannter Vertreter der Betreibergesellschaft sagte dem Blatt, dies bedeute, die Arbeiter sollten sich der Strahlung aussetzen und "sterben".

In der Anlage Fukushima 1 waren bis zu dem Erdbeben vor einer Woche bis zu 5.000 Menschen tätig. Offiziell hat Tepco bisher nicht erklärt, wie viele Arbeiter noch auf dem Gelände des Kraftwerks sind. Berichten zufolge sollen es etwa 70 sein.

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10.25 Uhr: Die japanische Atomsicherheitsbehörde hat die Schwere des Akw-Unfalls in Fukushima hinaufgestuft. Dieser habe nun die dritthöchste Stufe auf der Internationalen Bewertungsskala (INES), teilte die Behörde am Freitag mit. Damit werden die Ereignisse am Kraftwerk in Fukushima nicht mehr als "Unfall" der Stufe vier, sondern als "ernster Unfall" der Stufe fünf bewertet. Die Bewertungsskala hat insgesamt sieben Stufen. Sie bewertet Stufe 4 als einen "Unfall mit lokalen Konsequenzen", Stufe 5 als "Unfall mit weitreichenden Konsequenzen".

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9.35 Uhr: Die erneuten Kühlversuche am Reaktor 3 des havarierten Atomkraftwerks Fukushima Eins sind erfolgreich, sagte Regierungssprecher Yukio Edano am Freitagabend (Ortszeit). Der Fernsehsender NHK zeigte auch einen Armeesprecher, der berichtete: "Wir haben das Ziel getroffen".

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9.25 Uhr: Soldaten und Feuerwehrleute richteten gegen 14.00 Uhr (Ortszeit) mit Einsatzfahrzeugen der Armee Wasserfontänen auf die Reaktoren. Deren Ziel war zunächst Block 3. Die Brennelemente im Block 3 enthalten das hochgiftige Plutonium. Nach einigen Minuten stieg weißer Dampf auf. Reaktor vier und eins sollen als nächstes auf diesem Weg gekühlt werden.

Rund 140 Helfer waren in der Stadt Iwaki südlich der rund 250 Kilometer nordöstlich von Tokio gelegenen Anlage in Stellung gegangen, berichtete der TV-Sender NHK. Helikopter der Armee sollten am Freitag zunächst nicht wieder zum Einsatz kommen, hieß es aus dem Verteidigungsministerium.

Laut "Stuttgarter Nachrichten" hat Japan in Berlin um ferngesteuerte Roboter angefragt, die in Fukushima zum Einsatz kommen sollen. "In Deutschland stehen solche Roboter in den kerntechnischen Anlagen zur Verfügung", sagte Christoph Unger, Präsident des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Sobald genaue Anforderungen aus Tokio vorlägen, werde in den Bundesländern nachgefragt, wer solche Roboter liefern könnte.

8.43 Uhr: Der Betreiber von Fukushima erwägt erstmals öffentlich, das Kraftwerk unter einer Schicht aus Sand und Beton zu begraben, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. "Es ist nicht unmöglich, die Reaktoren mit Beton zu überziehen", teilte Tokyo Electric Power am Freitag mit. Zunächst solle aber versucht werden, den Reaktor abzukühlen. Nach der Katastrophe in Tschernobyl wurde ebenfalls mit Sand und Beton eine Deckschicht geschaffen. Vielleicht sei es die einzige Möglichkeit, eine katastrophale Ausbreitung von Strahlung zu verhindern, sagten japanische Ingenieure.

Derzeit wird versucht, die Stromverbindung zumindest zu zwei Reaktoren wiederherzustellen, um die Kühlpumpen in Gang zu bringen. Zugleich besprühen Arbeiter den Reaktor 3 mit Kühlwasser. Die Situation in diesem Reaktor gilt als am gefährlichsten.

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8.18 Uhr: Eine Woche nach dem Erdbeben und dem Tsunami hat Japan der Opfer der Naturkatastrophe gedacht. Im am schwersten betroffenen Nordosten des Landes wurde am Freitag um 14.46 Uhr (6.46 Uhr MEZ) eine Schweigeminute abgehalten. Der Fernsehsender NHK zeigte Bilder aus einer Notunterkunft in Yamada in der Provinz Iwate, wo sich ältere Überlebende Hand in Hand symbolisch vor den Opfern verbeugten.

Nach jüngsten Behördenangaben sind bisher 6.539 Menschen durch Beben und Tsunami ums Leben gekommen, 10.300 werden vermisst. Das sind mehr als beim Beben in der japanischen Hafenstadt Kobe im Jahr 1995, das eine Stärke von 7,2 erreichte. Damals kamen 6.434 Personen ums Leben.

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7.55 Uhr: Laut Informationen nationaler und internationaler Wetterdienste wird die aktuelle Nordwestströmung in Japan zunehmend nach Südwest drehen, freigesetzte radioaktive Stoffe werden weiterhin vor allem Richtung Meer transportiert.

Für Österreich ist aufgrund der großen Distanz von rund 10.000 Kilometern mit keinen Auswirkungen zu rechnen. Die Importe von Lebensmitteln aus Japan werden aber nach einer Empfehlung der Europäischen Kommission auf Radioaktivität kontrolliert.

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7.44 Uhr: Die Japanische Atomaufsichtsbehörde NISA will sich in den nächsten Stunden im Akw Fukushima besonders auf zwei Dinge konzentrieren: auf die Herstellung einer externen Stromversorgung für die Blöcke 1 und 2 und auf die Fortsetzung der Kühlversuche in den Blöcken 3 und 4, eventuell auch 1. 

In den Blöcken 1 bis 3 gibt es laut Internationaler Atombehörde (IAEA) derzeit kaum Veränderungen gegenüber Donnerstag. In allen drei Blöcken ist die Kühlung der Reaktoren mit Meerwasser weiterhin aufrecht. Die Brennelemente sind weiterhin nur teilweise mit Wasser bedeckt, der Wasserpegel ist konstant. Nach japanischen Medienberichten ist über der Anlage seit ca. 3 Uhr MEZ wieder weißer Rauch zu sehen, vermutlich aus Block 2. Über die Ursache ist noch nichts bekannt.

In den Blöcken 5 und 6 ist die Situation nach Meldungen von IAEA und Betreiber stabilisiert. Die Brennelemente sind nach wie vor von Wasser überdeckt, der Wasserpegel ist steigend. Wie japanische Medien berichten, ist für Sonntag auch der Anschluss der Blöcke 3 und 4 an das Stromnetz geplant.

Laut von der IAEA veröffentlichten Informationen sind die Dosisleistungswerte an den Messpunkten der Anlage in den letzten 24 Stunden deutlich zurückgegangen: von etwa 1500 auf etwa 280 Mikrosievert pro Stunde. Die höchsten Messwerte in der Umgebung werden mit 170 Mikrosievert pro Stunde noch immer etwa 30 km nordwestlich der Anlage gemessen. Die Kontaminationssituation ist allerdings regional sehr unterschiedlich und erreicht teilweise auch nur 1 bis 5 Mikrosievert pro Stunde. In der Stadt Fukushima wurden 13 Mikrosievert pro Stunde gemessen.

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt die Lage so ein, dass die Strahlungsbelastung aus Fukushima eins räumlich begrenzt bleibe. "Zu diesem Zeitpunkt gibt es weiterhin keinen Hinweis darauf, dass sich die Strahlung über die Zone um die Reaktoren hinaus ausbreitet", sagte der WHO-Vertreter in China, Michael O'Leary, am Freitag. Allerdings müsse die Lage genau beobachtet werden. O'Leary geht davon aus, dass die Auswirkungen auf China und andere Nachbarländer Japans bei einem großen Leck in dem AKW gering wären. Die Reaktoren seien ziemlich weit von der Volksrepublik entfernt. Trotzdem haben Chinesen längst mit massenhaften Käufen von Jodsalz begonnen. Fälschlicherweise gehen viele davon aus, sich durch die Einnahme von Jodsalz vor Radioaktivität schützen zu können.

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7.15 Uhr: Der japanische Handelsminister Banri Kaeida rief die Bevölkerung und die Industrie erneut zum Stromsparen auf. Zudem habe er Firmen im Westen des Landes gebeten, ihre Produktion zu erhöhen, um damit die Ausfälle der vom Erdbeben betroffenen Region zu kompensieren.

Der aus Japan stammende Chef der Internationalen Atomenergiebehörde IAEO, Yukiya Amano, wird bei seinem Besuch in seinem Heimatland das schwer beschädigte Kernkraftwerk Fukushima eins nicht besichtigen. Der Generalsekretär des Amtes mit Sitz in Wien war am Donnerstag von Österreich nach Japan geflogen, um sich selbst ein Bild von der Katastrophe zu machen. Amano hatte auch Gespräche mit hochrangigen Regierungsvertretern angekündigt. Am Freitag forderte er den japanischen Ministerpräsidenten Naoto Kan auf, mehr spezifische Informationen über die Situation in den Reaktoren bereitzustellen.

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6.44 Uhr: Nach Einschätzung der US-Behörden droht den Menschen an der amerikanischen Westküste kein Gesundheitsrisiko durch die Reaktorunfälle in Japan. Die Strahlung, die das amerikanische Festland erreichen könnte, sei "so gering", dass sie keine Bedrohung darstelle, sagte Howard Backer, Leiter der kalifornischen Gesundheitsbehörde, am Donnerstag in Sacramento. Es könnte Tage dauern, bis die Partikel - vermutlich zuerst in Alaska - eintreffen, erklärte Backer nach Angaben der "Los Angeles Times".

Dutzende Messstationen würden die Strahlenmenge aufzeichnen, teilten staatliche und örtliche Behörden am Donnerstag mit. Auch US-Präsident Barack Obama betonte am Donnerstag, dass für die USA kein Risiko bestehe. Es sei nicht zu erwarten, dass "Radioaktivität in schädlichen Ausmaßen" die US-Territorien im Pazifik oder gar das amerikanische Festland erreiche.

Die Bevölkerung reagierte dennoch besorgt. Um sich vor möglichen Folgen der Reaktorunfälle in Japan zu schützen, deckten sich viele Menschen mit Jodtabletten ein. In einigen Geschäften waren die Präparate am Donnerstag bereits ausverkauft. Das Gesundheitsamt in Kalifornien warnte, dass das Medikament allergische Reaktionen hervorrufen könne und daher nicht ohne Anweisung eingenommen werden sollte.

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6.39 Uhr: Im Atomkraftwerk Fukushima eins haben Soldaten und Feuerwehrleute mit einem zweiten Kühlversuch begonnen. Am Freitag gegen 14.00 Uhr (Ortszeit) richteten Einsatzfahrzeuge der Armee ihre Wasserfontänen auf die Reaktoren. Der Fernsehsender NHK zeigte Live-Bilder vom Start der Aktion, deren Ziel zunächst der Block 3 war, Reaktor 4 sollte folgen. Ein TV-Kommentator berichtete, dass sich anfangs sieben Armeefahrzeuge bei dem Kühleinsatz abwechseln sollten. Nach einigen Minuten stieg weißer Dampf von Block drei auf.

Später sollten den Plänen zufolge auch Feuerwehrmänner aus Tokio beim Kühlen der überhitzenden Reaktoren helfen. Rund 140 Helfer waren in der Stadt Iwaki südlich der Anlage in Stellung gegangen, berichtete NHK. Die Feuerwehr habe Ausrüstung dabei, um Tonnen von Wasser über große Entfernungen und in große Höhe zu versprühen. Helikopter der Armee sollten am Freitag zunächst nicht wieder zum Einsatz kommen, hieß es aus dem Verteidigungsministerium.

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6.27 Uhr: Techniker arbeiten mit Hochdruck an der Verlegung eines Starkstromkabels, um den drohenden Super-GAU im Atomkraftwerk Fukushima zu verhindern, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Mit Hilfe des Kabels sollen die Kühlpumpen von wenigstens zwei der sechs Reaktoren wieder in Gang gesetzt werden. Ob die Pumpen aber überhaupt funktionstüchtig sind oder bei dem Erdbeben und dem Tsunami vor einer Woche beschädigt wurden ist unklar.

Mit den Vorbereitungen sei man noch nicht so weit wie gehofft, sagte ein Sprecher der Betreibergesellschaft Tepco am Freitag. Die Arbeiten müssten zudem unterbrochen werden, um die Reaktoren über Feuerlöschfahrzeuge erneut zu kühlen. Wie effektiv der Abwurf von Tonnen von Wasser zur Kühlung der Reaktoren am Donnerstag war, könne er nicht sagen.

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5.55 Uhr: In die von der Naturkatastrophe zerstörten Gebiete im Nordosten Japans kehrt der Alltag nach und nach zurück. Um die Versorgung mit Nahrungsmitteln sicherzustellen, öffneten fast alle Geschäfte in einer Einkaufsstraße in Sendai, wie die Nachrichtenagentur Kyodo am Freitag berichtete. Auch die Geschäfte in Tome boten den Kunden das Nötigste, nachdem die Stromversorgung wieder aufgebaut war. Zerstörte Straßen, Flughäfen und Häfen seien wieder soweit intakt, dass Rettungskräfte in die Katastrophengebiete vordringen und Flugzeuge sowie Helikopter starten und landen könnten, hieß es. Rund 90.000 Helfer sind im Einsatz, darunter auch Polizisten und Soldaten.

Das verheerende Erdbeben und den Tsunami scheinen in den betroffenen Gebieten etwa 26.000 Menschen überlebt zu haben. Die Naturgewalten zerstörten fast 12.000 Häuser und hunderte Straßen. In den rund 2.200 Notfalllagern leben Kyodo zufolge derzeit mehr als 380.000 Obdachlose. Andere Quellen sprechen von knapp einer halben Million.

Die Infrastruktur in der Präfektur Miyagi wurde zwar schrittweise wiederhergestellt, dennoch herrschte dort Freitagfrüh immer noch Ausnahmezustand. Wegen der Kraftstoffknappheit gestattete die Präfektur-Regierung, dass Opfer ohne Verbrennung bestattet werden dürfen. Die Politiker beschlossen zudem, umgerechnet fast 50 Millionen Euro aus der Reserve für die Treibstoffkosten der Armee zu nutzen. Diese bringt seit Tagen unter anderem Hilfsgüter zu den Bedürftigen.

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5.50 Uhr: Bei den Lebensmittel-Tests der japanischen Behörden sind bisher keine höheren Belastungen als erlaubt festgestellt worden. Das berichtete das Gesundheitsministerium. Die japanische Regierung hatte die lokalen Behörden angewiesen, heimische Produkte auf Radioaktivität zu testen. Die Überprüfungen erstrecken sich vor allem auf frische Produkte aus Regionen, die mit dem Unfall zu tun haben, sagte Vize-Gesundheitsminister Kohei Otsuka. Verpflichtet zu den Tests seien aber sämtliche Behörden im ganzen Land.

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5.30 Uhr: Die Flüchtlinge in der Provinz Miyagi wurden von den Behörden aufgefordert, auf die benachbarten Präfekturen auszuweichen. Grund sei der akute Platzmangel in den Notunterkünften, wie die Nachrichtenagentur Kyodo berichtete. Eine ähnliche Anweisung hatte es bereits in der Provinz Fukushima gegeben.

In den Katastrophengebieten im Nordosten Japans herrscht derzeit Eiseskälte. In Turnhallen ohne Heizung kauerten Menschen eng aneinander, um sich gegenseitig Wärme zu spenden, wie NHK zeigte. Dem Sender zufolge sind mindestens 25 Flüchtlinge schon gestorben - womöglich wären sie ohne den Kälteeinbruch noch am Leben.

Es fehlt weiterhin an Trinkwasser und Essen. Durch das Erdbeben und den Tsunami kamen bisher 6.405 Menschen ums Leben, 10.259 werden noch immer vermisst. 2.409 wurden verletzt.

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5.20 Uhr: Japan hat am Freitag eine neue Bewässerung des beschädigten Atomkraftwerks Fukushima eins vorbereitet. Militärhubschrauber und Feuerwehrwagen waren einsatzbereit, um Wasser auf das AKW rund 250 Kilometer nordöstlich von Tokio zu sprühen. Regierungssprecher Yukio Edano sagte, es bestehe kein Zweifel daran, dass auf Reaktor 3 abgeworfenes Wasser dort ins Kühlbecken gelangt sei. Es sei aber unklar, wieviel. "Wir werden weitermachen und heute Nachmittag wieder Wasser auf den Reaktor schütten", sagte Edano. "Reaktor 3 ist unsere oberste Priorität." In den dortigen Brennelementen befindet sich hochgefährliches Plutonium. Ob die Kühlung mit Wasser von außen auch bei Reaktor 1 möglich sei, werde geprüft. Gelinge dies, würde die Situation weniger gefährlich.

Auch ein Sprecher der Betreiberfirma Tepco äußerte sich optimistisch über die Versuche, die Reaktoren aus der Luft zu kühlen. "Als wir Wasser ausgeschüttet haben, haben wir Dampf aus der Anlage entweichen sehen. Wir denken, das Wasser hat die Hitze verringert. Wir denken, es gab eine gewisse Wirkung." Über den Online-Kurznachrichtendienst Twitter soll es künftig aktuelle Informationen geben.

Ein Vertreter der japanischen Behörde für Atomsicherheit sagte, weißer Rauch, "möglicherweise Dampf", sei seit Donnerstag von Reaktor 2 aufgestiegen. Es gebe keine Anzeichen, dass dies nachlasse. Fernsehbilder zeigten ähnlichen Rauch über den Reaktoren 3 und 4. Die Becken mit den Brennstäben in den Reaktoren enthalten so wenig Kühlflüssigkeit, dass es zu einer Überhitzung und kompletten Kernschmelze kommen kann.

Eine Stromleitung zum Atomkraftwerk ist nach Angaben von Tepco fast fertiggestellt. Freitagfrüh wurden die Arbeiten fortgesetzt. Wenn das AKW wieder mit Strom versorgt werden kann, sollen elektrische Pumpen in Gang gesetzt werden, mit denen Wasser in die Kühlbecken gebracht werden soll.

Die am Kraftwerk gemessene radioaktive Strahlung sei derzeit nicht so stark, dass sie der Gesundheit unmittelbar schade, betonte Edano. Allerdings hänge die Intensität von verschiedenen Faktoren wie Windrichtung, Schnee und Regen ab. Nach der Wasserkühlung am Donnerstag habe die Intensität der Strahlung am AKW auf bis zu 279 Mikrosievert pro Stunde leicht abgenommen, berichteten der TV-Sender NHK und die Agentur Kyodo unter Berufung auf den Betreiber. Die Messungen sollen laut Edano auf einen Radius von 30 Kilometer ausgeweitet werden.

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Nachlese des Live-Berichts von Donnerstag