Bild nicht mehr verfügbar.

Der Geigerzähler - heißbegehrtes Gut in Österreich.

Foto: AP/Kyodo News

Regierungsbehörden in Japan sprechen nach der Naturkatastrophe bereits von "apokalyptischen Ausmaßen". Österreicher bleiben davon nicht unberührt, überfallsartig steigt die Nachfrage nach Geigerzählern. "Exakt um 7.30 Uhr am Samstag ist eine Orderflut nach den Strahlungsmessungsgeräten bei uns eingetroffen", so Thomas Schöfmann, Marketing- und Vertriebsleiter bei Conrad, der größte heimische Anbieter von Geigerzählern auf Anfrage von derStandard.at. Die Nachfrage sei um das 70-Fache emporgeschnellt - die Konsequenz: Die Geräte waren innerhalb kürzester Zeit ausverkauft, kein einziges ist derzeit lieferbar. Und das bei einem Preis von 300 bis 500 Euro, so Schöfmann. Dasselbe gilt im übrigen auch für Deutschland. Für die Abieter kommt dieser Ansturm völlig überraschend und ist in diesem Ausmaß teilweise nicht nachvollziehbar.

Am gestrigen Dienstag noch stellte das Unternehmen Nachschub in zwei, drei Wochen in Aussicht, heute spricht man bereits von mindestens einem Monat. Und die Nachfrage bleibt groß. Schöfmann: "Die Menschen sind durch die Katastrophe in Japan sensibilisiert. Die Kernkraftwerke an den Außengrenzen Österreichs rücken wieder verstärkt ins Bewusstsein. Geigerzähler sind so etwas wie eine psychologische Unterstützung." Wie lange der Trend noch anhält, lässt sich kaum abschätzen. Schöfmann geht aber davon aus, dass sich kurzfristig daran nichts ändern wird, unterstreicht aber gleichzeitig: "Unsere Gedanken sind bei den betroffenen Menschen in Japan, bei all dem Leid, das diese derzeit durchmachen. Vor diesem Hintergrund sind steigende Konzernumsätze eher Nebensache."

Genaue Zahlen, wie viele Bestellungen derzeit vorliegen, könne er nicht nennen. "Bei Online-Ordern sehen wir allerdings, wie oft ein Artikel abgefragt wird. In den letzten drei Tagen waren es 5.500 bei Geigerzählern, allein gestern 900", so Schöfmann weiter. Tatsächlich gekauft werden allerdings maximal etwa zehn Prozent. 40 Prozent machten bislang Firmen aus, der Rest sind Privatpersonen. Die Geräte messen sowohl Alpha-, Beta- und Gammastrahlen sowie die kumulierte Strahlendosis, also wie viel Strahlung vom Körper aufgenommen worden ist.

Conrad, mit Zentrale in Wels, ist die Österreich-Tochter des gleichnamigen deutschen Konzerns. Dieser wird seit 85 Jahren als Familienbetrieb geführt.

Wer im übrigen lieber übermorgen als in vier Wochen einen Geigerzähler sein eigen nennen will, für den lohnt sich ein Blick auf amazon.de: Zwei Stück werden hier immerhin noch angeboten - ein neues und ein gebrauchtes. (Sigrid Schamall, derStandard.at, 16.3.2011)