Bis vor kurzem war der Begriff Science-Center hierzulande noch weitgehend ein Fremdwort. In den vergangenen Jahren hat das Format jedoch viele Anhänger gefunden - was zu einem nicht unwesentlichen Teil dem ScienceCenter-Netzwerk (SCN) zu verdanken ist, einem 2005 gegründeten Verein, dem die Bundespräsidentengattin Margit Fischer vorsitzt.

Um die 100 Einrichtungen - vom Ars Electronica Center über das Science-Center Welios bis zum Zoom-Kindermuseum - haben sich zusammengeschlossen, um die Idee des selbstständigen, spielerischen Aneignens von Wissen und buchstäblichen Begreifens voranzutreiben. "Im Unterschied zum schulischen Lernen gibt es kein definiertes Lernziel", sagt Barbara Streicher, Molekularbiologin und SCN-Geschäftsführerin. "Es geht darum, Interesse zu wecken." Weitere Prinzipien des Science-Centers: Kein Vorwissen ist nötig, alle Elemente sind interaktiv (Hands-on), und trotz des spielerischen Zugangs sind die Besucher gefordert mitzudenken. "Wenn man selbst auf etwas draufkommt, stärkt das auch das Selbstvertrauen."

Ohne Leistungsdruck

Ein einmaliger Besuch in einem Science-Center könne keine Karriere als Physikerin oder Maschinenbauer begründen, deswegen sei die Vernetzung mit Schulen sehr wichtig, die die Experimente im Science-Center weiter vertiefen können. Ohne den Leistungsdruck der Schule können auch "bildungsferne" Schichten im Science-Center positive Erfahrungen mit Wissenschaft machen, berichtet Streicher. Eine Begleitstudie zum Projekt "Forschend lernen", das gemeinsam mit der Initiative Generation Innovation des Verkehrsministeriums durchgeführt wurde und in dem Volksschulen über zwei Jahre mit Science-Center-Einrichtungen zusammenarbeiteten, zeigte, dass Mädchen wie auch Buben nicht nur mehr gelernt hatten, sondern auch mehr Motivation und Selbstständigkeit an den Tag legten. Bei Kindern mit Migrationshintergrund wurden außerdem sprachliche Erfolge beobachtet - sie konnten sich besser ausdrücken.

Das Konzept des Science-Centers, das wissenschaftliche Inhalte anschaulich und leicht verständlich aufbereitet, ist weltweit längst etabliert. Als Vorreiter gilt das vom Physiker Frank Oppenheimer im Jahre 1969 gegründete Exploratorium in San Francisco, heute gibt es rund 2400 Science-Center rund um die Welt. "Der deutschsprachige Raum hinkte lang hinterher", sagt Streicher. "Das hängt auch mit der generellen Einstellung zur Wissenschaft zusammen, und damit, ob sie als Teil der Kultur wahrgenommen wird."

In den vergangenen Jahren sprossen aber auch in Österreich Erlebnismuseen nur so aus dem Boden: Im März 2009 eröffnete die inatura-Schau in Dornbirn Science-Zones mit interaktiven Exhibits. Im Juni 2009 verwandelte das Haus der Natur in Salzburg einen neuen Museumstrakt in ein Science-Center. Seit Juli 2010 bietet das EXPI im Kärtner Gotschuchen Naturwissenschaft zum Angreifen, andere Museen haben ebenso Hands-on-Exponate angeschafft.

Das SCN organisiert auch heuer wieder Workshops für Lehrer und ist mit dem Programm "Grenzgenial" auf Tour. (kri/DER STANDARD, Printausgabe, 16.03.2011)