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Die Seminole- und Hard-Rock-Häuptlinge Max (links) und William Osceola haben die Entwürfe für Ungarn fertig in der Tasche.

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Mit den ersten Ausschreibungen für Bauaufträge startet nun die Errichtung des größten europäischen Spieltempels, "Eurovegas", im ungarischen Bezenye unweit der österreichischen Grenze. Der oberösterreichische Baustoffkonzern Asamer und die amerikanische Hard-Rock-Gruppe wollen im Endausbau fünf Milliarden Euro in Hotel, Kasinos und Veranstaltungszentrum stecken.

Allerdings stößt das Vorhaben auf Kritik. Das Amt der burgenländischen Landesregierung und Naturschützer monieren, dass ökologische und Verkehrseinwände nicht berücksichtigt worden seien. Vor allem die seltene Vogelart Großtrappe könnte beeinträchtigt werden. Das ungarische Kontrollamt rügt die Lizenzvergabe, die vorweg mit Eurovegas abgesprochen worden sei.

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Wien - Es klingt nach Superlative: Kasinos, Hotel, Shopping Center, Freizeitpark, Veranstaltungszentrum; 335 Hektar Grundfläche; Investitionsvolumen: fünf Milliarden Euro; die oberösterreichische Baustoffgruppe Asamer, Hard Rock International und andere Investoren haben sich einen Steinwurf von der österreichisch-ungarischen Grenze einiges vorgenommen. Nach einigen Verzögerungen liegen nun alle Genehmigungen vor, mit den Ausschreibungen für das "Eurovegas" nahe Bezenye wurde begonnen.

Mit an Bord sind der Immobilienentwickler Alfred Supersberger, das Planungs- und Architektenbüro Kaufmann & Kubinszky und der auf weltweite Kasinoprojekte spezialisierte Berater Larry Lewin. Die nach Angaben von Eurovegas größte Spielbank Europas mit fünf Lizenzen und geplanten 3000 Automaten soll bereits im kommenden Jahr, spätestens 2013 in Betrieb gehen, wobei die fünf Milliarden in fünf Phasen über mehrere Jahre hinweg investiert werden sollen.

Die hochtrabenden Pläne stoßen freilich nicht überall auf Begeisterung. Österreich etwa machte sich für eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) stark, blitzte aber bei den Ungarn ab. "Wir haben eine ganze Reihe an Einwänden hinsichtlich Ökologie und Verkehr vorgebracht", bestätigt Anton Hombauer, zuständiger Abteilungsleiter im Amt der burgenländischen Regierung. Das Projekt befinde sich am Rande eines Naturschutzgebietes und könnte sich insbesondere negativ auf die gefährdete Großtrappe, eine der schwersten flugfähigen Vogelarten mit nur noch 2400 Exemplaren in ganz Mitteleuropa, auswirken. Vor allem im Endausbau könnte das Projekt die Trappe gefährden, heißt es im Landesamt und von Naturschützern. Eurovegas betont hingegen, der Freizeitpark sei sehr wohl einer UVP unterzogen worden.

Auch die Vergabe der Kasino-Lizenzen scheint nicht ohne Probleme über die Bühne gegangen zu sein. Offenbar wurden die Ausschreibekriterien von Finanzministerium und Eurovegas im Vorfeld abgesprochen. In Folge bewarb sich auch nur das Konsortium um die Spielbanken-Genehmigung. Das werfe die Frage nach strafrechtlichen Konsequenzen auf, hält dazu das ungarische Regierungskontrollamt fest. Der Vertrag hätte angesichts der niedrigen Lizenzgebühr nicht abgeschlossen werden dürfen, meint die Prüfbehörde. Eurovegas zahlt für die fünf Lizenzen lediglich eine Mrd. Forint (fünf Mio. Euro) im Jahr. Auf der Homepage rühmt die Gesellschaft, dass die Genehmigung mit der "günstigsten Besteuerung von Kasinos in West- und Mitteleuropa" verbunden sei. Die fünf Lizenzen gestehen Eurovegas demnach eine unbegrenzte Anzahl von Automaten und Spieltischen zu. Im Endausbau will die Gruppe 200 Spieltische für Roulette oder Blackjack sowie 3000 Automaten betreiben.

In der ersten Phase will Eurovegas 265 Mio. Euro locker machen. Geplant sind vorerst 100 Spieltische und 1500 Automaten, ein Pokerraum und Bereiche für Sportwetten. Dazu kommt ein Vierstern-Hotel mit 316 Zimmern und ein Wellness-Bereich. Für den Betrieb wird die Hard-Rock-Gruppe verantwortlich zeichnen, die auch direkt an Eurovegas beteiligt ist.

Indianer expandieren

Zu ihr zählen nicht nur die gleichnamigen legendären Cafes, deren erstes vor 40 Jahren in London aufsperrte. 1995 stieg das Unternehmen in die Hotellerie ein und eröffnete einen Komplex in Las Vegas, dem weltweit zahlreiche weitere Anlagen folgten. 2007 kam es dann zu einem spektakulären Eigentümerwechsel: Der Indianerstamm Seminole aus Florida erwarb die Hard-Rock-Gruppe mit 124 Cafes und sechs Hotels um 965 Mio. Dollar und expandierte weiter. Zur Zeit sind 13 Hotels in Betrieb, vier geplant.

Auf Flops kann die Gruppe auch zurückblicken. 2008 wurde in Myrtle Beach in South Carolina ein Themenpark aufgesperrt, der noch im gleichen Jahr pleiteging. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.3.2011)