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Warten und auf ein Lebenszeichen von vermissten Angehörigen hoffen: Damit verbringen hunderte Menschen im Notquartier in Rikuzentakata im Bezirk Iwate im Nordosten Japans derzeit ihre Zeit.

Foto: Park Ji-ho, Yonhap/AP/dapd

Wien/Tokio - Seit dem Beben hat eine hektische Reisetätigkeit eingesetzt. "Einige haben sich schon am Samstag auf den Weg nach Osaka gemacht und fliegen ihre Familien aus", sagt Pascal Gudorf von der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Japan. Die Kammer erhält in Tokio nur noch einen Notdienst aufrecht und hat ein Büro in Osaka eingerichtet. Und die Lage ist brisant. Die Botschaften von Frankreich, Deutschland und Österreich haben ihre Bürger am Sonntag bereits mehr oder weniger direkt zur Ausreise aufgefordert.

"Wir haben Glück gehabt", sagt Michael Strasser, "der Narita-Express zum Flughafen ist gefahren - am Tag zuvor hat man für dieselbe Strecke 13 Stunden gebraucht". Seit Sonntagabend ist der Leiter der Österreich Werbung in Tokio mit seiner Familie wieder in Wien.

"Die Lufthansa hat den Airbus 380 bis zum letzten Platz aufgefüllt und alle mitgenommen, egal ob man ein Ticket hatte oder nicht", schildert Strasser seine Abreise im Gespräch mit dem Standard. Tausende Menschen würden in Narita auf den Heimflug warten, trotzdem laufe alles völlig ruhig ab.

Auch in Tokio selbst seien die Menschen nicht panisch gewesen. Lebensmittel und Wasser seien in den Supermärkten knapp geworden, und an den Bankomaten habe es kein Geld mehr gegeben, erzählt Strasser. "Die meisten aus der deutschsprachigen Community sind schon vor uns abgereist."

Büro derzeit geschlossen

Die beiden anderen österreichischen Mitarbeiter des Tokioter Büros sind ebenfalls wieder in Wien. "Unsere japanischen Kollegen sind trotz Erdbeben um acht Uhr wieder im Büro gewesen", sagt Strasser. Die Niederlassung der Österreich Werbung bleibt nun bis zum Wochenende geschlossen. Strasser, der seit zweieinhalb Jahren in der japanischen Hauptstadt lebt, möchte jedenfalls so bald wie möglich wieder nach Tokio zurück.

Die Maschinen der AUA sind in beide Richtungen voll ausgelastet. Nach Tokio sind derzeit vor allem Japaner an Bord, viele sind Transitpassagiere, die in Schwechat in die Langstreckenmaschine nach Hause einsteigen.

Mit an Bord der Boeing 777 war auf Wunsch der Fluglinie am Montagnachmittag auch eine Strahlenschutzspezialistin des Bundesheeres. Sie soll während des Landeanfluges auf Tokio Strahlenmessungen durchführen, um vor allfälligen Belastungen warnen zu können.

Die AUA-Maschine wird in Narita allerdings die neuen Passagiere an Bord nehmen, auftanken und gleich wieder starten. Die Crew wird erst in der koreanischen Hauptstadt Seoul gewechselt. Man werde fliegen, solange es möglich sei, sagte eine Sprecherin der Fluglinie.

Den Kansai Airport in Osaka fliegt die AUA nicht direkt an, es gebe aber eine Kooperation mit der Lufthansa, gebucht können die Fluge via AUA werden. (red, DER STANDARD-Printausgabe, 15.3.2011)