Uni-Wien-Rektor Georg Winckler neben seinem designierten Nachfolger Heinz Engl, Sabine Köszegi (TU Wien), Birgit Riegraf (Uni Paderborn), Manuela Baccarini (Zentrum für molekulare Biologie Max Perutz Laboratories) und Heinz Faßmann (Dekan Geowissenschaften Uni Wien) zum Weltfrauentag in Wien: Wie sehen die Geschlechterarrangements an den Universitäten aus?

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Von der "Welt ohne Frauen" zur "unternehmerischen Universität" spannte Birgit Riegraf, Soziologie-Professorin an der Uni Paderborn, ihren Vortragsbogen zu den Geschlechterarrangements an den Hochschulen in der Vorwoche im Wiener Albert-Schweitzer-Haus.

Sylwia Bukowska, Leiterin der Frauenförderung und Gleichstellung an der Uni Wien, hatte eine fachkundige und prominente Runde zum Thema geladen.

Einige der Befunde Riegrafs: Trotz Öffnung der Hochschulen sind die Chancen von Frauen auf eine Professur doppelt bis achtfach geringer als die von Männern. Die "leaky pipeline" - also der überproportionale Verlust von Frauen durch die Habilitationshürde, "nachweisliche" Unterschiede hinsichtlich der Leistungsbewertung, mehr prekäre und materiell unsichere Stellen - tendenziell mehr Lehre denn Forschung für Frauen. Insgesamt in der ein oder anderen Weise Folgen der "Ökonomisierung" der zunehmend nach betriebswirtschaftlichen Kriterien organisierten Unis. Dazu ortet Riegraf auch eine Abwertung des ProfessorInnenstandes bei gleichzeitig vermehrtem Einzug der Frauen - einer der Punkte, zu dem am heftigsten diskutiert wurde.

Einig auch die Männer auf dem Podium: Diskriminierungsmechanismen sind subtiler geworden. Ganz wegdiskutieren ließen sie sich an dieser Stelle allerdings aus keiner Perspektive. Wo die Löcher in der Pipeline zu orten sind, unterstrich auch Sabine Köszegi, Professorin für Arbeitswissenschaft an der TU Wien mit ersten Ergebnissen ihrer Studie zur "leaky pipeline": Verdeckt lagen im Auswahlprozess Frauen und Männer gleichauf im jeweiligen Qualifikationsquadranten, offen rangierten die qualifizierteren Frauen deutlich weiter unten als ihre männlichen Kollegen.

Dass sich der Eindruck aufdrängt, wir wüssten alles (oder viel), es passiere aber wenig zu den Defizitthemen wie mangelnde Kinderbetreuung als Hürde für Frauen, wurde vom Publikum sehr laut bejaht.

"Alte" Erkenntnisse

Sukkus der Diskussion: Es sind Führungsaufgaben, es ist ein Spielraum der Hochschulspitzen, der im Sinne von mehr Gender-Gerechtigkeit zu nützen sei. Es geht um Personalmanagement ebenso wie um eine Art Risikobereitschaft für längerfristige Forschungs-Commitments. Prozesse, die sowohl "top down" als auch "bottom up" zu implementieren und mit Leben zu erfüllen seien. Auftrag auch an die Politik sind bessere Rahmenbedingungen für Eltern.

Der künftige Rektor der Uni Wien, Heinz Engl, bekannte sich laut zur aktiven Förderung der Vereinbarkeit für Frauen und räumte ein, dass die Maßnahmenbündel nicht bloß am Geld hingen. Kurz davor hatte der designierte Rektor in einer Pressekonferenz von einem jährlichen Fehlbetrag für den Betrieb der Uni Wien von 150 Mio. Euro gesprochen. (kbau, DER STANDARD, Printausgabe 12./13.3.2011)