Hans Reitz ist Mitbegründer des Grameen Creative Labs und berät Personen auf ihrem Weg ins soziale Unternehmertum.

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Bis 2006 gab es so gut wie gar nichts zum Thema Social Business, sagt Hans Reitz. Vor drei Jahren gründete er gemeinsam mit dem Initiator der Grameen Bank, Muhammad Yunus, das Grameen Creative Lab. "Ziel dieses Labs ist es, kreative Ideen so weit zu unterstützen, dass diese in eine unternehmerische Form gebracht werden", erklärt Reitz.

Dabei gehe es auch darum, dem "Wildwuchs an Social Business" entgegenzuwirken. Dafür müsse die Idee und das Konzept dieser Unternehmensform klar definiert werden. Auch das ist eine Aufgabe des Grameen Creative Labs, und dafür ist der hauptberufliche Eventmanager viel unterwegs und wird nicht müde, das Konzept Social Business vorzustellen - so auch am Montag in Wien auf Einladung von Trigon Entwicklungsberatung.

Zu groß gedacht

Soziales Unternehmertum müsse, so wie jedes andere Unternehmen, Gewinne erwirtschaften. Das, was Social Business von anderen Unternehmen unterscheidet, sei der Unternehmenszweck, ergänzt Reitz. "Nicht die persönliche Bereicherung steht im Vordergrund, sondern die Lösung für ein soziales Problem. Der Profit fließt ins Unternehmen zurück", fügt Reitz an. Die Schwierigkeit aus seiner Erfahrung als Berater sei der erste Schritt. Als Social Business dürfe man sich nicht zu schade sein, klein anzufangen. Viele würden den ersten kleinen Schritt erst gar nicht machen, weil sie "in zu großen denken". In der Einfachheit der Idee des Social Business stecke die Kraft. "Was nicht heißt, dass die Umsetzung einfach ist", gibt er zu.

Kreative Verantwortung nennt er dafür den gesellschaftlichen Auftrag, denn es gehe nicht mehr nur darum, nachhaltig zu handeln. "In den letzten 300 Jahren wurden unsere Ressourcen permanent abgebaut - damit die Weltbevölkerung weiter existieren kann, ohne dass der Stärkere den Schwächeren schlägt, müssen die Ressourcen aufgefüllt werden", erklärt Reitz. "Wir müssen schöpferisch, also kreativ sein, um für sieben Milliarden Menschen ein nachhaltiges System aufbauen zu können", fügt er an.

Das herkömmliche Wirtschaftssystem sei ein Modell für den eigenen Vorteil, selbstloses Handeln werde darin eher belächelt. Um aber die sozialen Herausforderungen bewältigen zu können, dürfe es nicht zu einem Survival of the Fittest kommen, sondern die stärksten Glieder der Gesellschaft sollten das Privileg, sich um andere kümmern zu können, auch nutzen, so Reitz, der selbst in verschiedenen Social Businesses engagiert ist.

Klare Definition

Für Reitz ist Muhammad Yunus mit seiner Grameen Bank, die Mikrokredite an die Ärmsten der Armen seit mittlerweile 28 Jahren vergibt, ein Vorreiter im sozialen Unternehmertum. Dass dieses Konzept in letzter Zeit in Verruf geraten ist, ärgert ihn. Auch hier gebe es einen Wildwuchs, der in vielen Fällen nichts mehr mit der Ursprungsidee zu tun habe. "Viele Mikrofinanzierer haben die Maximierung des Gewinns zu ihrem Unternehmensziel gemacht", sagt er. Grundsätzlich sei es jedem Unternehmen freigestellt, welches Geschäftsziel es verfolge, nur habe die Steigerung des Profits nichts mehr mit der Grundidee von Yunus zu tun. Und das Traurige daran sei, dass es um die ärmsten Teile der Bevölkerung gehe, so Reitz weiter.

Aus diesem Grund wird im Herbst diesen Jahres auch ein Microcredit Summit in Spanien stattfinden, auch um mehr Transparenz ins Dickicht der Mikrofinanzierer zu bringen. Dass das System der Mikrokredite, so wie von Yunus konzipiert, nach wie vor notwendig sei, ist für ihn unbestritten. "Weltweit gibt es 2,5 Mrd. Menschen, die keinen Zugang zu Finanzservices haben", ergänzt Reitz. (Gudrun Ostermann/DER STANDARD; Printausgabe, 12./13.3.2011)