Matt Damon und John Slattery im Paranoiathriller "Der Plan".

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Regisseur George Nolfi gelingen einige dynamische Jagdszenen.

Wien - Ein Mann betritt morgens das Büro. Alle sind an ihrem Platz, aber keiner regt sich. Wie Schaufensterpuppen stehen und sitzen die Kollegen da, in einer anderen Zeitebene eingefroren. Dafür bewegen sich zwischen ihnen Herren in Hut und Anzug - Wartungstechniker gewissermaßen, verantwortlich dafür, dass alles nach Plan läuft hier auf Erden.

Das ist ein schönes Bild (auch wenn es als Sinnbild etwas simpel bleibt). Schon vorher ist an Der Plan / The Adjustment Bureau aufgefallen, dass die Räume oft eigentümlich leer sind, unser Held sich fast wie durch Kulissen bewegt. David Norris (Matt Damon) heißt der Mann, der stets zur Unzeit am richtigen Ort ist. Ein politischer Hoffnungsträger, der sich nach einer peinlich verlorenen Wahl in die Wirtschaft zurückgezogen hat. Diesmal ist der ihm zugeteilte Agent kurz eingenickt, jetzt müssen die grauen Männer sehen, wie sie den menschlichen Systemfehler wieder unter Kontrolle bringen - zumal jede minimale Veränderung des Masterplans wie ein Steinchen im Wasser unendlich Wellen schlägt.

Dazu kommt noch, dass sie es mit großen Gefühlen aufnehmen müssen. Drei Jahre vorher haben sie eine aufkeimende Lebensliebe gerade noch unauffällig sabotieren können. Jetzt begegnet Norris der Unbekannten wieder und zeigt sich für vernünftige Argumentation und unmissverständliche Drohungen zunehmend weniger empfänglich. Zur Seite gestellt hat man Matt Damon in dieser Angelegenheit die Britin Emily Blunt, die zuvor unter anderem als hysterische Assistentin durch Der Teufel trägt Prada trippelte und als The Young Victoria glänzte. Hier spielt sie zwar nur die zweite Geige, wirkt aber trotz der Eingeschränktheit ihrer Rolle noch angenehm unkorrigiert - so wie ihr ansteckender Lacher.

Mit dem Wiederauftauchen von Elise (Blunt) verschiebt sich aber leider auch der Fokus des Films, der anfänglich einen klassischen Politverschwörungsthriller antäuscht, dann aber dem Liebesdrama Vorrang gibt und seine zentrale Frage nach der freien Willensentscheidung mit der Vereinbarkeit von Karriere und Beziehung beantwortet. Die Vorlage stammt übrigens vom Philip K. Dick (und hieß im Original Adjustment Team ). Adaptiert hat George Nolfi, ein Verschwörungstheorie-erprobter Drehbuchschreiber (The Bourne Ultimatum, The Sentinel), der hier erstmals auch selbst inszeniert. Vor allem in den physisch fordernden Verfolgungsjagden funktioniert Der Plan am Ende trotzdem nicht schlecht als schlankere, visuell um vieles bescheidenere Variation auf Inception. (Isabella Reicher, DER STANDARD - Printausgabe, 12./13. März 2011)