Karen Duve lebt die mit einem Maultier, einem Pferd, einem Esel, zwei Katzen und zwei Hühnern auf dem Land in der Märkischen Schweiz.

--> Ja, klar sind wir Tiere!
Karen Duve und Jonathan Safran Foer im Interview mit Severin Corti über innere Schwächen und den eigenen Hund

Foto: Verlag

7,99 Euro kostet ein bisschen Faschiertes von Demeter. "Mehr als doppelt so viel wie das aus der Bio-Company", überlegt Karen Duve an der Kassa eines Bio-Supermarktes. "Dafür dürfen Demeter-Rinder ihre Hörner behalten, sollen so viel wie möglich an die frische Luft können und stehen so oft wie möglich auf der Weide". Aber darf man überhaupt Tiere essen?

Selbstversuche sind zurzeit ein Erfolgsgarant für publizistischen Erfolg. Mit gutem Grund, denn was ist glaubwürdiger als am eigenen Leib zu erfahren, wie sich der Tagesablauf nach den Gesetzen der Bibel, ein Leben ohne Erdöl oder ein Alltag ohne tierische Produkte gestaltet.

Bei letzterem handelt es sich um Karen Duves Selbstversuch und dieser ist ohne Ablaufdatum. Denn so viel steht fest: So weiterleben wie zuvor kann die deutsche Autorin nun nicht mehr.

Vier Stufen

In vier Stufen vollzog Duve ihr Experiment. Zwei Monate lang lebte sie bio, zwei Monate vegetarisch, vier Monate vegan und zwei Monate fructarisch. Diese Ernährung ausschließlich von Früchten und Gemüse, bei der keine Pflanze zu Schaden kommt, auf Dauer durchzuhalten, ist Duve dann doch "zu hart". Auch als Veganerin sieht sie sich nicht, aber den Verzicht von Fleisch will sie sich auch zukünftig vor allem aus Gründen der Ethik leisten – auch wenn sie sich noch nicht gänzlich entschieden hat. Aber wer einmal den Blick analytisch auf das Grauen der Massentierhaltung gerichtet hat, kann kaum mehr zurück.

Die Selbstverpflichtung zum anständigen Essen reicht weit über das Essen hinaus: Gummistiefel – selbstverständlich aus ökologisch korrektem Gummi -statt Lederschuhe, Tierbefreiungsaktionen, Verzicht auf Coca Cola oder auf das Asthmamittel, weil dafür Tierversuche nötig waren etc. etc. Nicht einfach für Genussmensch Duve, deren dringlichste Frage zu Beginn des Experiments war, ob sie weiterhin ihre geliebtes Cola-Light trinken, Bratwürstchen, Schokolade und Ketchup in der Plastikflasche im Einkaufswagen auftürmen dürfe.

Was darf man essen?

Darf man Tiere essen? Falls nein, warum dann Pflanzen? Welchen Gewinn können wir daraus ziehen, wenn wir unsere Gewohnheiten ändern? Mit radikaler Selbstreflexion und dem ihr eigenen knochentrockenen Humor setzt sich mit der großen Frage auseinander, wie viel sie sich auf Kosten anderer gönnen kann. (red,derStandard.at,14.03.2011)