Er hat's geschafft: Junglehrer müssen auf ihre Jobzusage oft lange warten.

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Wien - Allerorts stöhnen Schuldirektoren über Personalmangel - an der Postenvergabe beim Wiener Stadtschulrat dürfte das noch nicht allzu viel verändert haben. "Man kommt sich vor wie ein Bittsteller" , berichtete eine junge Lehrerin dem Standard. Das beginnt bei der Bewerbungsfrist: Während zwei Wochen pro Jahr (Ende April/Anfang Mai) nimmt der Stadtschulrat Bewerbungen überhaupt entgegen; Unterlagen, die vor oder nach dieser Frist einlangen, könne man schlicht "nicht behandeln" , wurde der betroffenen Lehrerin mitgeteilt.

Ist die Bewerbung fristgerecht eingelangt, dann beginnt das Warten. Frühestens mit Ende des Schuljahres gibt es die Zusage für einen Posten, der "Worst Case" ist laut einem Sprecher des Stadtschulrates eine Zu- oder Absage im Herbst, wobei Lehrer, die noch nicht an einer Wiener Schule unterrichtet haben, tendenziell länger warten müssen als jene, die bereits im System sind.

"Das ist eine unglaubliche Anspannung" , sagt die junge Lehrerin, für die ein Job in Wien auch einen Umzug bedeuten würde. Beim Stadtschulrat wird die lange Wartezeit damit begründet, dass der tatsächliche Lehrerbedarf erst im September feststehe. Ein Kind mehr pro Jahrgang könne eine Klassenteilung und damit mehr Stunden bedeuten, auch Pensionierungen würden oft kurzfristig bekannt gegeben. Allein heuer erreichen 1500 Wiener Lehrer das Pensionsantrittsalter.

Noch ist unklar, wie viele neue Lehrer im Herbst in Wien gebraucht werden, der Bedarf ist laut Stadtschulrat aber "tendenziell groß" . Vor allem in Naturwissenschaften, Mathematik, Englisch, Sport und kreativen Fächern wie Bildnerische Erziehung werden Nachwuchspädagogen gesucht. Und die Stadt behilft sich mit Lehramtsstudenten; Anfang des Jahres waren knapp 100 in den Volks- und Hauptschulen, 86 in den AHS und 39 in den BMHS.

Gratissupplierstunden

Dass die Stadt laut Stellenplan des Bundes heuer 80 Dienstposten einsparen muss, soll laut Stadtschulrat keine direkten Auswirkungen auf den Unterricht haben; schließlich gehe es auch nicht um eine konkrete Kopfzahl, sondern um fiktive Posten, die etwa entstehen, weil ein Lehrer längere Zeit im Krankenstand ist und für ihn suppliert werden muss. Bis zu 20 Stunden pro Schuljahr muss ein Lehrer ohne Extrabezahlung supplieren. Der Stadtschulrat hält die Direktoren an, dies auch auszuschöpfen - und nicht, wie an einzelnen Standorten versucht wurde, Freigegenstände oder Förderunterricht zu streichen. (Andrea Heigl, DER STANDARD; Printausgabe, 11.3.2011)